Dozyit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dozyit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1993-042[1]

IMA-Symbol

Doz[2]

Chemische Formel
  • Mg7Al2(Si4Al2)O15(OH)12[3]
  • Mg7(Al,Fe3+,Cr)2[(OH)12|Al2Si4O15][4]
  • 1 trioktaedrischer Serpentin + 1 trioktaedrischer Chlorit[5]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Schichtsilikate (Phyllosilikate)
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/H.27-095

9.EC.60
71.04.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-domatisch; m
Raumgruppe Cm (Nr. 8)Vorlage:Raumgruppe/8
Gitterparameter a = 5,323(3) Å; b = 9,214(9) Å; c = 21,45(2) Å
β = 94,43(6)°[6]
Formeleinheiten Z = 2[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5[6]
Dichte (g/cm3) 2,66 (gemessen und berechnet)[6]
Spaltbarkeit gut[4]
Farbe farblos, blassgrün, blassviolett[4]
Strichfarbe weiß[6]
Transparenz durchscheinend[7][8]
Glanz Perlmuttglanz[6]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,575(1)[6]
nβ = 1,575(1)[6]
nγ = 1,581(1)[6]
Doppelbrechung δ = 0,006[9]
Optischer Charakter zweiachsig positiv[9]
Achsenwinkel 2V = < 5°[6]
Pleochroismus sichtbar:[6]
X= Y= farblos
Z= sehr blass bräunlich in dicken Kristallen

Dozyit (IMA-Symbol Doz[2]) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung Mg7Al2(Si4Al2)O15(OH)12[3] und damit chemisch gesehen ein Magnesium-Aluminium-Alumosilikat mit zusätzlichen Hydroxidionen. Strukturell gehört Dozyit zu den Schichtsilikaten.

Dozyit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt idiomorphe, gut ausgebildete Kristallformen mit einem tafeligen Habitus. In reiner Form ist Dozyit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung ist er aber meist durchscheinend weiß oder nimmt durch Fremdbeimengungen eine blassgrüne bis blassviolette Farbe an. Seine Strichfarbe ist allerdings immer weiß.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entdeckt wurde Dozyit erstmals in Mineralproben der Kupfer-, Gold- und Silber-Lagerstätte Ertsberg-Ost (deutsch Erzberg) in der Provinz Papua Barat im Zentrum des zu Indonesien gehörenden Inselteils Westneuguinea (indonesisch Irian Jaya). Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch Sturges W. Bailey, Jillian F. Banfield, William W. Barker und George Katchan, die das Mineral nach dem niederländischen Geologen Jean-Jacques Dozy (1908–2004) benannten. Dieser hatte 1936 die Erzprovinz Ertsberg entdeckt und benannt.

Das Mineralogenteam um Bailey sandte seine Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen 1993 zur Prüfung an die International Mineralogical Association (interne Eingangs-Nr. der IMA: 1993-042[3]), die den Dozyit als eigenständige Mineralart anerkannte. Die Publikation der Erstbeschreibung folgte zwei Jahre später im Fachmagazin American Mineralogist.[6]

Das Typmaterial des Minerals wird im National Museum of Natural History (NMNH) in Washington, D.C. (USA) unter der Sammlungs-Nr. 170825 aufbewahrt.[10]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der Dozyit erst 1993 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im zuletzt 2018 überarbeiteten und ergänzten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/H.27-95. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort der Abteilung „Schichtsilikate“, wo Dozyit zusammen mit Amesit, Antigorit, Berthierin, Brindleyit, Carlosturanit, Chrysotil, Cronstedtit, Fraipontit, Greenalith, Guidottiit, Karpinskit, Karyopilit, Kellyit, Lizardit, Népouit und Pecorait die „Serpentingruppe“ bildet.[4]

Die von der IMA letztmals 2009 aktualisierte[11] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Dozyit ebenfalls in die Abteilung der „Schichtsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Schichten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Glimmertafeln, zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Aliettit, Brinrobertsit, Corrensit, Hydrobiotit, Kulkeit, Lunijianlait, Rectorit, Saliotit, Tosudit und dem als fraglich geltenden Karpinskit die „Corrensitgruppe“ mit der System-Nr. 9.EC.60 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Dozyit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Schichtsilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Aliettit, Corrensit, Glagolevit, Kulkeit, Lunijianlait, Rectorit, Saliotit und Tosudit in der „Wechsellagernden Chlorit-Smektitgruppe“ mit der System-Nr. 71.04.02 innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen, abwechselnd 1:1, 2:1 und oktaedrisch“ zu finden.

Chemismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der idealisierten (theoretischen) Zusammensetzung von Dozyit (Mg7Al2(Si4Al2)O15(OH)12) besteht das Mineral im Verhältnis aus insgesamt sieben Magnesium-, je vier Aluminium- und Silicium- sowie 27 Sauerstoff- und 12 Wasserstoffatomen pro Formeleinheit. Dies entspricht einem Massenanteil (Gewichtsprozent) von 20,39 Gew.-% Mg, 12,93 Gew.-% Al, 13,46 Gew.-% Si, 51,77 Gew.-% O und 1,45 Gew.-% H oder in der Oxidform 33,81 Gew.-% MgO, 24,44 Gew.-% Al2O3, 28,80 Gew.-% SiO2 und 12,95 Gew.-% H2O.[8]

Insgesamt 19 Mikrosondenanalysen am Typmaterial von Dozyit ergaben allerdings von der Idealformel abweichende Durchschnittswerte von 34,74 Gew.-% MgO, 20,29 Gew.-% Al2O3, 29,69 Gew.-% SiO2 und 12,20 Gew.-% H2O sowie zusätzliche Fremdbeimengungen von 1,63 Gew.-% FeO (mit Fe2+) oder 1,81 Gew.-% Fe2O3 (mit Fe3+), 0,04 Gew.-% CaO, 0,07 Gew.-% Na2O und 0,18 Gew.-% Cl.

