Calclacit

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Calclacit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Calc[1]

Chemische Formel Ca(CH3COO)Cl·5H2O[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Organische Verbindungen
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IX/A.02
IX/A.02-020

10.AA.25
50.02.04.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P21/a (Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3[2]
Gitterparameter a = 11,51 Å; b = 13,72 Å; c = 6,82 Å
β = 116,7°[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 1
Dichte (g/cm3) gemessen: 1,5; berechnet: 1,55[3]
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Farbe weiß
Strichfarbe weiß
Transparenz durchscheinend
Glanz Seidenglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,468[4]
nβ = 1,484[4]
nγ = 1,515[4]
Doppelbrechung δ = 0,047[4]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = gemessen: 80°; berechnet: 74°[4]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten leicht löslich in Wasser

Calclacit ist ein extrem seltenes Mineral aus der Mineralklasse der „Organischen Verbindungen“ mit der chemischen Zusammensetzung Ca(CH3COO)Cl·5H2O[2] und ist damit chemisch gesehen ein chloridhaltiges Calciumacetat.

Calclacit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und bildet sich ausschließlich durch den Einfluss von Holz (z. B. in Vitrinen oder Schaukästen) auf säureempfindlichen, calciumhaltigen Mineralen, Fossilien oder archäologische Artefakten. Auf diesen ist es in Form weißer Krusten oder faseriger Aggregate zu finden.

Calclacit ist damit anthropogenen Ursprungs und entspricht streng genommen nicht den seit Gründung der International Mineralogical Association (IMA) geltenden Regeln zur Anerkennung von Mineralen.

Mit einer Mohshärte von 1 gehört Calclacit zu den weichen Mineralen, die sich ähnlich wie das Referenzmineral Talk mit dem Fingernagel ritzen lassen.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals beschrieben wurde Calclacit 1945 durch René van Tassel, der das Mineral in Anlehnung an seine beiden Hauptbestandteile Calcium und Acetat benannte.

Calclacit wurde also bereits vor der Gründung der IMA 1958 beschrieben und ist allgemein als Mineral anerkannt. Diese Anerkennung wurde von der IMA als sogenanntes „grandfathered mineral“ übernommen, obwohl das Mineral anthropogenen Ursprungs ist und es damit nicht mehr den seit 1998 geltenden Regeln entspricht, wonach ein Material nicht von Menschen beeinflusst, verursacht oder hergestellt sein darf, um als Mineral akzeptiert zu werden.[5]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Calclacit zur Mineralklasse der „Organischen Verbindungen“ und dort zur Abteilung der „Salze organischer Säuren“, wo er zusammen mit Abelsonit, Dashkovait, Earlandit, Formicait, Hoganit, Julienit, Kafehydrocyanit, Mellit, Paceit die Gruppe „Andere organische Salze, unter anderem Mellate, Citrate und Acetate“ mit der System-Nr. IX/A.02 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Calclacit ebenfalls in die Abteilung der „Salze von organischen Säuren“ ein. Diese ist allerdings jetzt klar nach den Stoffgruppen unterteilt, die die Grundlage des jeweiligen Minerals bilden, so dass Calclacit entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Acetate“ zu finden ist, wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 10.AA.25 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Calclacit in die Klasse und gleichnamige Abteilung der „Organischen Minerale“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 50.02.04 innerhalb der Unterabteilung „Salze organischer Säuren (Mellitate, Citrate, Cyanate und Acetate)“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Calclacit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/a (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3 mit den Gitterparametern a = 11,51 Å, b p= 13,72 Å, c = 6,82 Å und β = 116,7° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Calclacit ist leicht wasserlöslich und daher nicht beständig. Die hygroskopischen Kristalle können an der Luft bei zu hoher Feuchtigkeit zerfließen.

Bei Calclacit handelt es sich chemisch gesehen um ein Calciumsalz der Essigsäure, mit der chemischen Formel Ca(CH3COO)Cl·5H2O. Es ist rein anthropogenen Ursprungs und würde somit heute nicht mehr die Anforderungen der IMA an ein Mineral erfüllen.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Calclacit ist kein natürlich vorkommendes Mineral. Es bildet sich auf calciumhaltigen Mineralen, die z. B. in Museen in Holzkästen bzw. Holzvitrinen gelagert werden. Holz im Allgemeinen und altes Eichenholz im Besonderen hat die Eigenschaft langsam Essigsäure abzugeben.[6] Diese kann dann über einen langen Zeitraum mit säureempfindlichen, calciumhaltigen Mineralen reagieren und dabei Calclacit bilden. Ein Überblick zu den Reaktionen, die zur Bildung der Essigsäure führen, ist unter Thermisch modifiziertes Holz zu finden.

Neben der Bildung auf calciumhaltigen Mineralien konnte Calclacit auch auf Fossilien und archäologischen Fundstücken wie Keramikscherben nachgewiesen werden.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • René van Tassel: Une efflorescense d'acetatochlorure de cacium sur des roches calcaires dans des collections. In: Bulletin du Musée Royal d'Histoire Naturelle de Belgique. Band 21, Nr. 26, 1945, S. 1–11 (rruff.info [PDF; 410 kB; abgerufen am 15. März 2021]).
  • Calclacite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 65 kB; abgerufen am 9. September 2017]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e R. van Tassel: On the crystallography of calclacite, Ca(CH3COO)Cl.5H2O, in: Acta Crystallographica, Band 11, Kapitel 10 (Oktober 1958), doi:10.1107/S0365110X58002000
  3. Calclacite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 65 kB; abgerufen am 9. September 2017]).
  4. a b c d e Mindat – Calclacite
  5. Ernest H. Nickel, Joel D. Grice: The IMA Commission on new Minerals and Mineral Names: Procedures and Guidelines on Mineral Nomenclature, 1998. In: The Canadian Mineralogist. Band 36, 1998, S. 2 (main.jp [PDF; 328 kB; abgerufen am 9. September 2017]).
  6. B. Jung, E. Roffael: Über die Acidität einheimischer Holzarten. In: European Journal of Wood and Wood Products. Band 60, Nr. 2, 2002, S. 154, doi:10.1007/s00107-001-0278-5.