Chausseehaus (Hassel)

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Chausseehaus Hassel
Gemeinde Hassel
Koordinaten: 52° 38′ N, 11° 54′ OKoordinaten: 52° 38′ 19″ N, 11° 53′ 43″ O
Höhe: 31 m ü. NHN
Einwohner: 67 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl: 39596
Vorwahl: 03931
Chausseehaus Hassel (Sachsen-Anhalt)
Chausseehaus Hassel (Sachsen-Anhalt)

Lage von Chausseehaus Hassel in Sachsen-Anhalt

„Ruine“ in Chausseehaus Hassel
„Ruine“ in Chausseehaus Hassel

Chausseehaus Hassel ist ein Ortsteil der Gemeinde Hassel im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[2]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortsteil Chausseehaus Hassel liegt zwei Kilometer westlich des Ortes Hassel am Nordostrand des Stendaler Stadtforstes an der Grenze zur Hansestadt Stendal in der Altmark. Im Süden des Ortes strömt der Grenzgraben Chausseehaus Hassel nach Westen genauso wie im Norden der Graben aus Hassel.[3]

Nachbarorte sind Jarchau im Norden, Hassel im Osten, die Tannensiedlung im Südwesten und Borstel im Westen.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

19. Jahrhundert bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bau der Chaussee Stendal–Arneburg begann im Jahre 1853.[4] Nach dem Abschluss der Arbeiten wurde am 29. Juli 1857 die Errichtung einer Chausseegeldhebestelle vor Stendal bekanntgegeben.[5][6]

Das erste Gebäude war das 1857 errichtete Chausseehaus, „die Station 54“, heute Rosenstraße 2. Es wurde vom Kassierer der Straßennutzungsgebühren als Dienst-, aber auch als Wohngebäude genutzt.[7]:S. 19 Im Kirchenbuch von Hassel findet sich im Jahr 1867 der erste Eintrag über das Chausseehaus Hassel, die Geburt und Taufe des Sohnes von Johann Christian Schulze, dem „Einnehmer an der Chausseebarriere bei Hassel“.[7]:S. 94 Noch bis 1892 wurde für die Benutzung der Straße Chausseegeld verlangt.[4]

1871 gab es den zur Gemeinde Hassel gehörenden Wohnplatz Chausseehaus Hassel.[8]

1890 baute die Familie Wetzel das heutige Wohnhaus in der Rosenstraße 5. Später ist es durch einen Saalanbau zur Gaststätte erweitert worden, dem Restaurant „Chausseehaus Hassel“. Es bestand noch im Jahre 2005[4] ist aber in dem Jahr aufgegeben worden und ist seit dem Umbau 2006 nur noch ein Wohnhaus.

In der heutigen Rosenstraße 3 ließ sich die Familie Werner um 1930 eine Miniaturburg errichten, heute Ruine genannt, die die Schulkinder aus Hassel damals gleich nach der Errichtung besichtigen durften.[7]:S. 153 Die Tochter Elisabeth heiratete 1927 Kurt Rattensberger, der 1937 als Landwirt und Plantagenbesitzer aufgeführt wurde. Nach vielen familiären Schicksalsschlägen verließ Kurt Rattensberger vor 1950 den Ort. Das Gebäude wurde in Volkseigentum überführt und kam in Gemeindebesitz, nach 1990 an die Treuhandanstalt. Ab 1949 bis 1988 wurde die Familienvilla vom Referat für Jugendhilfe vom Bezirk Magdeburg als Vorschulheim für 16 drei- bis sechsjährige Kinder genutzt, die dort von 16 Erzieherinnen auf ihren Schuleintritt vorbereitet wurden.[7]:S. 168

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1971 fand eine Einwohnerin auf der Ortsflur einen Feldgesteinhammer, der in die Jungsteinzeit datiert wurde.[7]:S. 25

Wüstung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wilhelm Zahn berichtete 1908 über eine Wüstung auf der Feldmark von Stendal am Chausseehaus an der nach Arneburg führenden Chaussee, 1½ Kilometer südlich von Jarchau. Die Breite besteht teils aus Acker, teils aus Wiese, die „Teufelswiese“ und „am Teufelsbusch“ genannt wird. Vielleicht lag hier eine durch Feuer zerstörte wendische Siedlung, deren Name verschollen ist.[9]

