COACH-Syndrom

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Klassifikation nach ICD-10
Q04.3 Sonstige Reduktionsdeformitäten des Gehirns
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das COACH-Syndrom ist eine sehr seltene angeborene Form des Joubert-Syndroms mit Beteiligung der Leber (Leberfibrose). Die Bezeichnung ist ein Akronym für Fehlen (Aplasie) des Kleinhirnwurmes (Cerebellum), Oligophrenie (Schwachsinn), Ataxie, Colobom und Leberfibrose (Hepatische Fibrose). Das Syndrom wird als Subtyp des Joubert-Syndromes (Joubert-Syndrom und verwandte Krankheiten) angesehen.[1][2][3]

Synonyme sind: Gentile-Syndrom; Hypo/Aplasie des Kleinhirnwurms – Oligophrenie – kongenitale Ataxie – Kolobom – Leberfibrose; JS-H; Joubert-Syndrom mit kongenitaler hepatischer Fibrose.

Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1974 durch den Kanadier Alasdair Hunter und Mitarbeiter.[4]

Die Bezeichnung COACH wurde im Jahre 1989 geprägt von den Belgiern A. Verloes und C. Lambotte.[5]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Häufigkeit wird mit unter 1 zu 1.000.000 angegeben, die Vererbung erfolgt autosomal-rezessiv.[1]

Ursache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Je nach zugrunde liegender Mutation können folgende Typen unterschieden werden:[1][2]

Mutationen im TMEM67-Gen finden sich auch beim Meckel-Syndrom Typ 3, dem Joubert-Syndrom Typ 6 (mit hepatischem Defekt), dem RHYNS-Syndrom[9] und der Nephronophthise Typ 11.

Mutationen im CC2D2A-Gen finden sich auch beim Meckel-Syndrom Typ 6, dem Joubert-Syndrom Typ 9 (mit Augen bzw. Leberdefekt) und der Retinopathia pigmentosa Typ 93.

Mutationen im RPGRIP1L-Gen finden sich auch beim Meckel-Syndrom Typ 5, dem Joubert-Syndrom Typ 7 (mit Nierenstörung).

Klinische Erscheinungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klinische Kriterien sind:[1][2][3]

  • Manifestation in der Neugeborenenzeit
  • Ausmaß und Beginn der Leberbeteiligung ist variabel, meist Leberfibrose
  • Hypo- oder Aplasie des Kleinhirnwurmes
  • angeborene Ataxie
  • geistige Retardierung
  • Nystagmus und Ptosis
  • Nierenzysten

Hinzu können Kolobome der Ader--Netzhaut oder am Sehnerven sowie eine Nephronophthise kommen. Es besteht eine Assoziation mit der Autosomal-rezessiven polyzystischen Nierenerkrankung (ARPKD).

Diagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Diagnose ergibt sich aus den Befunden der medizinischen Bildgebung. In der Sonografie erkennt man eine erhöhte Echogenität des Leberparenchyms, eine Splenomegalie und gegebenenfalls in Umgehungskreislauf bei Portaler Hypertension. Die Nierenpyramiden sind vermehrt echogen. Am Auge findet sich ein Kolobom mit Retinadefekt und schräg verlaufender hinterer Herniation des Glaskörpers, eventuell eine Netzhautablösung. In der Magnetresonanztomographie besteht zusätzlich sichtbar eine Hypoplasie bis Aplasie des Kleinhirnwurmes, die Kleinhirnhemisphären berühren sich in der Mitte, die oberen Kleinhirnschenkel verlaufen horizontal und fallen dadurch auf.[3]

Differentialdiagnostik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom klassischen Joubert-Syndrom unterscheidet das COACH-Syndrom sich durch das Fehlen von okulomotorischen Auffälligkeiten und von Episoden von Hyperpnoe.[3]

Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine ursächliche Behandlung ist nicht bekannt, der Schwerpunkt liegt daher in der Vermeidung einer Portalen Hypertension und des Leberversagens.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • A. George, T. Cogliati, B. P. Brooks: Genetics of syndromic ocular coloboma: CHARGE and COACH syndromes. In: Experimental eye research. Band 193, April 2020, S. 107940, doi:10.1016/j.exer.2020.107940, PMID 32032630, PMC 7310839 (freier Volltext) (Review).
  • R. K. Sanjeev, S. Kapoor, M. Goyal, R. Kapur, J. G. Gleeson: Molar Tooth Sign with Deranged Liver Function Tests: An Indian Case with COACH Syndrome. In: Case reports in pediatrics. Band 2015, 2015, S. 385910, doi:10.1155/2015/385910, PMID 26075130, PMC 4449927 (freier Volltext).
  • G. I. Kirchner, S. Wagner, P. Flemming, J. S. Bleck, M. Gebel, I. Schedel, A. Schüler, M. Galanski, M. P. Manns: COACH syndrome associated with multifocal liver tumors. In: The American Journal of Gastroenterology. Band 97, Nummer 10, Oktober 2002, S. 2664–2669, doi:10.1111/j.1572-0241.2002.06051.x, PMID 12385458 (Review).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Joubert-Syndrom mit hepatischem Defekt. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  2. a b c Pschyrembel Online
  3. a b c d Radiopaedia
  4. A. G. Hunter, S. J. Rothman, W. S. Hwang, R. J. Deckelbaum: Hepatic fibrosis, polycystic kidney, colobomata and encephalopathy in siblings. In: Clinical genetics. Band 6, Nummer 2, 1974, S. 82–89, doi:10.1111/j.1399-0004.1974.tb00636.x, PMID 4430157.
  5. A. Verloes, C. Lambotte: Further delineation of a syndrome of cerebellar vermis hypo/aplasia, oligophrenia, congenital ataxia, coloboma, and hepatic fibrosis. In: American journal of medical genetics. Band 32, Nummer 2, Februar 1989, S. 227–232, doi:10.1002/ajmg.1320320217, PMID 2929661.
  6. COACH syndrome 1. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  7. COACH syndrome 2. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  8. COACH syndrome 3. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
  9. RHYNS Syndrom. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).