Communistische Partij van Nederland

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Communistische Partij van Nederland'
Kommunistische Partei der Niederlande
Gründung 1909
Auflösung 1991
Haupt­sitz Amsterdam
Jugend­organisation De Zaaier (1920–1938),
Algemeen Nederlands Jeugd Verbond (1945–1991)
Zeitung De Waarheid
Aus­richtung Kommunismus,
Marxismus-Leninismus

Die Kommunistische Partei der Niederlande (niederländisch Communistische Partij van Nederland, ausgesprochen [kɔmynɪstisə pɑrtɛi van nedərlɑnt], kurz: CPN) war eine 1909 entstandene niederländische Partei. Sie vertrat einen marxistisch-leninistischen Standpunkt.

1909 als Sozialdemokratische Partei (niederländisch Sociaal-Democratische Partij, kurz: SDP) gegründet, nahm sie 1918 den Namen Kommunistische Partei Hollands (niederländisch Communistische Partij van Holland, kurz: CPH) und 1935 ihren bis zu ihrer Auflösung 1991 gültigen Namen an.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von der Gründung 1909 bis zum Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Parteivorstand der SDP 1911
Wahlplakat 1946

Die SDP entstand 1909 als orthodox-marxistische Abspaltung von der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei der Niederlande (SDAP). Die Trennung zwischen gemäßigten Revisionisten und Reformisten einerseits und radikalen orthodoxen Marxisten andererseits kulminiere im Streit um die Zeitschrift De Tribune, welche als zentrales Organ der marxistischen Opposition innerhalb der Partei angesehen werden kann. Die Einstellung der Zeitschrift war das auf dem 1908 in Deventer abgehaltenen Parteitag formulierte Ziel der Parteiführung. Nach dem Ausschluss der führenden Redakteure der "De Tribune" gründete sich um sie und ihre Zeitschrift herum die SDP.

Mit der Gründung der SDP spalteten sich Revisionisten und Reformisten von den orthodoxen Marxisten, was außerhalb Russlands vor dem Ersten Weltkrieg sonst nirgends erfolgte.[1]

Die SDP gehörte zu den Gegnern des Ersten Weltkriegs und beteiligte sich aktiv an der Arbeit der Zimmerwalder Linken und begrüßte die Oktoberrevolution (die ersten Dekrete der Sowjetmacht wurden in der De Tribune veröffentlicht). Im November 1918 benannte sich die Partei in Communistische Partij van Holland um (1935 änderte sie Holland in Nederland). 1919 schloss sie sich der Kommunistischen Internationale an.

Bis Anfang der 30er Jahre hatte die Partei vor allem mit internen Querelen um die ideologische Ausrichtung als auch die Umsetzung der Komintern-Vorgaben zu kämpfen und stagnierte daher in Bezug auf ihre Mitgliederzahlen und ihren parlamentarischen Einfluss. So traten Anfang der 20er Jahre die beiden prominenten Rätekommunisten Anton Pannekoek und Herman Gorter aus der Partei aus. 1925 trat der CPH-Vorsitzende, David Wijnkoop, aus der Partei aus und gründete eine eigene Partei (die sich Communistische Partij Holland – Centraal Comité nannte), nachdem es Differenzen mit der Komintern bezüglich der Gewerkschaftspolitik der Partei gab.

Seit 1928 folgte die Partei der Komintern-Linie bezüglich der Sozialfaschismusthese, seit 1935 entsprechend der Volksfrontstrategie. Diese Strategie endete 1939 mit dem Abschluss des Hitler-Stalin-Pakts; selbst nach dem deutschen Überfall im Mai 1940 bekämpften die Kommunisten die Sozialdemokratie.[2]

Verbot und Untergrundtätigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul de Groot auf dem Parteitag der CPN von 1950
Marcus Bakker auf einer Wahlveranstaltung 1970

Am 15. Mai 1940, unmittelbar nach dem deutschen Einmarsch, beschloss die Partei sich auf die Arbeit in der Illegalität vorzubereiten, im Juli 1940 wurde ihre Tätigkeit verboten. Zusammen mit anderen Parteien beteiligte sie sich niederländischen Widerstand und ebenso am Februarstreik 1941.

