Carl Philipp Kunhardt

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Carl Philipp Kunhardt

Carl Philipp Kunhardt (* 30. Oktober 1782 in Osterholz; † 7. Oktober 1854 in Hamburg) war ein deutscher Kaufmann, Offizier und Oberalter.

Herkunft und Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kunhardt stammt aus dem Geschlecht der Kunhardt und war das jüngste Kind des Advokaten Daniel Otto Kunhardt (1721–1792). Sein älterer Bruder Heinrich Kunhardt (1772–1844) war Professor und Subrektor am Katharineum zu Lübeck. Zwei weitere Brüder, Daniel Otto Kunhardt (1775–1813) und Georg Wilhelm Kunhardt (1777–1848), waren Tapetenfabrikanten in Hamburg.

Am 28. August 1810 heiratete er Henriette Geffcken (1791–1863), Tochter des aus Neuhaus an der Oste stammenden Hamburger Kaufmanns Hinrich Geffcken (1748–1806), und Schwester des Senators Heinrich Geffcken (1792–1861). Das Ehepaar hatte 12 Kinder:

  1. Mathilde (1811–1873) ⚭ 1831 Georg Heinrich Voß (1797–1872), Kaufmann in Lübeck
  2. Bertha (1812–1886) ⚭ 1833 Johann Diedrich Bieber (1796–1875), Apotheker und Oberalter
  3. Minna (1814–1885) ⚭ 1841 Johann Friedrich Albrecht August Meyer (1807–1893), Jurist und Bibliothekar
  4. Carl Hermann (1816–1864), Prediger in Buxtehude ⚭ I. 1846 Johanna Margaretha Henriette Leddien (1823–1855), ⚭ II. 1856 Maria Louise Leddien (1825–1888)
  5. Otto Wilhelm (1818–1888), Kaufmann und Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft ⚭ 1844 Antonia Henriette Brunn (1823–1876)
  6. Georg Eduard (engl.: George Edward) (1820–1860)[1], Kaufmann in New York ⚭ 1846 Elizabeth Moulton (1828–1872)
  7. ein ungetaufter Sohn (*/† 1822)
  8. Ida (1823–1870) ⚭ Ludwig Ferdinand Herbst (1811–1894)[2], Professor an der Gelehrtenschule des Johanneums
  9. Heinrich Rudolph (engl.: Henry Rudolph) (1826–1895)[3], Kaufmann in New York ⚭ 1857 Catherine Bradish (1835–1901)
  10. Susanne (1827–1872) ⚭ Hermann Gries (1810–1892), Jurist und Oberaltensekretär
  11. Carl Alfred (1831–1834)
  12. Elisabeth (1835–1905) ⚭ Johannes Hermann Schilling (1829–1864), Ingenieur

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kunhardt stieg als Kaufmann in die Drogenhandlung seines Schwiegervaters Hinrich Geffcken ein und führte dieses gemeinsam mit seinem Schwager, dem Senator Heinrich Geffcken, unter dem Namen G. Lipmann & Geffcken fort. Dieses Handelshaus war 1746 von Gottfried Lipmann (1711–1792)[4] gegründet worden. Hinrich Geffcken stieg in das Geschäft ein und führte es nach dem Tod seines Compagnons als Alleininhaber fort.[5] Die Firma handelte mit Lackrohstoffen, Wachs, Bindemittel-Harzen sowie mit Farb- und Gerbstoffen.[6] Die Firma existiert noch heute unter dem Namen G. Lipman & Geffcken (GmbH & Co.) mit Sitz in Hamburg-Allermöhe.[7][8] Nachdem Geffcken und Kunhardt 1844 in Hamburg den Antrag, „Israeliten zum Ehrbaren Kaufmannsberuf zuzulassen“, gefördert hatten, soll der damals 14-jährige spätere Erfinder Siegfried Marcus (1831–1898) im Jahr 1845 bei dieser Firma in die Lehre gegangen sein.[9]

Als Hamburger Bürger übernahm Kunhardt verschiedene Ehrenämter. Im Jahr 1812 wurde er Adjunkt und 1813 Subdiakon an der Hauptkirche Sankt Katharinen. Im Jahr 1814 wurde er von der Bürgermilitärkommission zum Hauptmann und Chef der 6. Kompanie im 2. Bataillon des, nach der Hamburger Franzosenzeit, neu gegründeten Hamburger Bürgermilitärs gewählt. Im Jahr 1817 wurde er an das Gasthaus[10] gewählt, 1821 zum kaufmännischen Richter an das Niedergericht, 1822 zum Mitglied der Bürgermilitärkommission und 1825 in die Theerhofskommission[11]. Im Jahr 1828 wurde er zum Diakon, Juraten und in die Stempel-Deputation[12] gewählt. 1829 wurde er Provisor am Krankenhaus, 1830 Kämmereibürger und 1833 Verwalter des Gotteskastens.

