DDR-Fußball-Oberliga 1956

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DDR-Fußball-Oberliga 1956
Meister SC Wismut Karl-Marx-Stadt
Europapokal der
Landesmeister
SC Wismut Karl-Marx-Stadt
Absteiger SC Dynamo Berlin
SC Empor Rostock
Mannschaften 14
Spiele 182  (davon 1 strafverifiziert)
Tore 565 (ø 3,1 pro Spiel)
(ohne strafverifizierte Spiele)
Zuschauer 2.403.000 (ø 13.203 pro Spiel)
(ohne strafverifizierte Spiele)
Torschützenkönig Ernst Lindner
(BSG Lokomotive Stendal)
DDR-Fußball-Oberliga 1955

Die DDR-Oberliga 1956 war die achte Auflage der höchsten Spielklasse der DDR. Meister wurde der SC Wismut Karl-Marx-Stadt, der damit seinen (inoffiziellen) Meistertitel aus der Übergangsrunde des Vorjahrs verteidigte. Die Saison begann am 11. März 1956 und endete am 28. Oktober 1956.

Vor der Saison[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Saison war die erste Spielzeit nach der Umstellung des Spielbetriebs auf den Kalenderjahrrhythmus. Der neue Spielplan war im Vorjahr umgestellt worden und orientierte sich am Vorbild der Sowjetunion. Dieser überschnitt sich jedoch mit dem im überwiegenden Rest von Europa (auch in Westdeutschland) üblichen Herbst-Frühling-Rhythmus. Das hatte zur Folge, dass sich die Meistermannschaft zwar für den Europapokal der Landesmeister qualifizierte, jedoch erst im Herbst des Folgejahres (also fast ein Jahr später) daran teilnehmen konnte.

Namenswechsel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schaffung von Leistungsstüztpunkten durch die Gründung der Sportclubs (SC) war inzwischen abgeschlossen und spiegelte sich in der Zusammensetzung der Oberliga wider. Nur drei der 14 Oberligisten waren noch Betriebssportgemeinschaften (BSG). Alle anderen Mannschaften waren bereits in Sportclubs integriert. Die BSG Chemie Karl-Marx-Stadt wurde kurz vor Saisonbeginn an den neuen SC Motor Karl-Marx-Stadt angeschlossen. Der Aufsteiger aus der Saison 1954/55 BSG Fortschritt Weißenfels war bereits vor Beginn der Übergangsrunde in den SC Fortschritt Weißenfels übergegangen.

Neben den bereits erwähnten Umbenennungen kam es auch beim ZSK Vorwärts Berlin zu erneuten Namenswechseln. Nach dem Ende der Oberliga-Saison 1956 wurde der Name in ZASK Vorwärts Berlin geändert (unter diesem Namen nahm man auch am Pokalfinale teil), vor dem Beginn der Folgesaison folgte dann ASK Vorwärts Berlin als vorerst endgültiger Name.

Saisonverlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wismuts Kapitän Erhard Bauer bekommt den erstmals vergebenen Meisterschaftspokal überreicht.

Nachdem der SC Wismut Karl-Marx-Stadt in den Vorjahren bereits sehr erfolgreich abgeschnitten (zwei Mal Vizemeister, ein Mal Pokalsieger) und 1955 die inoffizielle Meisterschaft der Übergangsrunde gewonnen hatte, folgte 1956 die „richtige“ Meisterschaft. Nur der SC Lokomotive Leipzig leistete Wismut lange Zeit ernsthafte Konkurrenz, rutschte am letzten Spieltag aber noch auf Platz drei. Vizemeister wurde der Provinzklub SC Aktivist Brieske-Senftenberg, der damit das beste Ergebnis seiner Geschichte erreichte. Auch der Aufsteiger der Saison 1954/55 Lokomotive Stendal sorgte mit dem vierten Rang für eine positive Überraschung.

Enttäuschend verlief dagegen die Saison für die beiden Sportclubs Empor Rostock und Dynamo Berlin, die 1954 noch mit dem Ziel der Erschaffung sportlicher Stützpunkte in der Hauptstadt sowie im Norden aus Sachsen umgesiedelt worden waren. Beide Klubs stiegen ab, wobei Dynamo wegen des Einsatzes eines unberechtigten Spielers am letzten Spieltag zwei Punkte abgezogen wurden, die sonst den Klassenerhalt bedeutet hätten. Stattdessen verblieb als Tabellenzwölfter der Meister der Saison 1954/55 Turbine Erfurt in der Oberliga, der trotzdem eine schwache Saison spielte.