In Folge des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion im Juni desselben Jahres, bemühte sich die CPN um eine Annäherung an andere, meist sozialdemokratisch geprägte Widerstandsgruppen. 1943 schloss sie sich kurz vor Ausbruch des April-Mai-Streiks dem sogenannten Raad van Verzet (Widerstandsrat) an, der die Deutschen aktiver und gewaltbereiter als in der Vergangenheit bekämpfte.[3]

Nachkriegszeit und Krise 1977[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den ersten Wahlen nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahre 1946, erhielt die CPN zehn von hundert Parlamentssitzen. Zu diesem Erfolg hatte das Image als Widerstandspartei beigetragen. Das Verhältnis mit den Sozialdemokraten war unter anderem wegen der Indonesienfrage schlecht, im Kalten Krieg war die CPN wegen ihrer eindeutig positiven Haltung zur Sowjetunion isoliert. Der ungarische Volksaufstand von 1956, nach dessen Niederschlagung viele Ungarn in die Niederlande flüchteten, machte die CPN außergewöhnlich unpopulär. 1959 gewann sie nur noch drei von 150 Parlamentssitzen. Als Antwort darauf beschloss der XXI. Parteitag 1964 eine Neuausrichtung der Partei hin zu einer unabhängigeren Linie von der UdSSR. So verurteilte sie 1968 den Einmarsch sowjetischer Truppen in die Tschechoslowakei, suchte danach aber wieder die Annäherung. 1977 kam eine Delegation in Moskau zu dem Schluss, dass die CPN in den Hauptpunkten mit der Sowjetunion übereinstimmte. Trotz zwischenzeitlichem Anstieg der Wahlergebnisse kam die Partei 1977 nur auf zwei Sitze.[4]

Seit 1938 war Paul de Groot Allgemeiner Sekretär der CPN gewesen, der die zentralistische Entwicklung verstärkte und Stalin verherrlichte. Noch 1970 kritisierte er die sogenannte Entstalinisierung durch Chruschtschow als Revisionismus.[5] 1968 wurde er Ehrenvorsitzender. Er interpretierte die Mandatsverluste von 1977 als Folge einer Passivität der damaligen Parteiführung und revisionistischer Einflüsse, dem Schielen nach Glaubwürdigkeit bei bürgerlichen Kreisen. Erstmals in der Nachkriegsgeschichte weigerte sich die Parteiführung, de Groot zu folgen, und trat entgegen seiner Forderung auch nicht zurück. 1978 nahm der Parteitag ihm den Ehrenvorsitz ab.[6]

Endphase und Auflösung 1990[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ina Brouwer auf einer Wahlkampfveranstaltung 1982

Im Laufe der späten 70er Jahre setzten sich in der Partei zunehmend am Eurokommunismus ausgerichtete Kräfte durch und veränderten die Politik der CPN nachhaltig. So verurteilte sie beispielsweise den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan 1979. Bei den Gemeinderatswahlen 1982 gingen die Kommunisten vereinzelt sogar Listenverbindungen mit den Sozialdemokraten ein.

1984 distanzierte sich die Partei offiziell vom Leninismus als ideologische und organisatorische Richtschnur und akzeptierte Marxismus sowie Feminismus als gleichberechtigte Inspirationsquellen.

Bei der Parlamentswahl in den Niederlanden 1986 verlor sie ihre letzten drei Mandate, 1989 nahm sie über die mit drei anderen kleinen Parteien gebildete gemeinsame Liste GroenLinks (Grün-links) an der Wahl teil.

1990 wurde das Erscheinen der Parteizeitung De Waarheid eingestellt.

