Dietrich Oldenburg

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Dietrich Oldenburg als Student (1952)

Dietrich Eberhard Oldenburg (* 19. Januar 1933 in Berlin) ist ein deutscher Schriftsteller und Beamter.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dietrich Oldenburgs Eltern waren der promovierte Diplomvolkswirt Ulrich Oldenburg (1903–1968) und Charlotte Oldenburg, geb. Stanke (1904–1995), Tochter des Berliner Architekten Paul Stanke (1875–1948). Während der ersten Jahre des Krieges wuchs er in Berlin auf, bis seine Familie 1942 ihren Wohnsitz wegen der zunehmenden Bombenangriffe der Alliierten ihren Wohnsitz nach Pudewitz bei Posen verlegte. Er wurde 1942 in das Posener Schiller-Gymnasium eingeschult, mit dem er in ein KLV-Lager auf dem Lande verlegt wurde. Nachdem die sowjetischen Truppen am 15. Januar 1945 die deutsche Front an der Weichsel durchbrochen hatten, floh seine Familie am 19. Januar 1945, an seinem 12. Geburtstag, zunächst nach Misdroy auf der Insel Wolin und von dort Anfang Februar 1945 nach Dänemark, wo die Familie auf der Insel Alsen bei einer dänischen Bauernfamilie unterkam.[1]

Anfang Oktober 1945 wurden alle in Dänemark lebenden deutschen Flüchtlinge (etwa 250 000) in Lager eingewiesen, meistens ehemalige deutsche Wehrmachtsbarackenlager.[2] Die Oldenburgs (Dietrich, Mutter Charlotte, und Schwester Helga) kamen in das Lager Horvup-Plantage nördlich des Limfjord. Das Lager war mit Stacheldraht eingezäunt. Die Baracken waren alt, die Zimmer, jeweils etwa 40 m² groß, wurden mit 14 Personen belegt. Die Oldenburgs lebten, wie alle etwa 1000 Lagerinsassen in Stockwerkbetten mit drei Erwachsenen und 11 Kindern aus drei Familien bis zum Februar 1947 in diesem Lager und wurden dann nach Deutschland entlassen.

Dietrich Oldenburg (2023)

Sie kamen nach Niebüll in Schleswig-Holstein, wohin der Ehemann und Vater der Familie aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen worden war.[3] In Niebüll wurde er in das dortige Gymnasium eingeschult. Nach dem Abitur 1952 am Friedrich-Paulsen-Gymnasium in Niebüll studierte Oldenburg von 1952 bis 1956 Rechtswissenschaften an der Philipps-Universität in Marburg und in Tübingen. In Marburg wurde er 1952 Mitglied der Marburger Burschenschaft Germania, aus der er 1956 mit vielen anderen wegen der sogenannten Petri-Affäre ausgeschlossen wurde.[4] Nach dem Referendariat am Landgericht Flensburg und dem Oberlandesgericht Schleswig legte er sein 2. juristisches Staatsexamen in Hamburg am dortigen Oberlandesgericht ab.

Seit 1962 war er im Staatsdienst als Beamter bei der Bundesanstalt für Arbeit. Er war von 1970 bis 1975 Direktor des Arbeitsamtes Braunschweig,[5] und von 1975 bis 1986 des Arbeitsamtes Hamburg.[6] Während in Braunschweig eher große Industriewerke (Volkswagen) oder Stahl und Bergbau (Salzgitter AG) seine Arbeit bestimmten, waren in Hamburg Handel, Schiffbau und Hafen die wichtigsten Faktoren des Arbeitsmarktes. Besonders im Hafen bei der Be- und Entladung der Schiffe hatte der technische Wandel (leistungsstärkere Kräne und Container) hatten viele ungelernte Hafenarbeiter überflüssig gemacht. Ihre Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt war eine der ersten Aufgaben Oldenburgs. Er wandte sich deshalb an den Hamburger Hafenverein, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, alte Segelschiffe vor der Abwrackung zu schützen und sie als Museumsschiffe zu restaurieren. So hatte der Verein gerade einen alten, in Portugal zur Abwrackung liegenden ehemaligen Kap-Horn-Segler erworben und zur Restaurierung nach Hamburg überführen lassen, die Rickmer Rickmers.

