Cummingtonit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Cummingtonit
Cummingtonit aus der Morro da Mina Mine, Conselheiro Lafaiete, Minas Gerais, Brasilien
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2012 s.p.[1]

IMA-Symbol

Cum[2]

Chemische Formel (Mg,Fe2+)7[OH|Si4O11]2
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silicate und Germanate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/F.07
VIII/F.07-020

9.DE.05
66.01.01.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[3]
Raumgruppe C2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 oder P21/m (Nr. 11)Vorlage:Raumgruppe/11[4]
Gitterparameter a = 9,450 Å; b = 18,108 Å; c = 5,298 Å
β = 102,42°[4][3]
Formeleinheiten Z = 2[4][3]
Zwillingsbildung einfache oder mehrfache Zwillinge parallel {100}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5 bis 6[3]
Dichte (g/cm3) 3,1 bis 3,6[3]
Spaltbarkeit vollkommen nach {110}
Farbe grauweiß, dunkelgrün, braun
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,639 bis 1,671[5]
nβ = 1,647 bis 1,689[5]
nγ = 1,664 bis 1,708[5]
Doppelbrechung δ = 0,025 bis 0,037[5]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 65 bis 90°[5]

Das Mineral Cummingtonit ist ein eher selten vorkommendes Kettensilikat aus der Gruppe der Amphibole. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Mg,Fe2+)7[OH|Si4O11]2[6] und entwickelt durchsichtige bis durchscheinende, säulige, blättrige oder faserige Kristalle bzw. faserige Mineral-Aggregate von grauweißer, dunkelgrüner oder brauner Farbe.

Cummingtonit bildet eine vollkommene Mischreihe mit Grunerit.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Cummingtonit 1824 bei Cummington im Hampshire County (Massachusetts) in den USA und beschrieben durch Dewey, der das Mineral nach seiner Typlokalität benannte.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der alten (8. Auflage) und neuen Systematik der Minerale (9. Auflage) nach Strunz findet sich der Cummingtonit in der Abteilung der Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate). Die alte Systematik teilt diese Abteilung nicht weiter auf und fasst nur noch die Mitglieder der Amphibolgruppe zusammen, wobei der Cummingtonit keiner speziellen Amphibolgruppe zugeteilt ist. Die neue Systematik dagegen unterteilt die Ketten- und Bandsilikate weiter und den Cummingtonit der neuen Unterabteilung der „Ketten- und Bandsilikate mit 2-periodischen Doppelketten, Si4O11; Amphibol-Familie, Klinoamphibole“ zu.

In der Systematik der Minerale nach Dana gehört der Cummingtonit zwar auch zur Abteilung der Ketten- und Bandsilikate, dort aber aufgrund seiner Kristallstruktur zur Unterabteilung der Kettensilikate mit doppelten, unverzweigten Ketten (W=2) und dort zur Gruppe 1 der monoklinen Mg-Fe-Mn-Li-Amphibole.[7]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cummingtonit kristallisiert monoklin-prismatisch in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 oder P21/m (Nr. 11)Vorlage:Raumgruppe/11 mit den in mehreren Messungen ermittelten, durchschnittlichen Gitterparametern a = 9,450 Å; b = 18,108 Å; c = 5,298 Å und β = 102.42°[4] sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle[3].

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cummingtonit bildet sich meist regional in mittelgradigen, metamorphen Gesteinen, charakteristischerweise in metamorph umgestalteten Eisen-Formationen, aber auch als späte Mineral-Phase in einigen Gabbros und Noriten.[3]

Neben seiner Typlokalität wurde Cummingtonit weltweit bisher an rund 230 Fundorten nachgewiesen (Stand: 2009), so unter anderem in mehreren Regionen von Australien; im österreichischen Kärnten; Departamento Santa Cruz in Bolivien; in einigen Regionen von Brasilien; bei Oursi in Burkina Faso; in einigen Regionen von China; Finnland; Bretagne und Okzitanien in Frankreich und auf französisch Martinique; bei Tarkwa in Ghana; Kitaa in Grönland; England in Großbritannien; am Cuyuni in Guyana; Indien; Indonesien; Italien; auf Hokkaidō und Honshū in Japan; in mehreren Regionen von Kanada; Madagaskar; Neuseeland; Norwegen; in mehreren Regionen von Russland; einige Regionen in Schweden; am Verzasca in der Schweiz; auf St. Lucia; in Bratislavský kraj und Košice in der Slowakei; Südafrika; Südkorea; Andalusien und Extremadura in Spanien; Böhmen in Tschechien sowie in vielen Regionen der USA.[8]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter Fachkundigen erfreut sich das Mineral aufgrund seines englischen Namens Cummingtonite besonderer Beliebtheit, da umgangssprachlich „cumming tonite“ übersetzt ungefähr „heute Nacht (zum Orgasmus) kommen“ bedeutet. Dies äußert sich vor allem in Form von T-Shirt-Aufschriften („If you get with me you will be (Mg,Fe2+)7[OH|Si4O11]2“).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 626.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cummingtonite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f Cummingtonite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 78,2 kB)
  4. a b c American Mineralogist Crystal Structure Database – Cummingtonite (englisch, 1998)
  5. a b c d e Mindat – Cummingtonite (englisch)
  6. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 5. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2008, ISBN 3-921656-17-6.
  7. Webmineral - Minerals Arranged by the New Dana Classification, Inosilicate
  8. Fundortliste für Cummingtonit beim Mineralienatlas und bei Mindat