Bratschi AG

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Bratschi AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1939/2008
Sitz Zürich, Schweiz
Mitarbeiterzahl 200, davon über 100 Rechtsanwälte
Branche Rechtsberatung
Website https://www.bratschi.ch/de.html
Stand: 2020

Bratschi AG ist eine der grössten[1] und renommiertesten[2][3][4][5][6][7] Wirtschaftskanzleien der Schweiz.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ursprünge der Kanzlei gehen auf das 1939 in Zürich gegründete Anwalts- und Vermögensverwaltungsbüro Wiederkehr & Forster zurück. In den 1960er Jahren begann der promovierte, auf Wirtschafts- und Medienrecht spezialisierte Berner Anwalt Peter Joachim Bratschi mit einer Ein-Mann-Kanzlei. Aus zwei Ostschweizer Kanzleien formierte sich im Jahr 2004 in St. Gallen Buob Staub & Partner. Aus diesen drei Pfeilern entstand 2008 die Bratschi AG mit Niederlassungen in Basel, Bern, Genf, Lausanne, St. Gallen, Zug und Zürich.[8][9] Mit über 100 Anwälten und gegen 200 Mitarbeitenden zählt sie zu den grössten Kanzleien der Schweiz und verfügt über ein kanzleieigenes Notariat mit Büros in Basel, Bern, Zug und St. Gallen.[10][11]

Für die Wirtschaftskanzlei waren u. a. Peter V. Kunz[12] und Peter Bratschi[13], Neffe des Bundesrichters Theodor Bratschi, tätig.

Auswahl bekannter Fälle und Mandate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kuwait[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bratschi vertrat die Interessen des Kuwait Investment Office und damit des kuwaitischen Finanzministeriums in der Schweiz.[14] Als Vertreter des KIO amtete Peter Bratschi nahezu drei Jahrzehnte lang als Präsident der bis 2013 von Kuwait kontrollierten Victoria-Jungfrau Collection.[15]

Fall Borer versus Ringier[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Peter Bratschi vertrat den Schweizer Diplomaten und ehemaligen Botschafter in Deutschland Thomas Borer in einer Verleumdungsklage gegen Ringier. Der Ringierkonzern zahlte Borer die in der Schweiz rekordhohe Entschädigung von acht Millionen Franken. Verleger Michael Ringier musste sich in einem offenen Brief in der Zeitung «Blick» bei Borer entschuldigen.[16][17]

Fall Matter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bratschi vertrat den Schweizer Banker und Nationalrat Thomas Matter in mehreren Fällen.[17] Eine Untersuchung der Staatsanwaltschaft gegen Matter wegen angeblicher Bevorzugung einzelner Aktionäre wurde eingestellt. Die Zeitungen «Blick» und «SonntagsBlick» mussten sich für ihre Berichterstattung öffentlich entschuldigen.[18] Peter Bratschi ist Vizepräsident des Verwaltungsrats der Neuen Helvetischen Bank, in dem auch Marcel Rohner sitzt und die durch ihn, Matter und Philippe Gaydoul kontrolliert wird.[19]

Fall Gurlitt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kanzlei beriet das Kunstmuseum Bern in der Kontroverse um die Schenkung der Kunstsammlung des Deutschen Cornelius Gurlitt.[20][21] Peter Bratschi vertrat ausserdem den Berner Galeristen Eberhard Kornfeld, der über Jahre hinweg Werke aus der Sammlung Gurlitt gekauft hatte.[17]