Oldenburg schlug dem Vorsitzenden des Vereins vor, den größten Teil der Lohnkosten für die Restaurierungsarbeiten für das Schiff durch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) zu finanzieren, wenn der Verein für die gewerblichen Arbeiten vom Arbeitsamt Hamburg zugewiesene arbeitslose Jugendliche beschäftigen würde.[7] Da der Verein dieser Auflage zustimmte, wurden zahlreiche arbeitslose Jugendliche, die großenteils keine abgeschlossene Ausbildung hatten in den gewerblichen berufen (Holz, Metall, Elektro u. a.) beschäftigt – oft über mehrere Jahre – und soweit fortgebildet, dass sie nach Fertigstellung der Restaurierungsarbeiten in der Regel eine Stelle auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt fanden.

Von 1986 bis 1998 war er als Präsident des Landesarbeitsamts Hessen mit Dienstsitz in Frankfurt am Main tätig.[8] Seine Ernennung zum Präsidenten des LAA Hessen erfolgte am 16. Januar 1986 durch den seinerzeitigen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker.[9]

Zugleich wurde er auch als Nachfolger seines Vorgänger als Präsident des LAA Hessen als Vorsitzender des Vorstandes des Berufsförderungswerkes Frankfurt in Bad Vilbel bestellt. Dieser Einrichtung oblag die Durchführung der beruflichen Rehabilitation behinderter Arbeitnehmer und ihre berufliche Wiedereingliederung in das Erwerbsleben. Gleich in der ersten Vorstandssitzung unterrichtete der Geschäftsführer davon, Manfred Thrun davon, dass zurzeit keine neuen Rehabilitanden wegen Überfüllung der Einrichtung aufgenommen werden könnten, eine Katastrophe für die Situation arbeitsloser Behinderter, die nur durch einen größeren Erweiterungsbau zu begegnen sei. Oldenburg konnten in den nächsten Wochen die Kostenträger (Arbeitsverwaltung, Rentenversicherung Und Unfallversicherung) von dieser Notwendigkeit überzeugen, die die notwendigen Baugelder bewilligen wollten, wenn auch die öffentlich Hand sich an den Kosten beteiligten. Es gelangen beiden schließlich, sowohl vom Bund und vom Land Hessen entsprechende Zusagen zu erlangen. Dank Oldenburgs guter Beziehungen zur hessischen Landesregierung bewilligten das hessische Arbeitsministerium bereits im Juni 1987 die Mitfinanzierung der geplanten Erweiterung des BFW.[10] Der Bund schloss sich kurz darauf an, so dass der Bau sehr schnell beginnen konnte.

Auch noch eine weitere Besonderheit wurde bewilligt: Die Aufnahme der immer mehr ansteigende Zahl psychisch behinderter Arbeitnehmer. Da diese größtenteils aus Berufen kamen, die körperlich belastender waren, wurde als Maßnahme der Gartenbau gewählt.[11] Nach der grundsätzlichen Zustimmung aller Beteiligten ging die Umsetzung der Baupläne rasch voran. Oldenburg und Thrun gewannen den Hessischen Arbeitsminister Karl-Heinrich Trageser den Grundstein für den Erweiterungsbau des BFW zu legen. Die feierliche Grundsteinlegung erfolgte am 23. Oktober 1987.[12] Die Arbeiten gingen zügig voran, so dass der Erweiterungsbau (Kosten 16,4 Mio. DM) im Oktober 1988 eingeweiht werden konnte.[13]

Wegen der beamtenrechtlichen Vorschrift, mit der Erreichung des 65. Lebensjahres in den Ruhestand zu gehen (beamtenrechtliche Altersgrenze), wurde Oldenburg vom Bundespräsidenten Roman Herzog mit Urkunde vom 19. September 1997 zum 31. Januar 1998 in den Ruhestand versetzt. Nach der Versetzung in den Ruhestand war er als freier Schriftsteller in Frankfurt am Main tätig. Er veröffentlichte historische Romane, die sich vor allem mit Stoffen aus der römischen Geschichte befassten. Oldenburg hielt sich dabei weitgehend an die von antiken Autoren überlieferten Fakten, die er in eine Romanhandlung bettete.

