C. G. Boerner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

C. G. Boerner ist eine deutsche Kunsthandlung, spezialisiert auf Handzeichnungen und Graphik.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

C. G. Boerner, Auktionskatalog 1911

Am 8. November 1826 gründete der Maler Carl Gustav Boerner (1790–1855) auf Anregung und mit Unterstützung seines Freundes, des Kaufmanns und Sammlers Heinrich Wilhelm Campe (1771–1862), in Leipzig ein Kunstantiquariat, das auf Handzeichnungen und Graphik spezialisiert war. 1827 versandte er seine erste Lagerliste; zu den Kunden gehörte auch Goethe.[1] Er handelte mit damals „zeitgenössischer“ Kunst, Werken der Romantiker und Nazarener, aber auch mit älteren Werken. 1860 übernahm sein Sohn Paul Erwin Boerner (* 1836; † 1. Mai 1880)[2] die Leitung der Firma. Er gliederte 1871 nach dem Tode von Andreas Andresen die ebenfalls auf Papierarbeiten spezialisierte Firma Rudolph Weigel’s Kunst- und Buchhandlung an und baute C. G. Boerner zum führenden Kunstantiquariat in Deutschland aus. Insbesondere fanden nun Auktionen statt. Nach dem Tod von Paul Erwin Boerner 1880 ging die Firma auf seine Witwe Rosa, geb. Bretschneider, über, die Johannes Georg Hermann Arnold († 22. August 1899)[3] Prokura erteilte, dieser war ab 1896 Teilhaber der Firma. 1899 übernahm der Sohn Hans Boerner (* 6. März 1877 in Leipzig; † 18. März 1947 ebenda)[4] die Firma, Albert Hermann Arnold[5] wurde Prokurist. 1903 gründete er mit dem Wiener Antiquar Gustav Nebehay das vom Graphikantiquariat unabhängige Buchantiquariat C. G. Boerner, die Zusammenarbeit zerbrach 1924, das Buchantiquariat wurde aufgegeben.[6] 1912 zog die Firma in neue Geschäftsräume in der Universitätsstraße 26. Seit 1919 war Eduard Trautscholdt (* 13. Januar 1893; † 28. September 1976)[7] Mitarbeiter der Firma, 1921 erhielt er Prokura. 1929 trat Wolfgang Boerner (* 1904 in Dresden; † 1945 in Frankfurt/Oder).[8] in die Firma ein. Im Zuge der Arisierung wurde 1938 die von Hans Wertheim (1897–1938) aus der Familie Wertheim gegründete Firma Bibliographikon in Berlin erworben.[9] Die letzte Auktion, die 207., fand vom 30. März bis 1. April 1943 statt. Am 4. Dezember 1943 wurden die Geschichtsräume (Universitätsstraße 26) ebenso wie das Privathaus von Hans Boerner (Hillerstraße 3) bei einem Luftangriff zerstört.

