Dufrénoysit

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Dufrénoysit
Dufrénoysit aus dem Binntal im Schweizer Kanton Wallis (Gesamtgröße: 7,3 × 5,7 × 3,2 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Duf[1]

Chemische Formel
  • Pb2As2S5[2]
  • Oxidformel: 2 PbS · As2S3[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/D.06
II/E.18-010

2.HC.05d
03.05.09.03
Ähnliche Minerale Baumhauerit, Rathit, Sartorit
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[4]
Raumgruppe P21 (Nr. 4)Vorlage:Raumgruppe/4[5]
Gitterparameter a = 7,90 Å; b = 25,7 Å; c = 8,37 Å
β = 90,3°[5]
Formeleinheiten Z = 8[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,50 bis 5,57; berechnet: 5,61[6]
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}[6]
Bruch; Tenazität muschelig; spröde
Farbe bleigrau bis stahlgrau
Strichfarbe rötlichbraun bis schokoladenbraun
Transparenz schwach durchscheinende bis undurchsichtige
Glanz Metallglanz

Dufrénoysit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung PbAs2S5[5], ist also chemisch gesehen ein Bleisulfarsenit[7].

Dufrénoysit entwickelt flächenreiche, längsgetreifte Kristalle mit tafeligem und selten auch nadeligem Habitus von bleigrauer bis stahlgrauer Farbe bei rötlichbrauner bis schokoladenbrauner Strichfarbe.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Dufrénoysit in der Grube Lengenbach im Binntal im Schweizer Kanton Wallis. Beschrieben wurde er 1845 durch Augustin Alexis Damour, der das Mineral nach dem französischen Geologen und Mineralogen Armand Dufrénoy benannte. Julius Berendes behandelte das Mineral 1864 in seiner Dissertation.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Dufrénoysit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung „Komplexe Sulfide (Sulfosalze)“, wo er zusammen mit Baumhauerit, Geokronit, Gratonit, Jordanit, Liveingit, Rathit-I, Rathit-III und Sartorit die „Sartorit-Jordanit-Gruppe (Bleiarsenspießglanze)“ mit der System-Nr. II/D.06 bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/E.18-10. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Sulfosalze“, wo Dufrénoysit zusammen mit Veenit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.[8]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunzschen Mineralsystematik ordnet den Dufrénoysit in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Sulfosalze mit SnS als Vorbild“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Nur mit Blei (Pb)“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Dufrénoysitgruppe“ mit der System-Nr. 2.HC.05d und den weiteren Mitgliedern Rathit, Rathit-IV und Veenit bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Dufrénoysit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er zusammen mit Cosalit und Veenit in der „Cosalitgruppe“ mit der System-Nr. 03.05.09 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfosalze mit dem Verhältnis 2,5 < z/y < 3 und der Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dufrénoysit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21 (Raumgruppen-Nr. 4)Vorlage:Raumgruppe/4 mit den Gitterparametern a = 7,90 Å; b = 25,7 Å; c = 8,37 Å und β = 90,3° sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nadeliger Dufrénoysit aus Batopilas, Andres del Rio, Chihuahua, Mexiko

Dufrénoysit bildet sich hydrothermal bei mittleren bis niedrigen Temperaturen in Dolomit. Begleitminerale sind unter anderem Chalkopyrit, Sphalerit, Realgar, Auripigment und Tetraedrit.

Als seltene Mineralbildung konnte Dufrénoysit bisher (Stand: 2012) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, als bekannt gelten rund 30 Fundorte.[10] Neben seiner Typlokalität Lengenbach trat das Mineral in der Schweiz noch am Messerbach, Turtschi und Reckibach im Binntal auf.

Weitere Fundorte sind unter anderem die „Beltana Mine“ in South Australia, die Goldlagerstätten Shuiquan bei Lianshan in China und Hemlo bei Thunder Bay in Kanada, die „Tynagh Mine“ bei Killimor in Irland, Piano dei Camosci in der italienischen Gemeinde Formazza, die „Okoppe Mine“ im japanischen Landkreis Shimokita-gun auf Honshū, Batopilas im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua, Mine Bay auf der Great Barrier Island Neuseelands, die „Bleikvassli Mine“ in der norwegischen Gemeinde Hemnes, Wheal Boys (Trewetha Mine) bei St. Endellion im englischen Cornwall sowie an verschiedenen Orten in mehreren Bundesstaaten der USA.[11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • A. Damour: Sur le sulfo-arséniure de plomb du mont Saint-Gothard (Nouvelle espèce minérale). In: Annales de Chimie et de Physique. Band 14, 1845, S. 379–383 (französisch, rruff.info [PDF; 320 kB; abgerufen am 26. Oktober 2022]).
  • Julius Berendes: De Dufrénoysite vallis Binnensis. Jormis Carthausianis, Bonnae 1864 (Latein).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 478 (Erstausgabe: 1891).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dufrénoysite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2022. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2022, abgerufen am 26. Oktober 2022 (englisch).
  3. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 352.
  4. David Barthelmy: Dufrénoysite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 26. Oktober 2022 (englisch).
  5. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 133 (englisch).
  6. a b Dufrénoysite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 50 kB; abgerufen am 26. Oktober 2022]).
  7. H. Baumhauer: Die Mineralien des Binnthals (PDF 4,86 MB)
  8. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 26. Oktober 2022 (englisch).
  10. Localities for Dufrénoysite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. Oktober 2022 (englisch).
  11. Dufrénoysite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. Oktober 2022 (englisch).