Wohnheim Chausseehaus Hassel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ziehbrunnen in der Außenanlage der Fördereinrichtung Wohnheim Chausseehaus Hassel

Am 1. Oktober 1998 wurde eine gemeinnützige GmbH, die „Wohnheim Chausseehaus Hassel gGmbH“ gegründet.[10] Sie wird vom Verein Wohnheim Chausseehaus-Hassel e. V. unterstützt.[11] Die Wohn- und Förderstätte für Menschen mit Behinderung ist gut in den Ort integriert.[4] In ihr leben über 20 Menschen in mehreren Wohnhäusern meist in Einzelzimmern. Teile der Einrichtung sind barrierefrei und rollstuhlgerecht.[12] Sie ist ein etablierter Partner der Behindertenhilfe im Landkreis Stendal.[10]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1871 05[13]
1885 03[13]
1895 03[13]
1905 17[13]
2001 80[4]
2014 71[14]
Jahr Einwohner
2015 [00]68[14]
2017 [00]69[15]
2018 [00]69[15]
2020 [00]68[16]
2021 [00]68[16]
2022 [0]67[1]

Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelischen Christen aus den Chaussehaus Hassel gehören zur evangelischen Kirchengemeinde Hassel, die zur Pfarrei Jarchau gehörte.[17] Sie werden heute betreut vom Pfarrbereich Arneburg im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[18]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Preußischer Rundsockelstein in Chausseehaus Hassel
  • Die Ruine[19] an der Landstraße L16 steht unter Denkmalschutz.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es verkehren Linienbusse und Rufbusse von stendalbus.[20]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Günter Wetzel, Prähistoriker, geboren und aufgewachsen in Chausseehaus Hassel[7]:S. 2

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 892–896, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Sieglinde Lühe: Erinnerungen an Chausseehaus Hassel, Tornau, 2022

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
  2. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 113 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  3. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. a b c d e Chaussehaus Hassel. In: Werner Brückner (Hrsg.): Das Wissen der Region. Band 1, Arneburg-Goldbeck-Werben und Umland. Edition Kulturförderverein „Östliche Altmark“, Hohenberg-Krusemark 2005, DNB 978966937, S. 42.
  5. …etwa eine halbe Meile vor Stendal, da wo der Communicationsweg von Hassel in der Richtung nach Stendal hin auf die qu[erende] Chaussee einmündet
  6. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1857, ZDB-ID 3766-7, S. 201, Nr. 77 Chaussegeld-Erhebung ([Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10014876~SZ%3D00490~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D Online]).
  7. a b c d e f Sieglinde Lühe: Erinnerungen an Chausseehaus Hassel. Tornau 2022.
  8. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Sachsen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band VI, 1873, ZDB-ID 1467440-3, S. 24 (Digitalisat – Nr. 46).
  9. Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 342, Nr. 242 Wüstung bei Jarchau (uni-jena.de).
  10. a b Landesinitiative Fachkraft im Fokus Sachsen-Anhalt: Die größte Wertschätzung, die man von seinen Mitarbeiter*innen bekommen kann. 29. Januar 2019, abgerufen am 18. Januar 2020.
  11. Vereinsregister des Amtsgerichts Stendal auf handelsregister.de. Abgerufen am 18. Januar 2020.
  12. Chausseehaus gGmbH: Leben & Wohnen / Chausseehaus. In: chausseehaus.s201.de. Abgerufen am 1. April 2023.
  13. a b c d Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 892–896, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  14. a b Doreen Schulze: Erstmals Zuwachs in Arneburg-Goldbeck. In: Volksstimme Stendal. 15. Januar 2016.
  15. a b Karina Hoppe: Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck verlor 2018 insgesamt 93 Einwohner. In: Volksstimme Stendal. 14. Februar 2019.
  16. a b Karina Hoppe: In die Einwohnerstatistik geschaut. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 22. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 21.
  17. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 116 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  18. Pfarrbereich Arneburg. Abgerufen am 12. Februar 2022.
  19. Hassel auf arneburg-goldbeck.de. Abgerufen am 14. März 2022.
  20. Fahrplan der Linie 971. In: Stendalbus. Abgerufen am 18. April 2021.