Ein Highlight der Saison war die Partie zwischen den beiden Leipziger Teams Rotation und Lokomotive am 8. September im neu erbauten Zentralstadion. Die Besucherzahl von 100.000 Menschen bedeutet bis heute den Zuschauerrekord für Fußball-Punktspiele in Deutschland.

Abschlusstabelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pl. Verein Sp. S U N Tore Quote Punkte
 1. SC Wismut Karl-Marx-Stadt (M)  26  15  8  3 053:210 2,52 38:14
 2. SC Aktivist Brieske-Senftenberg  26  14  8  4 034:150 2,27 36:16
 3. SC Lokomotive Leipzig  26  14  6  6 045:220 2,05 34:18
 4. BSG Lokomotive Stendal  26  12  4  10 055:540 1,02 28:24
 5. SC Einheit Dresden  26  10  6  10 050:460 1,09 26:26
 6. ZSK Vorwärts Berlin  26  9  8  9 041:410 1,00 26:26
 7. BSG Rotation Babelsberg  26  9  8  9 041:530 0,77 26:26
 8. SC Rotation Leipzig  26  9  6  11 035:410 0,85 24:28
 9. SC Motor Karl-Marx-Stadt  26  8  7  11 024:480 0,50 23:29
10. SC Fortschritt Weißenfels  26  7  8  11 036:380 0,95 22:30
11. BSG Motor Zwickau  26  10  2  14 047:520 0,90 22:30
12. SC Turbine Erfurt  26  5  11  10 036:380 0,95 21:31
13. SC Dynamo Berlin  26  7  6  13 037:470 0,79 20:32
14. SC Empor Rostock  26  6  6  14 031:490 0,63 18:34
  • DDR-Meister und Teilnehmer am Europapokal der Landesmeister 1957/58
  • Absteiger in die DDR-Liga 1957
  • (M) Meister der Übergangssaison 1955
    Aufsteiger aus der DDR-Liga 1956: SC Motor Jena, SC Chemie Halle-Leuna

    Kreuztabelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Szene vom ersten Spieltag: Der spätere Vize-Meister Aktivist schlägt den späteren Absteiger Dynamo 2:1.
    1956[1] SC Wismut Karl-Marx-Stadt SC Aktivist Brieske-Senftenberg SC Lokomotive Leipzig BSG Lokomotive Stendal SC Einheit Dresden ZSK Vorwärts Berlin BSG Rotation Babelsberg SC Rotation Leipzig SC Motor Karl-Marx-Stadt SC Fortschritt Weißenfels BSG Motor Zwickau SC Turbine Erfurt SC Dynamo Berlin SC Empor Rostock
    1. SC Wismut Karl-Marx-Stadt 1:2 1:0 3:0 2:1 3:1 3:0 5:2 2:0 2:0 3:0 4:1 3:1 3:1
    2. SC Aktivist Brieske-Senftenberg 0:0 1:0 2:1 1:0 0:1 5:0 3:0 3:0 1:0 2:0 1:0 3:0 1:0
    3. SC Lokomotive Leipzig 0:0 1:1 3:1 4:0 4:2 0:1 2:0 4:0 0:0 3:1 0:1 3:1 2:1
    4. BSG Lokomotive Stendal 1:1 1:1 2:2 1:0 2:3 7:2 1:0 4:1 2:1 5:2 1:1 4:1 2:1
    5. SC Einheit Dresden 1:1 3:1 2:5 3:0 3:0 2:2 0:3 2:4 6:0 4:2 5:3 1:1 3:1
    6. ZSK Vorwärts Berlin 1:0 1:2 1:0 2:3 2:3 2:2 0:0 4:0 1:0 2:3 4:1 1:1 2:2
    7. BSG Rotation Babelsberg 2:2 0:0 2:2 2:0 1:0 1:1 0:2 3:0 2:2 5:4 3:2 1:0 3:1
    8. SC Rotation Leipzig 1:1 0:0 1:2 5:3 1:2 0:0 5:3 1:0 1:0 2:0 1:0 3:2 2:3
    9. SC Motor Karl-Marx-Stadt 0:2 1:1 0:0 6:3 1:1 2:2 1:0 2:0 0:6 1:0 0:0 1:0 0:0
    10. SC Fortschritt Weißenfels 1:1 1:0 1:2 5:1 1:1 1:3 3:0 5:1 1:1 1:3 0:0 1:1 3:0
    11. BSG Motor Zwickau 0:5 2:0 1:0 0:1 0:3 3:0 3:0 2:2 5:2 4:1 1:3 4:1 0:1
    12. SC Turbine Erfurt 3:3 0:0 1:3 5:0 4:0 2:3 1:1 0:0 0:1 0:0 1:1 2:0 2:2
    13. SC Dynamo Berlin 2:1 1:2 0:1 1:4 2:2 1:1 4:3 4:2 -:+1 5:1 1:0 3:2 1:1
    14. SC Empor Rostock 0:1 1:1 0:2 1:5 3:2 2:1 1:2 1:0 4:0 0:1 3:6 1:1 0:3
    1 
    Die Partie Dynamo – Wismut (ursprünglich 2:1) wurde mit 0:0 Toren und einem Sieg für Wismut gewertet, weil Berlin den Spieler Dieter Legler ohne Spielgenehmigung einsetzte.

    Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Die Meistermannschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    SC Wismut Karl-Marx-Stadt
    Kurt Steinbach (19 Spiele / Tore -)
    Heinz Glaser (25/-), Bringfried Müller (24/1), Erhard Bauer (24/-)
    Karl Wolf (26/2), Siegfried Wolf (26/3)
    Horst Freitag (21/4), Manfred Kaiser (26/4), Willy Tröger (25/16), Armin Günther (25/8), Kurt Viertel (25/13)
    Trainer: Fritz Gödicke
    außerdem: Heinz Hippmann (Tor, 8/-); Konrad Wagner (19/2), Lothar Killermann (3/-), Hans Meyer (2/-),
    Lothar Schlegel (1/-), Werner Wilde (1/-)

    Tore[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Es fielen 565 Tore, also 3,10 pro Spiel, darunter waren zehn Eigentore. Den höchsten Sieg erzielte Lok Stendal am 22. Spieltag im Heimspiel gegen Rotation Babelsberg mit 7:2. Es war damit das torreichste Spiel neben den Begegnungen Motor Karl-Marx-Stadt – Lok Stendal (6:3 / 17. Spieltag), Empor Rostock – Motor Zwickau (3:6 / 20.) und Rotation Babelsberg – Motor Zwickau (5:4 / 26.).

    Torschützenliste
    Spieler Mannschaft Tore
    1. Ernst Lindner BSG Lokomotive Stendal 18
    2. Willy Tröger SC Wismut Karl-Marx-Stadt 16
    3. Erhard Meinhold BSG Motor Zwickau 14
    4. Kurt Viertel SC Wismut Karl-Marx-Stadt 13

    Zuschauer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Insgesamt sahen 2.403.000 Zuschauer die 182 Oberligaspiele, was einen Schnitt von 13.203 Zuschauern pro Spiel ergibt. Den größten Zuspruch hatte das Leipziger Ortsderby am 9. September 1956 zwischen SC Rotation Leipzig – SC Lokomotive Leipzig mit über 100.000 Zuschauern. Dies war die bisher heute höchste gesamtdeutsche Zuschauerzahl bei einem nationalen Punktspiel in der höchsten Spielklasse in Deutschland, die bislang nicht mehr überboten wurde.

    FDGB-Pokal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Der FDGB-Pokal 1956 wurde überraschend vom DDR-Ligisten und Aufsteiger SC Chemie Halle-Leuna gegen den favorisierten ZSK Vorwärts Berlin gewonnen.

    Internationale Wettbewerbe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Im Jahr 1956 trat zum ersten Mal eine DDR-Mannschaft in einem Europapokalwettbewerb an. Bei der teilnehmenden Mannschaft am ersten Messestädte-Pokal handelte es sich allerdings um eine Leipziger Stadtauswahl, die sich vorrangig aus Spielern der Sportclubs Rotation und Lokomotive zusammensetzte. Die Mannschaft sollte in einer Gruppe gegen eine Kölner Stadtauswahl und Lausanne-Sports antreten, die Kölner zogen aber zurück. Nach einem 6:3-Sieg und einer 3:7-Niederlage gegen die Schweizer schied Leipzig aus.

    Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. Tabelle und Ergebnisse. In: eu-football.info. Abgerufen am 4. April 2019.