Dorfkirche Königshorst

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Dorfkirche Königshorst (2013)

Die evangelische Dorfkirche Königshorst ist eine im Kern barocke, nach Brand wiederaufgebaute Saalkirche im Ortsteil Königshorst von Fehrbellin im Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg. Sie gehört zur Kirchengemeinde Königshorst im Kirchenkreis Nauen-Rathenow der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und kann nach Anmeldung besichtigt werden.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der genordete Bau steht weit zurückgesetzt auf der Nordseite der Hauptstraße inmitten des Kirchhofs. Nordöstlich der Kirche befindet sich die Friedhofskapelle von 1915. Auf dem straßenseitig durch eine Ziegelmauer eingefriedeten Kirchhof sind mehrere Gehölze des 19. Jahrhunderts erhalten, darunter eine Lindenreihe, Eichen, Wacholder und Eiben. Seit 1737 Mutterkirche, gehörte die Kirche von 1743 bis 1930 zur Superintendentur Fehrbellin, danach als Unica zu Nauen. Das Patronatsrecht besaß der Fiskus.

Im Jahr 1737 wurde auf Geheiß von Friedrich Wilhelm I. eine turmlose Kirche errichtet, deren Standort er selbst bestimmt hatte. 1780 fanden Renovierungsarbeiten statt, 1820–22 wurde sie wiederum renoviert und vergrößert; dabei erhielt sie eine dreiseitige Empore und einen Turm mit Gedenktafel zur Orts- und Kirchengründung. 1912 brannte die Kirche durch einen defekten Ofen bis auf die Grundmauern nieder. Noch im gleichen Jahr beschloss die Gemeinde, die Kirche in ihrer ursprünglichen Gestalt wiederaufzubauen. Dies geschah – unter Einbeziehung der stehen gebliebenen Außenmauern – bis 1914 nach Plänen des Königlichen Baurats Hahn, die Ausführung erfolgte durch das Unternehmen Krüger & Co. Der achtseitige Turmhelm und der Innenraum wurden in Anlehnung an den ursprünglichen Zustand erneuert. Die Einweihung fand erst nach dem Ersten Weltkrieg im September 1919 statt. 1965 und 1983 (inschriftlich, i) kam es zu Instandsetzungsarbeiten, 1986 zur Ausmalung des Inneren.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bauwerk ist eine stattliche verputzte Saalkirche über rechteckigem Grundriss, abgeschlossen durch ein Walmdach mit beidseitig je einer Fledermausgaube. Die Längsseiten werden gegliedert durch je fünf hohe Flachbogenfenster mit einfachen Putzprofilen, die mittleren durch Risalite betont; in diesen jeweils Tür und darüber angeordnetes Fenster. Auf der Südseite des Schiffs ist ein eingezogener zweigeschossiger Turm auf quadratischem Grundriss, seine Ecken sind durch Pilaster gefasst und durch Putzfelder sowie feine Profile gegliedert. Über dem Südportal ist eine Inschrifttafel zur Erinnerung an die Gründung von Königshorst und die Errichtung der Kirche 1737. Die Gestaltung des Inneren stammt einheitlich aus der Wiederaufbauzeit von 1914, ebenso der doppelt stehende Dachstuhl mit kräftigen Überzügen. Der großzügige Kirchensaal wird durch eine Voutendecke abgeschlossen. Die dreiseitige Holzempore mit kassettierter Brüstung auf runden Holzstützen ist bis zur Chorwand vorgezogen, im nördlichen Abschnitt eingezogen. Zugänge zu den Emporen sind jeweils südlich vom Ost- und Westeingang angeordnet, die Geländer sind mit gesägten Brettbalustern gestaltet. Beide Eingänge sind mit Windfang in neobarocken Formen ausgestattet. Hinter dem schlichten Altar an der Nordwand befinden sich eine vierseitige Kanzel und Fenster mit Glasmalereien. Das Gemeindegestühl in vier Blöcken wurde in Anlehnung an das Gestühl von 1737 ausgeführt. Zwei Kachelöfen wurden von der Neuhoffnungshütte (i) geliefert.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Taufe aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird von einem hölzernen Taufgestell auf Akanthusvoluten gebildet und überstand den Brand von 1912. Die Kanzel wurde 1986 nach dem Entwurf eines Potsdamer Restaurators von den Söhnen des Pfarrers Minke gebaut. Bis dahin gab es nur einen Notbehelf aus Brettern.

Die Glasfenster entstanden um 1915 nach Entwurf von C. Busch Berlin (i). Zwei Fenster sind mit der Darstellung von Christi Geburt (links) und Christi Himmelfahrt (rechts) versehen. Zwei Kronleuchter stammen aus der erste Hälfte des 18. Jahrhunderts oder wurden nach dem Brand von 1912 erneuert. Im Vorraum sind vier Tafeln für Gefallene in den Kriegen 1813–15, 1870/71 und 1914–18 sowie eine schlichte Holztafel für Kriegsgefallene 1939–45 angebracht.

Eine Bronzeglocke aus dem Jahr 1926 (i) trägt die Inschrift »O Land, Land, Land | höre des Herrn Wort | Gegossen von C. Voß & Sohn Stettin | No 2070«. Zwei Stahlglocken stammen von 1964 (i), eine mit der Inschrift »Der Herr wird König sein über die Lande«, die andere »Des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit«. Die Turmuhr wurde 1914 von der Turmuhrenfabrik Hoflieferant Georg Richter, Berlin (i) geschaffen.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orgel (2013)

1820 erhielt die Kirche eine Orgel von Gottlieb Heise aus Potsdam; diese wurde 1856 von Friedrich Hermann Lütkemüller instand gesetzt. 1914/1915 erbaute Alexander Schuke eine neue Orgel (Opus 94) mit zehn Registern auf zwei Manualen und Pedal. Dieses Instrument wurde 1980 durch die Eberswalder Orgelbauwerkstatt hinsichtlich eines Registers umdisponiert und 1999 von der Firma W. Sauer aus Frankfurt/Oder repariert. Der ausladende fünfteilige Prospekt ist neobarock und steht auf der Südempore. Die Disposition lautet:[2][3]

I Manual C–f3
1. Principal 8′
2. Concertflöte 8′
3. Gamba 8′
4. Octave 4′
5. Mixtur II-IV
II Manual C–f3
6. Gedackt 8′
7. Flauto amabile 4′
8. Principal 2′[Anm. 1]
Pedal C–d1
9. Subbass 16′
10. Violon 8′
Anmerkungen
  1. Ursprünglich Salicional 8′

Würdigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche ist ein städtebaulich wichtiger Bestandteil der Gebäudegruppe aus Pfarrhaus, Schule und Kirche. Bemerkenswert ist die Ausführung nach dem Brand als Rekonstruktion des Vorgängerbaus; dies bezeugt die lebendige Tradition der besonderen Königshorster Gründungsgeschichte.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Denkmaltopographie Ostprignitz-Ruppin, Bd. 13.2, 2003, S. 291 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dorfkirche Königshorst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Information zu Öffnungszeiten auf der Website des Förderkreises Alte Kirchen
  2. Information auf der Website des Instituts für Orgelforschung Brandenburg
  3. Orgeldisposition und Musikbeispiele auf der Kirchenhomepage

Koordinaten: 52° 42′ 35,8″ N, 12° 47′ 38″ O