Dirk Zingler

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Dirk Zingler (* 23. August 1964 in Königs Wusterhausen) ist ein deutscher Unternehmer und Fußballfunktionär. Seit 2004 ist er Präsident des 1. FC Union Berlin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zingler wuchs in Eichwalde auf und verbrachte oft Zeit bei seinem Großvater, der in Zeuthen lebte und im Freien Deutschen Gewerkschaftsbund aktiv war. Zinglers Mutter stammt aus Berlin-Wedding, sein Vater ursprünglich aus Berlin-Friedrichshain.[1] Mit dem Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961 wurde die Familie voneinander getrennt, sodass Zingler seine Familie mütterlicherseits erst nach dem Mauerfall kennenlernen konnte.[1]

Er absolvierte eine Ausbildung zum Industriemechaniker[1], zog mit 17 Jahren aus dem Elternhaus aus,[2] lebte allein in Berlin. Während seiner Zeit bei der Freien Deutschen Jugend (FDJ) in führender Position, auch auf Kreisebene, wurde er für seine Verdienste unter anderem mit der Medaille „für vorbildliche Leistung zu Ehren der DDR“ ausgezeichnet. Er arbeitete als Instandhaltungsmechaniker. Später stieg er später zum stellvertretenden Parteisekretär auf.[3]

Seinen Wehrdienst leistete Zingler beim Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ des Ministeriums für Staatssicherheit.[3] Im Laufe seiner 1986 endenden dreijährigen Dienstzeit wurde er zum Unterfeldwebel befördert.[2][4][5] Mit der Wende wurde er bei den ersten freien Wahlen in den Betriebsrat des Wohnungsbau-Kombinats gewählt, anschließend in den Konzernbetriebsrat.[1] Diese Position hatte er bis März 1991 inne.[1] 1995 machte er sich mit einem Logistikunternehmen selbstständig, das heute mit der Muttergesellschaft DZ Baustofflogistiker in Berlin ansässig ist.[6][7]

Zingler ist verheiratet und hat mit seiner Frau Martina drei Kinder.[7][6]

Engagement für Union Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zingler ist seit seiner Kindheit Anhänger des 1. FC Union Berlin und besuchte dessen Spiele zunächst immer mit seinem Großvater.[1]

Im Laufe der Zweitligasaison 2003/04 war Zingler an der Gründung des Wirtschaftsrates bei Union Berlin beteiligt, um den Verein wirtschaftlich zu beraten und ein Unternehmensnetzwerk für den Klub zu etablieren.[8] Nachdem Union in dieser Spielzeit in die Regionalliga Nord abgestiegen war und erhebliche finanzielle Schwierigkeiten hatte, wurde Zingler im Sommer 2004 zum neuen Präsidenten berufen.[9]

Im ersten Jahr seiner Amtszeit stieg der Verein 2005 erneut ab, konnte 2006 allerdings aus der Oberliga Nordost direkt wieder aufsteigen. Als durch den DFB zur Saison 2008/09 die neue eingleisige 3. Liga geschaffen wurde, gelang Union als Drittligameister die Rückkehr in die 2. Bundesliga. In dieser etablierte sich der Verein in den nächsten Jahren und stieg nach zehn Spielzeiten 2019 in die 1. Bundesliga auf, als erst fünfter Verein der ehemaligen DDR. Auch hier konnten sich die Eisernen etablieren und erreichten im zweiten Jahr mit Platz 7 einen Qualifikationsrang zur UEFA Conference League. In den nächsten zwei Spielzeiten konnten sich die Köpenicker jeweils verbessern und spielten daraufhin in der Europa League und nach dem 4. Platz in der Bundesliga 2023 sogar in der Champions League.[10] Mit Robin Gosens von Inter Mailand tätigte Union zur Saison 2023/24 den teuersten Spielereinkauf (13 Millionen Euro) der Vereinsgeschichte. Demgegenüber stand ein Jahr zuvor mit Taiwo Awoniyi, der für 20,5 Millionen Euro zu Nottingham Forest ging, die höchste Ablösesumme.