1991 löste sich die Partei nach einem entsprechenden Parteitagsbeschluss auf[7] und ging in Teilen in der bereits 1990 aus der Listenverbindung GroenLinks gebildeten Partei gleichen Namens auf.

Größeren Widerstand gegen die Auflösung der Partei gab es vor allem in der Provinzorganisation von Groningen[8], wo die Partei neben den westlichen Provinzen ihre Hochburgen hatte.

Mit der Liquidation der Partei unzufriedene Mitglieder der CPN gründeten 1992 die als Nachfolgepartei anzusehende Nieuwe Communistische Partij (NCPN).[9][10] Andere Kommunisten der Niederlande sammeln sich seit 2014 in der Kommunistischen Plattform der seit 1994 im Parlament vertretenen Sozialistischen Partei.

Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1909 bis 1937 war De Tribune und von 1937 bis 1940 Het Volksdagblad das Zentralorgan der Partei.

Von 1940 bis zu ihrer Auflösung war die De Waarheid die von der Partei herausgegebene Tageszeitung, welche regelmäßig ein eigenes Pressefest, das Waarheidsfestival, veranstaltete.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fraktionsvorsitzende in der Zweiten Kammer (Parlament)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerben Wagenaar, 1946–1952
  • Henk Gortzak, 1952–1957
  • Gerben Wagenaar, 1957–1958
  • Paul de Groot, 1958–1963
  • Marcus Bakker, 1963–1982
  • Ina Brouwer, 1982–1986

Bekannte Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahlergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zweite Kammer der Generalstaaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1918 bis zur Wahl 1986 war die CPN ununterbrochen in der Zweiten Kammer vertreten. Sie gelangte jedoch nie in die Regierung.

Jahr Stimmen % Mandate
1918 31.010 2,31 % 2
1922 53.664 1,83 % 2
1925 36.770 1,19 % 1
1929 67.541 2,00 % 2
Jahr Stimmen % Mandate
1933 118.236 3,18 % 4
1937 136.026 3,35 % 3
1946 502.963 10,56 % 10
1948 382.001 7,74 % 8
Jahr Stimmen % Mandate
1952 328.621 6,16 % 6
1956 272.050 4,75 % 7
1959 144.542 2,41 % 3
1963 173.322 2,77 % 4
Jahr Stimmen % Mandate
1967 248.330 3,61 % 5
1971 246.594 3,90 % 6
1972 330.398 4,47 % 7
1977 143.481 1,73 % 2
Jahr Stimmen % Mandate
1981 178.292 2,05 % 3
1982 147.753 1,79 % 3
1986 57.847 0,63 %

Wahlen zum Europäischen Parlament[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Stimmen % Mandate
1979 97.343 1,7 %
19841 296.488 5,6 % 22
19893 365.535 7,0 % 22
1 
Wahlteilnahme als Teil der Listenverbindung Groen Progressief Akkoord
2 
Eine der beiden Abgeordneten war das CPN-Mitglied Nel van Dijk (1987 nachgerückt für Herman Verbeek, 1989 über ihren Listenplatz gewählt)
3 
Wahlteilnahme als Teil der Listenverbindung Regenboog

