Dreibrunnen

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Maria Dreibrunnen

Basisdaten
Konfession römisch-katholisch
Ort Bronschhofen, Schweiz
Diözese Bistum St. Gallen
Patrozinium zu Ehren Mariä Heimsuchung[1]
Baugeschichte
Bauherr Grafen von Toggenburg
Fertigstellung um 1280
Baubeschreibung
Baustil Barock
Koordinaten 745640 / 261600Koordinaten: 47° 29′ 20,5″ N, 9° 22′ 16,8″ O; CH1903: 745640 / 261600
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Dreibrunnen ist eine Marienwallfahrtskirche im Seelsorgebereich der Katholischen Pfarr- und Kirchgemeinde Wil im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Bronschhofen im Ostschweizer Kanton St. Gallen und steht (als Kulturgut von nationaler Bedeutung) auf der Liste der Kulturgüter in Wil SG.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1275 wurde Dreibrunnen als Tüffenbrunnen, Tiunbrunnen erstmals erwähnt.[2] Der Name Dreibrunnen ergab sich aus den drei Quellen, die in der Nähe entspringen.[1] Gegründet wurde Dreibrunnen durch die Grafen von Toggenburg, welche die Kirche und den zugehörigen Hof 1289 dem Kloster Rüti schenkten. 1330 wurde Dreibrunnen als Pfarrkirche dem Kloster Rüti inkorporiert.[2] Die Marienkirche besass selbstständiges Recht, war Pfarrkirche für die damals zugeteilten Höfe Trungen Welt-Icon und teilweise Mörikon Welt-Icon und dem Bistum Konstanz unterstellt.[1] Ab dem 15. Jahrhundert wurde die Kirche durch einen Vikar aus Wil betreut.[2]

Deckengemälde

Nach der Aufhebung des Klosters Rüti wurde Dreibrunnen 1526 von Zürich an das Spital von Wil verkauft. Vermutlich in dieser Zeit setzte die Wallfahrt ein, nachdem die spätgotische Marienstatue von Rüti nach Dreibrunnen überführt worden war. 1672 wurde die Kirche als Barockbau umgestaltet; dabei wurde das Gebäude und um ein Joch nach Westen erweitert und der Chorraum neu gebaut. 1761–1763 wurde der Innenraum im Rokoko-Stil umgestaltet. 1763 übernahm die Kirchgemeinde Wil das Gebäude. 1884 erfolgte eine Innenrenovation, 1898–1899 der Bau der Säulenvorhalle (beides durch den Architekten August Hardegger) und die Umgestaltung des Dachreiters. 1932–1933 wurde eine Wallfahrtspfründe und ein Pfrundhaus gebaut. 1936 renovierte man den Innenraum und installierte eine Kirchenheizung; im gleichen Jahr baute Franz Gattringer (1887–1944) aus Rohrschach auf der Westempore eine neue Orgel mit 16 Registern auf zwei Manualen und Pedal. 1943 und 1955–1956 erfolgte eine Aussenrenovation, 1964–1965 eine umfassende Gesamtrestauration durch den Wiler Architekten Lukas Peterli, bei der die bis dahin vorhandene Kanzel mit Holztreppe an der Nordwand des Innenraumes entfernt und eine neue Orgelempore mit Treppenaufgang in Beton-Bauweise sowie in dunklem Schmiedeeisen ausgeführte Treppengeländer und Gittertür gebaut wurden. Seit der Restauration 1964–1965 steht die Kirche unter Denkmalschutz. 1984 erfolgte eine Aussenrenovation und 1986 eine Innenrenovation durch die Wiler Architekten Paul Holenstein und Willy Stieger.[3][2] 2019 fand eine weitere Innenrenovation statt, bei der das Gewölbe mit dem Deckengemälde restauriert und eine neue Warmluftheizung im Altarraum installiert wurde.[4]

Auf den kleinen Friedhof haben die Trungener alleiniges Anrecht.[5] Maria Dreibrunnen ist ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung[2] und wird als Wallfahrtskirche und Teil der katholischen Pfarr- und Kirchgemeinde Wil regelmäßig für Gottesdienste, Vespern, Andachten und Trauungen genutzt.[6]

Baubeschreibung und Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche ist (seit der barocken Umformung und Neuausstattung von 1672) ein langgezogener Barockbau; die Innenausstattung stammt aus dem 18. Jahrhundert. Der Polygonalchor überragt das Kirchenschiff leicht. Achteckiger Dachreiter mit Zwiebelhelm. Loggiaartige Säulenvorhalle (1898–1899) über polygonalem Grundriss mit toskanischen Arkaden von August Hardegger. Niedriges Langhaus, gegliedert durch fünf Lünettenfenster. Über dem Gesims ein Tonnengewölbe. Im Chor Rundbogenfenster und Stichkappengewölbe. Deckengemälde von Jakob Joseph Müller: Darstellung der Seeschlacht von Lepanto 1571 und der Schlacht am Kahlenberg bei Wien 1683. Rahmende Medaillonsbilder aus dem Alten Testament. An den Wänden zehn Medaillons aus dem Leben Marias. Im Chorgewölbe Hagar in der Wüste und Maria als Mutter, Braut und Kind. Rokoko-Stukkaturen von Johann Melchior Modler. Über dem Chorbogen eine Kartusche mit Marienmonogramm. Altäre mit gedrehten Säulen, ca. 1672. Im Hochaltar spätgotisches Gnadenbild aus dem frühen 16. Jahrhundert. In der Sakristei Ziborium aus der Mitte des 17. Jahrhunderts von Josef Wieland, um 1730 von Anton Wieland und 1767–69 von Josef Anton Seethaler.[7]

Orgeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Truhenorgel (1999)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Altarraum vorne rechts befindet sich seit Januar 2024 eine Truhenorgel mit vier Registern, die 1999 von Metzler Orgelbau AG, Dietikon für die Kirche St. Peter in Wil erbaut wurde und bis zur Einweihung der neuen Mathis-Orgel auf der Westempore im September 2024 leihweise als Interims-Instrument verwendet wird.[8]

Manual CD–d3[9]
Gedackt 8′[10]
Gedacktflöte 4′
Principal 2′
Quinte 113[11]

Mathis-Orgel (2024)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im September 2024 wird eine derzeit im Bau befindliche neue Orgel von Mathis Orgelbau AG, Luchsingen, mit 19 Registern (Schleifladen, mechanischer Spiel- und Registertraktur) auf zwei Manualen und Pedal eingeweiht. Die geplante Disposition:[12][13][14]

I Hauptwerk C–g3
Principal 8′
Rohrflöte 8′
Viole d'écho 8′[15]
Octave 4′
Flauto dolce 4′
Quinte 223
Doublette 2′
Mixtur III-IV 113
II Schwellwerk C–g3
Principal secundo 8′
Lieblich Gedeckt 8′
Viola d'amore 8′
Voix céleste 8′[16]
Fugara 4′
Traversflöte 4′
Nasat 223
Piccolo 2'
Terz 135
Oboe 8′
Tremulant
Pedal C–f1
Subbass 16′
Octave 8′[17]
Violoncello 8′[18]
Flötbass 8′[19]
Fagott 16'
Trompetenbass 8′[20]
  • Koppeln: II/I, I/P, II/P. Suboktavkoppeln: II/I, II/II
  • Schwelltritt für II. Manual

Graf-Orgel (1967–2024)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1967 erbaute Orgelbau Graf AG, Sursee auf der Westempore eine Orgel mit 12 Registern auf zwei Manualen und Pedal, unter Verwendung von Pfeifenmaterial aus dem Vorgängerinstrument von Franz Gattringer aus dem Jahre 1936. 2004 wurde das Instrument von Mathis Orgelbau umgebaut. Bedingt durch starken Schimmelbefall befand sich das Instrument in einem sehr schlechten technischen und klanglichen Zustand und wurde im Januar 2024 abgetragen. Die Disposition der Graf-Orgel:[21][22]

I Hauptwerk C–g3
Holzflöte 8′[23]
Praestant 4′[24]
Harfpfeife 4′[25]
Waldflöte 2′
II Rückpositiv C–g3
Kupfergedackt 8′
Koppelflöte 4′[26]
Superoktave 2′[27]
Sesquialtera II 223[28]
Scharf III 1′[29]
Pedal C–f1
Untersatz 16′[30]
Flötbass 8′[31]
Zinke 8′[32]
  • Koppeln (mechanisch, als Tritte): II/I, I/P, II/P. Mechanische Drehknopfkombination. 2 Tritte "Kombination an" und "Kombination ab".

