Dettenhausen

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Wappen Deutschlandkarte
Dettenhausen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Dettenhausen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 36′ N, 9° 6′ OKoordinaten: 48° 36′ N, 9° 6′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Tübingen
Höhe: 412 m ü. NHN
Fläche: 11,02 km2
Einwohner: 5573 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 506 Einwohner je km2
Postleitzahl: 72135
Vorwahl: 07157
Kfz-Kennzeichen:
Gemeindeschlüssel: 08 4 16 009
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Bismarckstraße 7
72135 Dettenhausen
Website: www.dettenhausen.de
Bürgermeister: Thomas Engesser
Lage der Gemeinde Dettenhausen im Landkreis Tübingen
KarteLandkreis BöblingenLandkreis CalwLandkreis EsslingenLandkreis FreudenstadtLandkreis ReutlingenLandkreis RottweilZollernalbkreisAmmerbuchBodelshausenDettenhausenDußlingenGomaringenHirrlingenKirchentellinsfurtKusterdingenMössingenNehren (Württemberg)NeustettenOfterdingenRottenburg am NeckarRottenburg am NeckarRottenburg am NeckarStarzachTübingen
Karte

Dettenhausen ist eine Gemeinde im Landkreis Tübingen in Baden-Württemberg (Deutschland). Sie gehört zur Region Neckar-Alb und zur europäischen Metropolregion Stuttgart.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dettenhausen liegt auf der Schönbuchlichtung, etwa zwölf Kilometer südöstlich von Böblingen. Es befindet sich am Nordrand des Waldgebiets und gleichnamigen Naturparks Schönbuch. Ostnordöstlich erhebt sich der Betzenberg. Durchflossen wird die Ortschaft von der Schaich. Die Landesstraße 1208 (ehemals Bundesstraße 27) StuttgartTübingen führt hindurch.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Gemeinde Dettenhausen, sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt und gehören zum Landkreis Böblingen beziehungsweise zu den Landkreisen Reutlingen¹ und Tübingen²:

Waldenbuch, Walddorfhäslach¹, Pliezhausen¹, Tübingen² und Weil im Schönbuch

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Gemeinde Dettenhausen gehören das Dorf Dettenhausen und das Einzelhaus Hirschland.[2]

Schutzgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dettenhausen hat mit den Gebieten Schaichtal und Eisenbachhain zwei Naturschutzgebiete.

Daneben hat Dettenhausen im Süden der Gemarkung Anteil am Schönbuch, welcher als Landschaftsschutzgebiet, als FFH-Gebiet, als Vogelschutzgebiet und als Naturpark geschützt ist. Die Abgrenzungen der vier gleichnamigen Schutzgebiete ist allerdings nicht identisch.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die urkundliche Ersterwähnung der Gemeinde als Detenhusen war um das Jahr 1100. Jedoch wird vermutet, dass schon um 700 Menschen am Ort siedelten. Während der Zeit der Stammesherzogtümer lag der Ort im Herzogtum Schwaben.

Um das Jahr 1120 verschenkten die Grafen von Berg das Dorf an das Kloster Hirsau. Im Laufe des 13. Jahrhunderts waren die Pfalzgrafen von Tübingen Inhaber der Vogtei, seit 1298 das Kloster Bebenhausen. Im 14. Jahrhundert hatten die Herzöge von Urslingen Herrschaftsrechte, die sie 1363 an die Grafschaft Württemberg verkauften. Zu Zeiten des Herzogtums Württemberg war Dettenhausen dem Amt Böblingen zugeordnet.

Im Laufe der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im 1806 gegründeten Königreich Württemberg wurde Dettenhausen 1811 dem Oberamt Tübingen zugeordnet. Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte der Ort 1938 zum Landkreis Tübingen. 1945 wurde Dettenhausen Teil der Französischen Besatzungszone und kam somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging.