Zingler ist der am längsten amtierende Präsident des 1. FC Union Berlin. Unter seiner Ägide realisierte der Verein in den Jahren 2008 und 2009, mit der Hilfe von 2.333 freiwilligen Helfern sowie von Sponsoren und Spendern, den bislang umfangreichsten Umbau des Stadions an der Alten Försterei. Unter seiner Führung gewann man ISP mit Sitz im Emirat Adschman als Sponsor[11] und es kam zum Einstieg des Investors Quattrex bei Union Berlin.[12][13] Zingler befürwortet den Einstieg eines Investors für die DFL.[14]

Seit Beginn seines Engagements im Wirtschaftsrat, als Union Berlin noch einen Jahresumsatz von 1,8 Millionen Euro vermeldete,[15] wurde die Wirtschaftsleistung auf rund 174 Millionen Euro im Jahr 2023 gesteigert.[16][17] Die Mitgliederzahl des Vereins stieg auf 66.110 im März 2024.[16] In seiner Amtszeit wurde das von Fans initiierte alljährliche Weihnachtssingen des 1. FC Union Berlin zu einem gesellschaftlichen Ereignis, das inzwischen vom Rundfunk Berlin-Brandenburg übertragen wird.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Tim Evers: Interview Union-Präsident Dirk Zingler: "Es war für mich unvorstellbar, Präsident meines eigenen Klubs zu werden". Rundfunk Berlin-Brandenburg, 24. Oktober 2022, abgerufen am 26. Januar 2024.
  2. a b Sebastian Fiebig: Das ist meine Biographie. Weblog Textilvergehen, 11. August 2011, abgerufen am 26. Januar 2024.
  3. a b Wenn die Vergangenheit die Gegenwart unmöglich macht: Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union, war Mitglied im Stasi-Wachregiment: Der schwarze Fleck. Berliner Zeitung, 19. Juli 2011, abgerufen am 2. Februar 2024.
  4. Nick Brauns: Ostlerschmäher des Tages: FC-Bayern-Ultras. Junge Welt, 26. Januar 2024, abgerufen am 26. Januar 2024.
  5. Schmähplakat gegen Union-Präsidenten: Bayern-Ultras beschimpfen Zingler als „Stasi-Schwein“. Tagesspiegel, 25. Januar 2024, abgerufen am 26. Januar 2024.
  6. a b Carsten Nallingen: Die Baustoff- und Agrarlogistiker in Berlin: Eine Million Tonnen am Terminal umgeschlagen. eurotransport.de, 14. März 2017, abgerufen am 26. Januar 2024.
  7. a b Herr Dirk Zingler. World Forum for Ethics in Business, abgerufen am 26. Januar 2024.
  8. RÖFA - DIE LOGISTIKER. Wirtschaftsrat 1. FC Union Berlin, abgerufen am 29. Januar 2024.
  9. Matthias Koch: Vom Mauerblümchen zum Fußball-Leuchtturm: Der Weg der Kicker des 1. FC Union Berlin seit der Wende 1989. Bundeszentrale für politische Bildung, 28. November 2019, abgerufen am 29. Januar 2024.
  10. August Modersohn/Christian Spiller: "Diesen Ost-West-Fokus finde ich falsch". Die Zeit, 28. September 2023, abgerufen am 29. Januar 2024.
  11. Johannes Kopp: "ISP? Nie gehört". taz, 15. August 2009, abgerufen am 2. Februar 2024.
  12. Wie der 1. FC Union von einem Investor profitiert: Mit dem Geld der Anderen. tagesspiegel, 16. April 2019, abgerufen am 2. Februar 2024.
  13. Aufstieg, jetzt! Der Spiegel, 23. Mai 2019, abgerufen am 2. Februar 2024.
  14. Union-Boss Dirk Zingler attackiert Hertha BSC wegen Investor: "Das übelste Beispiel". RND, 15. April 2023, abgerufen am 2. Februar 2024.
  15. Aaron Kahnert: Verrät Union seine Werte? Sport1, 20. Juli 2023, abgerufen am 29. Januar 2024.
  16. a b Ordentliche Mitgliederversammlung: Union erreicht neues Plateau. fc-union-berlin.de, 8. Oktober 2023, abgerufen am 29. Januar 2024.
  17. Markus Lotter: Uli Hoeneß hatte in Bezug auf Union vollkommen recht. Berliner Zeitung, 9. Oktober 2023, abgerufen am 29. Januar 2024.