Coversin

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Nomacopan (INN[1])
Andere Namen
  • Komplementfaktor-C5-bindendes Speichel-Protein der Zecke Ornithodoros moubata, gentechnisch hergestellt
  • rEV-576
  • rEV-675
  • OmCI
Masse/Länge Primärstruktur 150 aa

16,8 kDa

Bezeichner
Externe IDs
Arzneistoffangaben
DrugBank DB14991
Wirkstoffklasse Komplement-Inhibitor

Ursprüngliche Quelle von Coversin: die Lederzecke Ornithodoros moubata

Coversin, auch: Nomacopan, rEV675[2] oder rVA576 (DCI-Bezeichnung)[3] ist ein Protein, das die Spaltung der Komplementkomponente C5 verhindert, und ein experimenteller Arzneistoff.

Coversin wurde ursprünglich aus dem Speichel der Lederzecke Ornithodoros moubata (Überträger von Rückfallfieber in Zentralafrika) isoliert[2] und dient der Zecke wohl zur Schwächung der Immunabwehr des Wirts beim Blutsaugen. Es wurde als rekombinantes Protein (rVA576) gentechnisch in Escherichia coli produziert und ist seit 2016 Gegenstand einiger medizinischer Studien.

Struktur und Funktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Coversin ist ein kompaktes Proteinmolekül mit einer Lipocalin-ähnlichen Struktur, bestehend aus alpha-Helices und einem beta-Fass-Motiv. Trotz seiner relativ geringen Größe (16,7 kDa)[4] hat Coversin zwei unabhängige Funktionen, da es ein aktives Zentrum im Inneren enthält, das Leukotrien B4[3] binden kann, sowie ein weiteres aktives Zentrum, das an der Proteinoberfläche lokalisiert ist und mit hoher Affinität an (z. B. menschliche) Komplementkomponente C5 bindet. Da Coversin auf C5 an einer Stelle, entgegengesetzt zur Bindungsstelle von Eculizumab andockt, könnte Coversin künftig als C5-Inhibitor bei Patienten eingesetzt werden, die auf eine Behandlung mit Eculizumab[3] nicht ansprechen.

Mögliche medizinische Anwendungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die genannten unabhängigen Funktionen bedingten, dass Coversin, seit es gentechnisch produziert werden kann, in einigen medizinischen Studien an Tieren und am Mensch als Arzneistoff-Kandidat untersucht wird. Zu Krankheiten, für deren Behandlung es potentiell in Betracht gezogen wird, zählen unter anderem bullöses Pemphigoid[3], atypisches hämolytisch-urämisches Syndrom (aHUS), Guillain-Barré-Syndrom, paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie[2] und atopische Keratoconjunctivitis[4]. Die für eine medizinische Verwendung ungünstige sehr kurze Plasmahalbwertszeit von Coversin konnte beispielsweise durch die N-terminale translationale Konjugation mit einem Polypeptid aus Prolin, Alanin und Serin (PASylierung) verlängert werden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. INN Recommended List 81, World Health Organisation (WHO), 9. März 2019.
  2. a b c Coversin. In: Orphanet. (2019), abgerufen am 23. Februar 2023.
  3. a b c d Marion Anliker-Ort, Jasper Dingemanse, John van den Anker, Priska Kaufmann: Treatment of Rare Inflammatory Kidney Diseases: Drugs Targeting the Terminal Complement Pathway. In: Frontiers in Immunology (Frontiers Media SA). Vol. 11, Nr. 11, Dezember 2020, S. 599417–599418, doi:10.3389/fimmu.2020.599417, PMID 33362783 (englisch).
  4. a b Topical rVA576 for Treatment of Atopic Keratoconjunctivitis. In: ClinicalTrials.gov. U. S. National Library of Medicine (2019), abgerufen am 23. Februar 2023.