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als altwürttembergisches Dorf ist Dettenhausen seit der Reformation 1534 evangelisch geprägt. Die evangelische Kirche gehört zum Kirchenbezirk Tübingen der Württembergischen Landeskirche. Die Katholiken sind der Gemeinde St. Johannes Baptist in Weil im Schönbuch und somit einer Seelsorgeeinheit des Dekanats Böblingen zugeordnet. Am Ort ist auch die Neuapostolische Kirche und der Württembergische Christusbund aktiv.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kommunalwahl 2019
 %
70
60
50
40
30
20
10
0
63,3 %
18,7 %
18,0 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
+0,7 %p
+5,2 %p
−5,9 %p

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat in Dettenhausen hat 14 Mitglieder. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als stimmberechtigtem Vorsitzendem.

Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Endergebnis (mit Vergleichszahlen der vorigen Wahl):[4]

Parteien und Wählergemeinschaften %
2019
Sitze
2019
%
2014
Sitze
2014
FWV/BuW Freie Wählervereinigung 63,3 9 62,6 9
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 18,7 3 13,5 3
BÜ/CDU Bürgerliche / Christlich Demokratische Union 18,0 2 23,9 2
 Gesamt 100 14 100 14
Wahlbeteiligung 68,5 % 57,4 %
Rathaus Dettenhausen

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thomas Engesser wurde im November 2010 im ersten Wahlgang zum neuen Bürgermeister gewählt[5] und bei der Wahl im November 2018 mit 66,8 % wiedergewählt.[6] Frühere Bürgermeister waren Helmuth Bächle, Kurt Dörr und Hans-Joachim Raich. Letzterer hatte vor Engesser das Amt 16 Jahre bekleidet.[7]

Partnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dettenhausen unterhält partnerschaftliche Beziehungen zum sächsischen Treuen im Vogtland (seit August 1991) und zum ungarischen Tab (seit 1994).

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schönbuchmuseum
Bahnhof

Museen und Gedenkstätten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schönbuchmuseum zeigt in den drei Bereichen Jagd, Stein und Wald vieles über das Leben in dieser Gegend.

Im Polizeimuseum ist eine historische internationale Sammlung von Polizeiuniformen von Bernhard Strobel zu sehen.

An der Kirchstraße 15 befindet sich das winzige 1839 erbaute Fachwerkhäuschen mit seinem alten Inventar, das nach der letzten Bewohnerin, der 1951 verstorbenen Kathrin Osswald, benannt wurde. Seit 1988 ist das Haus als Museum für die Öffentlichkeit zugänglich.[8]

Kathree Häusle
Kathree Häusle - Innenansicht

Denkmal für Gottlieb Aberle auf dem Friedhof in Dettingen und in Riedlingen. Gottlieb Aberle wurde am 21. April 1945 wegen angeblicher ‚Feindbegünstigung‘ mit zwei anderen Häftlingen durch Genickschuss von einem Kommando der Gestapo im Wald bei Riedlingen ermordet. Sein Vergehen: Er hatte im Schönbuch zwei schwer verletzte kanadische Fliegerpiloten gefunden und bei sich aufgenommen.[9]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landesstraße 1208 führt im Norden nach Stuttgart und im Süden nach Tübingen.

Die Schönbuchbahn der Württembergischen Eisenbahngesellschaft verbindet die Gemeinde mit Böblingen und damit mit der S-Bahn nach Stuttgart.

Der öffentliche Personennahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 109.

Fernwärme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Dettenhausen gibt es seit Ende 2009 ein Holzheizkraftwerk. Das Heizkraftwerk soll den Ort nach und nach mit Fernwärme versorgen. 2011 wurde zu diesem Zweck eine Bürgergenossenschaft gegründet. Das Wärmenetz soll vom Areal beim Bahnhof aus nach Dettenhausen ausgebaut werden.[10][11]