Parteitage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bezeichnung Datum
I. (Gründungs-)Parteitag 16. – 17. November 1918
II. Parteitag 28. – 29. Juni 1919
III. Parteitag 23. – 25. Oktober 1920
IV. Parteitag 13. – 15. November 1921
V. Parteitag 27. – 30. Januar 1923
VI. Parteitag 12. – 15. April 1924
VII. Parteitag 9. – 11. Mai 1925
außerordentlicher Parteitag 24. Mai 1925
VIII. Parteitag 22. – 24. Mai 1926
IX. Parteitag 7. – 9. April 1928
X. Parteitag 15. – 17. Februar 1930
XI. Parteitag 24. – 27. Dezember 1932
Bezeichnung Datum
XII. Parteitag 25. – 28. Dezember 1935
XIII. Parteitag 16. – 17. April 1938
XIV. Parteitag 7. – 11. Januar 1946
außerordentlicher Parteitag 25. – 28. Dezember 1947
XV. Parteitag 25. – 28. Februar 1950
XVI. Parteitag 22. – 25. November 1952
XVII. Parteitag 9. – 11. April 1955[11]
XVIII. Parteitag 5. – 7. Oktober 1956
XIX. Parteitag 26. – 29. Dezember 1958
XX. Parteitag 20. – 22. Mai 1961
XXI. Parteitag 28. – 30. März 1964
XXII. Parteitag 22. – 24. Dezember 1967
Bezeichnung Datum
XXIII. Parteitag 6. – 8. Februar 1970[12]
XXIV. Parteitag 26. – 28. Mai 1972[13]
XXV. Parteitag 6. – 8. Juni 1975
XXVI. Parteitag 20. – 22. Januar 1978
XXVII. Parteitag 6. – 8. Juni 1980
XXVIII. Parteitag 26. – 28. November 1982
außerordentlicher Parteitag 4. – 5. Februar 1984
XXIX. Parteitag 1. – 3. März 1985
XXX. Parteitag 28. – 30. November 1986
XXXI. Parteitag 7. – 9. April 1989
außerordentlicher Parteitag 9. – 10. Juni 1990
außerordentlicher Parteitag 15. Juni 1991

Mitgliederzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Mitglieder[14]
1919 1.799
1920 2.431
...
1922 1.904
1923 1.488
1924 1.568
1925 1.562
...
1929 1.146
1930 1.100
1931 1.580
Jahr Mitglieder
1932 3.693
1933 6.155
1934 5.780
1935 5.840
1936 6.200
1937 10.123
1938 10.382
1939 10.595
1940 9.000
1941 2.000
...
Jahr Mitglieder
1946 50.000
1947 53.000
1948 53.000
1949 34.000
1950 27.392
...
1953 17.000
...
1955 15.463
...
1957 12.858
Jahr Mitglieder
1958 12.317
1959 11.262
...
1973 10.147
...
1976 11.550
1977 13.082
1978 15.298
1979 14.979
1980 15.510
1981 15.014
Jahr Mitglieder
1982 14.370
1983 13.868
1984 11.594
1985 9.000
1986 8.500
1987 7.000
1988 6.500
1989 5.700
...
1991 3.416

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Communistische Partij van Nederland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jan van Putten: Politieke stromingen, 4. Auflage, Het Spectrum: Utrecht 1995 (1985), S. 293.
  2. Jan van Putten: Politieke stromingen, 4. Auflage, Het Spectrum: Utrecht 1995 (1985), S. 293/294.
  3. Friso Wielinga: Die Niederlande. Politik und politische Kultur im 20. Jahrhundert. Waxmann, Münster 2008, ISBN 978-3-8309-1844-8, S. 229/230.
  4. Jan van Putten: Politieke stromingen, 4. Auflage, Het Spectrum: Utrecht 1995 (1985), S. 294/295.
  5. Jan van Putten: Politieke stromingen, 4. Auflage, Het Spectrum: Utrecht 1995 (1985), S. 294/296.
  6. Jan van Putten: Politieke stromingen, 4. Auflage, Het Spectrum: Utrecht 1995 (1985), S. 296.
  7. KP der Niederlande wirft das Handtuch (Neues Deutschland, 17. Juni 1991)
  8. CPN jaaroverzicht 1990 (niederländ.) Documentatiecentrum Nederlandse Politieke Partijen (DNPP)
  9. Vertrautes Programm (Neues Deutschland, 15. Mai 1992)
  10. Chance für die Roten (Neues Deutschland, 13. November 1992)
  11. Eintrag in der Bibliothek des Bundesarchivs
  12. Eintrag in der Bibliothek des Bundesarchivs
  13. Eintrag in der Bibliothek des Bundesarchivs
  14. CPN ledentallen (niederländ.) Documentatiecentrum Nederlandse Politieke Partijen (DNPP)