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c [1] Auf der Webseite der Katholischen Pfarr- und Kirchgemeinde Wil, abgerufen am 16. März 2024.
  2. a b c d e Cornel Dora: Dreibrunnen. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
    Diese Sätze und Abschnitte basieren weitestgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht.
  3. Stadt Wil, Inventar Baudenkmäler, abgerufen am 16. März 2024.
  4. Sara Petrillo: Renovierungsarbeiten in der Wallfahrtskirche Maria Dreibrunnen. St. Galler Tagblatt, 19. Dezember 2018, abgerufen am 16. März 2024.
  5. Maria Dreibrunnen. Auf der Webseite der Katholischen Pfarr- und Kirchgemeinde Wil, abgerufen am 16. März 2024.
  6. Maria Dreibrunnen. Auf der Webseite der Katholischen Pfarr- und Kirchgemeinde Wil, abgerufen am 16. März 2024.
  7. Stadt Wil, Inventar Baudenkmäler, abgerufen am 16. März 2024.
  8. Eintrag zur Truhenorgel in St. Peter, Wil auf www.organindex.de. Aufgerufen am 16. März 2024.
  9. Aus Platzgründen kein Pfeifenwerk auf dem Ton Cis; die Tasten Cis und cis0 sind permanent aneinander gekoppelt.
  10. C-H Holz, c1-d3 Zinn.
  11. Ab c2 repetierend in 223′.
  12. Kommission Orgel Maria Dreibrunnen (Hg.): Neue Orgel für den Wallfahrtsort Maria Dreibrunnen. Broschüre
  13. Eintrag auf Organ index. Aufgerufen am 19. März 2024.
  14. Website der Kommission Orgel Maria Dreibrunnen. Aufgerufen am 16. März 2024.
  15. Transmission Viola d'amore 8' SW.
  16. Ab c0.
  17. Transmission Principal secundo 8' SW.
  18. Transmission Viola d'amore 8' SW.
  19. Verlängerung Subbass 16'.
  20. Verlängerung Fagott 16'.
  21. [2] Eintrag im Orgelverzeichnis Schweiz und Liechtenstein. Aufgerufen am 16. März 2024.
  22. [3] Eintrag auf Organ Index. Aufgerufen am 16. März 2024.
  23. Pfeifenmaterial aus der Gattringer-Orgel (1936).
  24. C-f1 im Prospekt.
  25. Pfeifenmaterial aus der Gattringer-Orgel (1936); 1967 Harfpfeife 8', 2004 von Mathis Orgelbau in 4' umgebaut.
  26. C-H im Prospekt.
  27. C-d0 im Prospekt.
  28. Ab c0. Ursprünglich Terzian II 135′ & 113′ (1967); 2004 von Mathis Orgelbau in Sesquialtera II (223′ & 135′) umgebaut.
  29. Ursprünglich 4fach (1967); der höchste Chor wurde 2004 von Mathis Orgelbau stillgelegt.
  30. Pfeifenmaterial aus der Gattringer-Orgel (1936).
  31. D-cis0 im Prospekt.
  32. Mathis 2004, anstelle von Kornettbass 4' (1967).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hansjörg Gerig: Zum Orgelbauer Franz Gattringer. In: Bulletin OFSG der St. Galler Orgelfreunde, 31. Jg., 2013, Nr. 5, S. 9–19 ([4]; PDF; 5,5 MB).
  • Johannes Huber: Wallfahrtskirche Maria Dreibrunnen bei Wil SG. Bronschhofen: Wallfahrtsrektorat Maria Dreibrunnen, 1998.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]