2022 wurde eine Solarthermieanlage auf dem Dach eines Lagergebäudes von Ritter Sport in Betrieb genommen, die nach Betreiberangaben zu diesem Zeitpunkt die größte Aufdach-Solarthermieanlage Deutschlands war. Sie verfügt über 468 Sonnenkollektoren mit einer Gesamtfläche von 2312 Quadratmetern und soll pro Jahr ca. 1.125.000 kWh Wärmeenergie liefern und damit etwa 20 % des jährlichen Wärmebedarfs eines neu errichteten Wärmenetzes liefern. Die verbleibende Energie wird von einem erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerk, das Strom und Wärme erzeugt, sowie einer Wärmepumpenanlage geliefert. Betrieben wird die Heizzentrale von den Stadtwerken Tübingen.[12]

Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den am Ort üblichen Tageszeitungen zählen: Schwäbisches Tagblatt Tübingen und Stuttgarter Nachrichten.

Historische Bauten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Evangelische Johanneskirche[13][14] wurde zwischen 1833 und 1834 nach den Plänen von Ludwig Friedrich Gaab[15] im Kameralamtsstil (Zweckbau nach staatlichen Vorgaben) errichtet. Sie ist die Pfarrkirche der evangelischen Ortskirchengemeinde im Kirchenbezirk Tübingen.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernhard Zeller (1919–2008), Literaturhistoriker und Archivar
  • Wilfried Huber (1925–1986), Hochschul- und Bildungspolitiker, Erziehungswissenschaftler
  • Felix Huby (1938–2022), Journalist und Autor

Personen, die in Dettenhausen leben oder gelebt haben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lotte Reiniger (1899–1981), Scherenschneiderin und Buchillustratorin, lebte zuletzt und starb in Dettenhausen
  • Robert Schlienz (1924–1995), Fußballnationalspieler, lebte in Dettenhausen
  • Uwe Stamer (* 1944), evangelischer Religionspädagoge

Personen, die vor Ort wirkten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ludwig Friedrich Gaab (1800–1869) Architekt und Baubeamter, Architekt der Johanneskirche in Dettenhausen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dettenhausen. In: Christoph Friedrich von Stälin (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Tübingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 49). H. Lindemann, Stuttgart 1867, S. 360–364 (Volltext [Wikisource]).
  • Umfassende Materialien zur Gemeindegeschichte finden sich in der Gemeindechronik Dettenhausen – Geschichte und Gegenwart, Silberburg-Verlag, Tübingen 2000, ISBN 3-87407-367-X.
  • Wilhelm Böhringer: Heimatbuch der Schönbuchgemeinde Dettenhausen, Bürgermeisteramt Dettenhausen 1973.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4. S. 123–124
  3. Daten- und Kartendienst der LUBW
  4. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Gemeinderatswahlen 2019, Ergebnis Dettenhausen
  5. Matthias Biehler: Engesser gewinnt die Wahl. In: suedkurier.de. 8. November 2010, abgerufen am 21. Februar 2024.
  6. https://www.dettenhausen.de/ceasy/modules/resources/main.php?id=1879&download=1
  7. @1@2Vorlage:Toter Link/www.tagblatt.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  8. Dieter Buck: Spazier-Ziele in der Region Stuttgart. Silberburg-Verlag, 2013, S. 978-3–97407–758-3.
  9. Vor 60 Jahren wurde der Dettenhäuser Gottlieb Aberle erschossen. In: tagblatt.de. 2. September 2016, abgerufen am 9. Februar 2016.
  10. tagblatt.de vom 16. Juli 2011
  11. tagblatt.de vom 21. Januar 2012
  12. Deutschlands größte Solarthermie liefert jetzt Fernwärme. In: Erneuerbare Energien. Das Magazin, 12. Juli 2022. Abgerufen am 17. Juli 2022.
  13. Datenblatt, abgerufen am 8. Mai 2013
  14. Offizielle Website der Kirchengemeinde, abgerufen am 1. September 2018
  15. Bau und Zustandsbeschreibung, abgerufen am 8. Mai 2013
  16. Nachruf zum Tod von Herrn Stefan Nau, Ehrenbürger der Gemeinde Dettenhausen. Abgerufen am 6. November 2019.
  17. Felix Huby wird Ehrenbürger. Abgerufen am 6. Januar 2019.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dettenhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien