David Pinski

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
David Pinski (um 1900)

David Pinski (selten auch: David Pinsky; Pseudonym als Sachbuchautor zeitweise: D. Puls; * 5. April 1872 in Mogilew; † 11. August 1959 in Haifa) war ein jiddischer Erzähler, Dramatiker und Journalist, der sich besonders sozialer Themen annahm und den Typus des jüdischen Arbeiters in einen literarischen Rang erhob. In den ersten Jahrzehnten nach 1900 gehörte er in Russland und Amerika zu den meistgespielten modernen Autoren.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

David Pinski lebte in Moskau, Warschau[1], Berlin[2] und der Schweiz. Seit 1894 begann er eine intensive Tätigkeit innerhalb der jiddischen Literatur und war u. a. Hauptmitarbeiter der Jom Tow Bletlech von Jizchok Leib Perez.

Im Dezember 1899 übersiedelte er nach Berufung zum verantwortlichen belletristischen Mitarbeiter der Arbeiterzeitung in die USA, lebte und arbeitete in New York City.

Er war Journalist (u. a. Ovend Blatt, Die Arbeiterzeitung, Der Tog in New York), Dramatiker und Erzähler, aktiv in der jüdischen Arbeiterbewegung (1913 in New York Mitgründer der Farband Labor Zionist Order) und lebte seit 1949 in Israel, wo er weiter jiddische Stücke schrieb, die aber kaum noch ein jiddischsprechendes Publikum fanden.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Artur Landsberger nahm zwei Beiträge von David Pinski in die deutsche Anthologie Das Ghettobuch. Die schönsten Geschichten aus dem Ghetto (1914) auf und ließ in seinem Roman Berlin ohne Juden (1925) eine Hauptfigur den Decknamen David Pinski annehmen.

Werke und Schaffen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dramen, Erzählungen, Literarhistorisches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eisik Scheftel[3], 1899
  • Die Mutter, 1901
  • Die Familie Zwi. Tragödie von dem letzten und einzigen Juden, 1903 (Drama)
  • Der Oizer [„Der Schatz“], 1906 (Tragikomödie in vier Akten)[4]
  • Yankel der Schmid[5], 1906
  • Der eibiger Jid oder Der Fremder, 1906 (einaktiges Drama)[6]
  • Gabri und die Frauen, 1908
  • Dos jiddische drama. Ein iberblik iber ir entwiklung, New York 1909 (literaturgeschichtliches Werk)
  • Der schtummer Meschiach[7], 1911
  • Jeder mit san Gott, 1912
  • Duvd Hamelech un sane Waber, 1912
  • Die Bergsteiger, 1912
  • Mit Siegerfahnen, 1916
  • Berg Steiner, 1918
  • Glücksvergessen, 1918
  • Die krimme Wegen fun Liebe, 1918
  • Arnold Levenberg[8], 1919
  • Der letzter Sach hakl, 1923
  • The House of Noah Edon, 1929 (Erzählung; das jiddische Original erschien erst 1939)[9]

Salomos Frauen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine eigene Erwähnung verdient Pinskis fiktionales literarisches Grossprojekt zu den Frauen Salomos. Er hatte geplant, alle „tausend Frauen Salomos“ zu porträtieren. An diesem Zyklus arbeitete er von 1921 bis 1936. In diesem Zeitraum vollendete er 105 Erzählungen zu diesem Thema.

Herausgeberschaften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Arbeiter, 1904–1911 (sozialistische Wochenschrift, gemeinsam mit dem Publizisten Jos. Schlossberg)
  • Die jiddische Wochenschrift, 1912 (kurzlebige literarisch-sozialistische Zeitschrift, ebenfalls gemeinsam mit Schlossberg)

Weitere Tätigkeiten als Redakteur (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der jüdische Kämpfer, seit 1916 (literarisch hochstehendes poalezionistisches Organ)
  • Die Zeit, September 1920 bis April 1922 (Tageszeitung, als Chefredakteur)

Werkausgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gesamtausgabe der Dramen, New York 1918–1920 (5 Bände)
  • Oysgeklibene Shriftn, Buenos Aires 1969

Literatur/Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ba'al Machschowes (d. i. Isidor Eljaschoff): Schriften. Bd. I, Wilna 1910.
  • Samuel Niger: Wegn jidische Schraber. Wilna 1912.
  • Salman Reisen: Lekßikon fun der jidischer literatur un preße. Warschau 1914.
  • Zukunft, Juni–Juli 1922.
  • Salomon Wininger: Große Jüdische National-Biographie. Bd. V, Druckerei Orient, Czernowitz 1931.
  • Literarische Blätter, 25. Dezember 1925.
  • Keneder Adler, 15. April 1926.
  • Jakob Renzer: Pinski, David. In: Georg Herlitz (Hrsg.): Jüdisches Lexikon. Bd. IV,1, Jüdischer Verlag, Berlin 1927.
  • John F. Oppenheimer (Red.) u. a.: Lexikon des Judentums. 2. Auflage. Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh u. a. 1971, ISBN 3-570-05964-2, Sp. 628–629.
  • Sol Liptzin: A History of Yiddish Literature. New York 1972.
  • Günter Stemberger: Geschichte der jüdischen Literatur. 1977.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Seit 1892, Besuche bei Perez brachten ihn von seinem ursprünglichen Wunsch eines Medizinstudiums ab und überzeugten ihn, eine literarische Karriere anzustreben; hier veröffentlichte er u. a. auch kürzere Artikel in Mordechai Spektors Hausfreund
  2. Seit 1896, hier trat er u. a. in näheren Kontakt zu Chaim Schitlowsky
  3. Naturalistisches Arbeiterdrama in zwei Akten, das die Ausbeutung des Erfindergeistes eines einfachen Arbeiters durch seinen Arbeitgeber beschreibt. Als zweiten Teil dieses Dramas veröffentlichte Pinski Isaak Piniew. Eine Tragödie aus der revolutionären Arbeiterbewegung
  4. Uraufführung unter Reinhardt in Berlin 1910
  5. Drama, behandelt erstmals im jiddischsprachigen Theater das Thema sexueller Leidenschaft
  6. Schildert einen jüdischen Bauern, der auf der ewigen erfolglosen Suche nach dem Messias nicht aufgeben will
  7. Aufgeführt 1919 im Jiddischen Kunsttheater in New York: Ein als Messias verehrter Arzt, dem man bei einer Folterung seine Zunge herausgerissen hatte, will seine aus Illyrien ausgewiesenen jüdischen Landsleute nach Palästina führen, doch kaum bessert sich die Lage im Heimatland, verlassen sie ihn und kehren um
  8. Roman, behandelt Assimilation und nachlassende Kräfte der Jüdischkeit am Beispiel des Romanhelden, eines kraftlosen, verfeinerten Nachfahren aus deutsch-jüdischer Aristokratenfamilie
  9. Beschreibt die fortschreitende Assimilation einer ostjüdischen Familie über mehrere Generationen hinweg