Nach dem Herausrechnen der geringen und als Verunreinigung angesehenen Gehalte von Calcium, Natrium und Chlor und der Zuordnung des Rests zu einer Strukturformel auf der Grundlage von 42 positiven Ladungen (14 für Serpentin und 28 für Chlorit) ergibt sich aus den Werten die empirische Formel

(Mg7,33Al1,59Fe2+0,19)+1,819,11(Si4,20Al1,80)−1,806,00O15(OH)12 bei Anwesenheit von zweiwertigem Eisen (FeO)

oder

(Mg7,29Al1,55Fe3+0,19)+1,809,03(Si4,18Al1,82)−1,826,00O15(OH)12 bei Anwesenheit von dreiwertigem Eisen (Fe2O3).

Die empirischen Formeln wurden von den Erstbeschreibern zur eingangs genannten Formel idealisiert.[6]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dozyit kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe Cm (Raumgruppen-Nr. 8)Vorlage:Raumgruppe/8 mit den Gitterparametern a = 5,323(3) Å; b = 9,214(9) Å; c = 21,45(2) Å und β = 94,43(6)° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[6]

Die Kristallstruktur besteht aus regelmäßig wechselnden Schichten von trioktaedrischen Serpentin-(Amesit) und trioktaedrischen Chloriteinheiten (Klinochlor) in einem Verhältnis von 1 : 1.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An seiner Typlokalität, der Cu-, Au- und Ag-Mine Ertsberg-Ost (Grasberg-Mine) in Indonesien, fand sich Dozyit in alteriertem Skarn, wo er in Paragenese mit Amesit, Anhydrit, Antigorit, Calcit, Chalkopyrit, Dolomit, Klinochlor, Magnesit sowie Lizardit- und Chrysotil-Pseudomorphosen nach Forsterit und anderen eingesprengten Serpentin-Chlorit-Phasen auftrat.[6]

Dozyit ist eine sehr seltene Mineralbildung, die nur in wenigen Proben nachgewiesen wurde. Weltweit sind bisher neben dessen Typlokalität nur drei weitere Vorkommen dokumentiert:

Im „Loma Marcelo“-Skarn in der argentinischen Provinz Buenos Aires fanden sich neben den bereits genannten Vergesellschaftungen Calcit, Dolomit und Klinochlor noch Chondrodit, Fluorit, Quarz, Spinell, Zirkon und verschiedene Serpentine. In den Gruben und Tagebauen von Nikka Vord im Gebiet von Baltasound und Haroldswick auf der zu Großbritannien gehörenden Shetlandinsel Unst trat das Mineral in der dortigen Chromit-Lagerstätte auf. Die „Wood’s Chrome-Mine“ nahe Texas im Lancaster County des US-Bundesstaates Pennsylvania wurde nicht nur als Fundort für den seltenen Dozyit, sondern auch für herausragende Funde von Brucit bekannt.[12]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund seiner extremen Seltenheit ist Dozyit nur als Sammlermineral und für wissenschaftliche Zwecke von Interesse.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sturges W. Bailey, Jillian F. Banfield, William W. Barker, George Katchan: Dozyite, a 1:1 regular interstratification of serpentine and chlorite. In: American Mineralogist. Band 80, 1995, S. 65–77 (englisch, rruff.info [PDF; 1,8 MB]).
  • Jillian F. Banfield, Sturges W. Bailey: Formation of regularly interstratified serpentine-chlorite minerals by tetrahedral inversion in long-period serpentine polytypes. In: American Mineralogist. Band 81, 1996, S. 79–91 (englisch, rruff.info [PDF; 2,0 MB]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 16. Juni 2022]).
  3. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: May 2022. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Mai 2022, abgerufen am 16. Juni 2022 (englisch).
  4. a b c d Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 674 (englisch).
  6. a b c d e f g h i j k l m n Sturges W. Bailey, Jillian F. Banfield, William W. Barker, George Katchan: Dozyite, a 1:1 regular interstratification of serpentine and chlorite. In: American Mineralogist. Band 80, 1995, S. 65–77 (englisch, rruff.info [PDF; 1,8 MB; abgerufen am 16. Juni 2022]).
  7. Dozyit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 16. Juni 2022.
  8. a b David Barthelmy: Dozyite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 16. Juni 2022 (englisch).
  9. a b Dozyite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 16. Juni 2022 (englisch).
  10. Catalogue of Type Mineral Specimens – D. (PDF 151 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 16. Juni 2022.
  11. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 16. Juni 2022 (englisch).
  12. Fundortliste für Dozyit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 16. Juni 2022.