Ehrenamtlich war Oldenburg auch bei der beruflichen Bildung von Arbeitnehmern und Rehabilitation Behinderter sozial engagiert. Er war von 1978 bis 1990 Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Grone-Schule in Hamburg, Vorstandsvorsitzender beim hessischen Berufsförderungswerk Frankfurt am Main in Bad Vilbel von 1986 bis 2001, Beiratsvorsitzender des Berufsbildungswerkes Nordhessen in Arolsen von 1987 bis 1998, Vorsitzender des Verwaltungsrates des Berufsbildungswerkes Südhessen in Karben und Vorsitzender des Berufsförderungswerks Thüringen in Seelingstädt von 1990 bis 1998.

Oldenburg war seit 1964 mit Monika, geborene Bauck (1939–2020),[14] verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Emile Zolas deutsche Vollendung: Clara Viebig. In DWV-Mitteilungen 114/1988, 37. Jahrgang 3. Heft Dezember 1988, Seiten 1 ff
  • Die Träger der beruflichen Bildung als Tendenzbetriebe. In: Neue Zeitschrift für Arbeits- und Sozialrecht vom 5. Juni 1989, Nr. 11/89, Seiten 414 ff.
  • Dietrich Oldenburg: Besprechung von Hans-Peter Bewährs (Herausgeber) "Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung in der neueren deutschen Rechtsprechung" Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht (NZA)- , vom 1. Oktober 1992
  • Familienbande. C. A. Starke-Verlag, Limburg 2000, ISBN 3-7980-0564-8
  • Die Spur der Wölfe. Historischer Roman, Haag und Herchen, Frankfurt 2002, ISBN 3-89846-111-4
  • Keine Schonzeit für Wölfe. Historischer Roman, Haag und Herchen, Frankfurt 2004, ISBN 3-89846-268-4
  • Tod eines Leitwolfes. Haag und Herchen, Historischer Roman, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-89846-439-0
  • Pisos Verbrechen. Historischer Roman. Haag und Herchen, Frankfurt 2010, ISBN 978-3-89846-586-1

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Artikel Oldenburg, Dietrich. In: Wer ist Wer?, Ausgabe 2009. Schmidt Römhild-Verlag, Lübeck 2009.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dietrich Eberhard Oldenburg: Familienbande, Kapitel 6: Krieg und Flucht – Leben und Überleben. C. A. Starke-Verlag, Limburg an der Lahn 2000, S. 183 ff.
  2. Arne Gammelgaard: Ungebetene Gäste. Verlag Gerhard Rautenberg, Leer 1985.
  3. Dietrich Eberhard Oldenburg: Familienbande, Kapitel 8: Lagerleben in Dänemark, S. 200 ff.
  4. Das Wort der Alten Herren. In: Der Spiegel, Nr. 34 vom 21. August 1957, S. 29 ff.
  5. Braunschweiger Zeitung vom 3. April 1970.
  6. Hamburger Abendblatt vom 5./6. Juli 1975.
  7. Bewilligungsbescheid des Arbeitsamtes Hamburg
  8. Frankfurter Rundschau, Nr. 18 vom 22. Januar 1986.
  9. Ernennungsurkunde vom 16. Januar 1986, unterzeichnet vom Bundespräsidenten, gegengezeichnet vom damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl und dem Minister für Arbeit und Soziales Norbert Blüm, sowie Begleiterlass des damals amtierenden Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit Heinrich Franke vom 20. Januar 1986.
  10. Frankfurter Freie Presse vom 5. Juni 1987, Artikel Trageser sagt dem BFW seine Unterstützung zu
  11. Frankfurter Rundschau vom 24. Oktober 1987
  12. Frankfurter Neue Presse vom 24. Oktober 1987, Artikel Neue Projekte für 940 Rehabilitanden
  13. Nidda Echo vom 20. 10. 1988, Artikel "Gute Zusammenarbeit gelobt"
  14. Traueranzeige in der Frankfurter Rundschau vom 28. November 2020.