Crypto AG[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bratschi AG begleitete die Abwicklung und Neustrukturierung der Crypto AG in Steinhausen im Jahr 2018.[22] Erst zwei Jahre später wurde die vormalige Eigentümerschaft von CIA und BND durch Recherchen des Schweizer Fernsehens und der Washington Post öffentlich (Siehe Operation Rubikon).[23]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dreharbeiten für den James-Bond-Film «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» fanden vor und im Eingangsbereich der Kanzlei in Bern statt.[24] Das «Büro Bratschi», wie die Kanzlei auch genannt wird, diente als Vorbild für die Advokatur «Gebrüder Gumbold» im Film.[17]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dario Ramon Buschor: Die grössten Anwaltskanzleien der Schweiz. In: Vista Blog - Universität St. Gallen. Universität St. Gallen, 14. Januar 2021, abgerufen am 5. September 2023.
  2. Legal 500 Legalease: Leading Firms: German-Speaking Switzerland. Legalease Ltd., 5. September 2023, abgerufen am 5. September 2023 (englisch, Legalease Ltd. is a global legal research and publishing company founded in the UK in 1987. The company assesses global law firms and lawyers for its publications, annual lists and guides, including Legal Business, GC Magazine and The Legal 500 series.).
  3. Chambers and Partners: Leading Swiss Law Firms. In: Chambers and Partners. Chambers and Partners, 5. September 2023, abgerufen am 5. September 2023 (englisch, Chambers and Partners (often noted elsewhere as Chambers & Partners) produces international rankings for the legal industry, which is headquartered in London, United Kingdom.).
  4. Best Lawyers: Best Lawyers Switzerland 2024. In: Best Lawyers. Best Lawyers, 5. September 2023, abgerufen am 5. September 2023 (englisch, Debuted in 2010, Best Law Firms® is the most credible rankings of exceptional law firms, rooted in a rigorous, peer-to-peer, industry-driven evaluation.).
  5. Marc Kowalsky: Das sind die Top-Anwälte der Schweiz 2023. In: BILANZ. Ringier Axel Springer Schweiz, 1. Mai 2023, abgerufen am 5. September 2023 (Bereits zum siebten Mal veröffentlicht BILANZ die Listen der Top-Anwaltskanzleien der Schweiz: Sie basieren auf den Empfehlungen von Rechtsanwälten (Peer-to-Peer-Befragung) und Mandanten in 31 verschiedenen Rechtsgebieten und zum fünften Mal in neun verschiedenen Branchen. Es wurden insgesamt mehr als 6700 Anwälte, mehr als 1300 Inhouse-Juristen und Leiter der Rechtsabteilungen sowie Mandanten von Anwaltskanzleien zur Befragung eingeladen.).
  6. IFLR: IFLR 1000 Ranking. In: IFLR1000. IFLR, 5. September 2023, abgerufen am 5. September 2023 (englisch, IFLR1000 is a leading international legal market research product specialised in ranking financial and corporate law firms and lawyers.).
  7. Die besten Anwaltskanzleien der Schweiz 2023. Abgerufen am 2. November 2023 (Schweizer Hochdeutsch).
  8. Geschichte - Bratschi Rechtsanwälte. Abgerufen am 27. Februar 2021.
  9. Niederlassungen - Bratschi Rechtsanwälte. Abgerufen am 27. Februar 2021.
  10. Alle Anwälte - Bratschi Rechtsanwälte. Abgerufen am 27. Februar 2021.
  11. Notariat - Bratschi Rechtsanwälte. Abgerufen am 27. Februar 2021.
  12. Prof. Dr. Peter V. Kunz: Lebenslauf. In: Lebenslauf. Peter V. Kunz, abgerufen am 23. Februar 2024.
  13. Marcello Odermatt: Anwalt an vielen Fronten. In: Der Bund. Der Bund, 7. März 2015, abgerufen am 23. Februar 2024.
  14. «Bellevue Palace» schafft Wende. In: Der Bund. ISSN 0774-6156 (derbund.ch [abgerufen am 27. Februar 2021]).
  15. Jungfrau Zeitung: Der Patron, der seine Hotel-Laufbahn am Piano begann. 25. September 2012, abgerufen am 27. Februar 2021.
  16. Borer klagt gegen «Blick»-Chef | NZZ. Abgerufen am 27. Februar 2021.
  17. a b c d Anwalt an vielen Fronten. In: Der Bund. ISSN 0774-6156 (derbund.ch [abgerufen am 27. Februar 2021]).
  18. Banking: Das neue Leben des Thomas Matter | BILANZ. Abgerufen am 27. Februar 2021.
  19. Unternehmerbank: Grünes Licht für Thomas Matter. 13. Dezember 2010, abgerufen am 27. Februar 2021 (deutsch).
  20. Dorothee Baer-Bogenschütz: Warten auf Gurlitt. 24. Februar 2015, abgerufen am 27. Februar 2021.
  21. Gurlitt-Erbe: Die geheimen Seilschaften und Strategien. In: Berner Zeitung. ISSN 1424-1021 (bernerzeitung.ch [abgerufen am 27. Februar 2021]).
  22. Umstrukturierung und Transaktionen der Crypto AG. Abgerufen am 27. Februar 2021 (deutsch).
  23. Georg Häsler Sansano Bern: «Crypto-Leaks»: Die CIA und der deutsche Nachrichtendienst haben jahrelang über eine Schweizer Firma gegen 100 Staaten abgehört – der Bundesrat reagiert | NZZ. Abgerufen am 27. Februar 2021.
  24. Bern im Bond-Film – damals und heute. In: Berner Zeitung. ISSN 1424-1021 (bernerzeitung.ch [abgerufen am 27. Februar 2021]).