Nach Hans Boerners Tod 1947 übernahm Eduard Trautscholdt die Firma, die er 1950 in Düsseldorf (Kasernenstraße 13), wohin er auch die der Kriegszerstörung entgangenen Teile der Bibliothek und des Archivs gebracht hatte, als C. G. Boerner GmbH wieder eröffnen konnte. Seit 1947 arbeite Ruth-Maria Muthmann (* 1927) in der Firma, die sie ab 1973 leitete. Nach dem Krieg fanden keine Auktionen mehr statt. Von 1967 bis zu ihrer Pensionierung 2004 arbeitete die Kunsthistorikerin und Zeichnungsspezialistin Marianne Küffner (* 1934 in Hannover)[10] im Unternehmen. 1984 wurde eine Filiale in New York eröffnet. 1995 erwarb die Londoner Kunsthandlung Artemis Fine Arts C. G. Boerner, 2005 wurde das Unternehmen jedoch wieder eigenständig mit den Standorten Düsseldorf und New York.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • E. S.: 100 Jahre C. G. Boerner in Leipzig. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Band 93, 1926, Nr. 260, S. 1325–1326.
  • Max Ziegert: C. G. Boerner, Leipzig. 100jähriges Bestehen der Firma. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel Band 93, 1926, Nr. 266, S. 65–66.
  • C. G. Boerner 125 Jahre! In: Weltkunst Bd. 21, 1951, Nr. 24, S. 8.
  • E. Henze: Boerner, C. G. In: Lexikon des gesamten Buchwesens. Band 1. Stuttgart 1987, S. 485.
  • Christian M. Nebehay: Gustav Nebehay als Antiquar. Zweite Folge: Bei C. G. Boerner in Leipzig 1903–1915. In: Aus dem Antiquariat. Zeitschrift für Antiquare und Büchersammler 1985, S. 86–93.
  • Dieter Gleisberg: Zum Geleit einer Ausstellung von C. G. Boerner im 165. Jahr des Bestehens anlässlich der Gründung des Neuen Leipziger Kunstvereins. In: C. G. Boerner: Von Schongauer bis Beckmann. Zeichnungen und Druckgraphik aus fünfhundert Jahren. Düsseldorf 1990, S. 5–10.
  • Karl Wilhelm: Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Kunstauktionswesens in Deutschland vom 18. Jahrhundert bis 1945. Tuduv, München 1990, ISBN 3-88073-338-4, S. 202–217.
  • Herbert Kästner: Das Graphikantiquariat C. G. Boerner. In: Marginalien. Band 179, 2005, Nr. 3, S. 86–87.
  • Anna-Lisa Langhoff: C. G. Boerner. In: Nadine Oberste-Hetbleck (Hrsg.): Zur Geschichte des Düsseldorfer Kunsthandels. Düsseldorf University Press, Düsseldorf 2014, ISBN 978-3-943460-28-5, S. 49–55.
  • Armin Kunz, F. Carlo Schmid: Vorwort. In: Eine Graphikauswahl meist älterer Meister, aus Anlass unseres 190-jährigen Bestehens (Neue Lagerliste 135). C. G. Boerner, Düsseldorf/New York 2016 (Firmengeschichte; Digitalisat).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dieter Gleisberg, Philine Brandt: "... im Zusammenhang wird jedes Blatt instructiv." Goethe und der Kunsthändler Carl Gustav Boerner. Verzeichnis der durch Goethe für seine Kunstsammlung von Carl Gustav Boerner erworbenen Druckgraphik in Ergänzung des Kataloges "Goethe, Boerner und Künstler ihrer Zeit". Düsseldorf 1999. Weimar 2000; Karin Vorderstemann: »Sr. Excellenz dem Herrn Staatsminister von Goethe zu Weimar sende Demselben zur Auswahl an Original-Handzeichnungen«. Zu ungedruckten Notizen Goethes auf einer Auswahlliste von Carl Gustav Boerner. In: Goethe Jahrbuch 2018, S. 118–129.
  2. DNB 116225017.
  3. DNB 1073448177.
  4. DNB 1073441202. Sein einziger Sohn Hermann Boerner wurde Mathematiker.
  5. DNB 1073388158; Bruder von Johann G. H. Arnold.
  6. Christian M. Nebehay: Gustav Nebehay als Antiquar. Zweite Folge: Bei C. G. Boerner in Leipzig 1903–1915. In: Aus dem Antiquariat. Zeitschrift für Antiquare und Büchersammler 1985, S. 86–93.
  7. DNB 18957190X; Anna Klapheck: In memoriam Dr. Eduard Trautscholdt. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel Band 32, 1976, S. A358–A359.
  8. DNB 1243763000. Sohn des ursprünglich als Rechtsanwalt tätigen Dr. Carl Erwin Boerner, eines Bruders von Hans Boerner, der seit 1914 in der Firma tätig war.
  9. Monika Gibas: „Arisierte“ Kunstschätze: Kunstmuseen und privater Kunsthandel als Täter und Nutznießer der Enteignung jüdischer Kunstbesitzer in Leipzig. In: „Arisierung“ in Leipzig. Annäherung an ein lange verdrängtes Kapitel der Stadtgeschichte der Jahre 1933 bis 1945. Leipzig 2007, ISBN 978-3-86583-142-2, S. 226.
  10. DNB 132995646; Festgabe für Marianne Küffner zum 3. Oktober 2004. C. G. Boerner, Düsseldorf 2004.