Im Jahr 1843 beantragte der Senat eine neue Verordnung zum Hypothekenwesen. Die Erbgesessene Bürgerschaft wollte diese Verordnung nicht akzeptieren und forderte eine Bürgerdeputation. Am 14. Dezember 1843 wurden drei Senatsmitglieder, drei Rechtsgelehrte aus der Bürgerschaft, sowie jeweils ein Bürger aus jedem der fünf Kirchspiele in diese Hypothekendeputation gewählt.[13] Kunhardt wurde, als Bürger aus dem Kirchspiel Sankt Katharinen, Mitglied dieser Deputation. Das von der Deputation erarbeitete „Gesetz über Grundeigenthum und Hypotheken für Stadt und Gebiet“ trat erst 1869 in Kraft.[14]

Am 12. Juni 1846 wurde Kunhardt als Nachfolger von Peter Friedrich Röding (1767–1846), zum Oberalten im Kirchspiel Sankt Katharinen gewählt. Im selben Jahr wurde Kunhardt Leichnamsgeschworener und 1851 Alter am Gasthaus.[10] Nach seinem Tod folgte Frans Heinrich Schlüter (1783–1857)[15][16] ihm als Oberalter nach.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. George Edward Kunhardt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (abgerufen am 2. März 2015).
  2. Richard HocheHerbst, Ludwig Ferdinand. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 50, Duncker & Humblot, Leipzig 1905, S. 217 f.
  3. Theodor Lemke: Henry R. Kunhardt. In: Geschichte des Deutschthums von New York von 1848 bis auf die Gegenwart. New York 1891, OCLC 833167835, S. 75–76.
  4. Gisela Jaacks: Gottfried Lipmann. In: Museum für Hamburgische Geschichte (Hrsg.): Gesichter und Persönlichkeiten. Ölgemälde, Pastelle, Miniaturen, Aquarelle und Zeichnungen (= Bestandskatalog der Porträtsammlung im Museum für Hamburgische Geschichte). Band 1. Hamburg 1992, OCLC 888784107, S. 148.
  5. Hinrich Geffcken: Trauer- und Handels-Nachricht. In: Rudolph Zacharias Becker (Hrsg.): Der Anzeiger. Ein Tagblatt zum Behuf der Justiz, der Polizey und aller bürgerlichen Gewerbe, wie auch zur freyen gegenseitigen Unterhaltung der Leser über gemeinnützige Gegenstände aller Art. Jahrgang 1792. Zweyter Band, Nr. 57. Kaiserliches Reichs-Post-Amt, Gotha 7. September 1792, OCLC 183350263, Sp. 468 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Archiveintrag Carl Philipp Kunhardt in der Deutschen Digitalen Bibliothek des Staatsarchivs Hamburg (abgerufen am 2. März 2015).
  7. Firmeneintrag (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive) in den Gelben Seiten
  8. Gemeinsames Registerportal der Länder: Veröffentlichungen. In: handelsregister.de. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 2. März 2015.@1@2Vorlage:Toter Link/www.handelsregister.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  9. Norbert Böttcher: Siegfried Marcus. Bedeutender Ingenieur und vielseitiger Erfinder. Vom mecklenburgischen Malchin nach Wien (= Jüdische Miniaturen. Band 26). Hentrich & Hentrich, Berlin 2005, OCLC 62554239, S. 22.
  10. a b Friedrich Georg Buek: Gasthaus. In: Die Hamburgischen Oberalten, ihre bürgerliche Wirksamkeit und ihre Familien. Perthes-Besser & Mauke, Hamburg 1857, OCLC 844917815, S. 454–456 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Friedrich Georg Buek: Theerhofs-Commission. In: Die Hamburgischen Oberalten, ihre bürgerliche Wirksamkeit und ihre Familien. Perthes-Besser & Mauke, Hamburg 1857, OCLC 844917815, S. 482–483 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Friedrich Georg Buek: Stempeldeputation. In: Die Hamburgischen Oberalten, ihre bürgerliche Wirksamkeit und ihre Familien. Perthes-Besser & Mauke, Hamburg 1857, OCLC 844917815, S. 481–482 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Friedrich Georg Buek: Die Hamburgischen Oberalten, ihre bürgerliche Wirksamkeit und ihre Familien. Perthes-Besser & Mauke, Hamburg 1857, OCLC 844917815, S. 368–369 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Max Mittelstein: Das Hamburgische Gesetz betreffend Grundeigenthum u. Hypotheken nebst verwandten hamburgischen Gesetzen und Verordnungen. 2., umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage. Hermann Seippel, Hamburg 1894, OCLC 179717710, S. 7 ff. (Digitalisat auf den Seiten des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte [abgerufen am 2. März 2015]).
  15. Friedrich Georg Buek: Frans Heinrich Schlüter. In: Die Hamburgischen Oberalten, ihre bürgerliche Wirksamkeit und ihre Familien. Perthes-Besser & Mauke, Hamburg 1857, OCLC 844917815, S. 371 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. Frans Heinrich Schlüter auf Hamburger Persönlichkeiten (abgerufen am 2. März 2015).