Veenit

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Veenit
Veenit aus der Guitarra Mine in Temascaltepec, Mexiko
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1966-016[1]

IMA-Symbol

Vee[2]

Andere Namen
  • Stibiodufrénoysit
Chemische Formel
  • Pb4(As,Sb)4S10[3]
  • Oxidformel: 2 PbS · (Sb,As)2S3[4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Bitte ergänzen!
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/D.07
II/E.18-020

2.HC.05d
03.05.09.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-pyramidal; mm2 oder orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m[5]
Raumgruppe Pmcn (Nr. 62, Stellung 5)Vorlage:Raumgruppe/62.5[3]
Gitterparameter a = 8,44 Å; b = 26,2 Å; c = 7,90 Å[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte nicht definiert (156 bis 172 HV 50)[6]
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,92; berechnet: 5,96[5]
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Bruch; Tenazität muschelig; spröde
Farbe stahlgrau
Strichfarbe schwarz mit bräunlichem Stich
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz

Veenit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der chemischen Zusammensetzung Pb4(As,Sb)4S10[3] und damit chemisch gesehen ein Blei-Arsen/Antimon-Sulfid. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Arsen und Antimon können sich dabei in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals (Blei und Schwefel).

Veenit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt überwiegend massige Aggregate bis etwa zwei Zentimetern Größe, selten aber auch kleine, isometrische Prismen von stahlgrauer Farbe und metallischem Glanz. Auf der Strichtafel hinterlässt er einen schwarzen Strich mit einem Stich ins Bräunliche.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Veenit im „Taylor Pit“ (Grube Taylor) bei Huntingdon im Hastings County in der kanadischen Provinz Ontario und beschrieben 1967 durch John Leslie Jambor (1936–2008), der das Mineral nach dem niederländischen Geologen und Metallographen R. W. van der Veen benannte.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der mittlerweile veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Veenit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung „Komplexe Sulfide (Sulfosalze)“, wo er zusammen mit Boulangerit, Dadsonit, Fülöppit, Guettardit, Heteromorphit, Jamesonit, Launayit, Madocit, Meneghinit, Parajamesonit (diskreditiert 2006), Plagionit, Playfairit, Robinsonit, Semseyit, Sorbyit, Sterryit, Tintinait, Twinnit und Zinkenit die „Jamesonit-Boulangerit-Gruppe (Bleiantimonspießglanze)“ mit der System-Nr. II/D.07 bildete.

Im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/E.18-20. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Sulfosalze (S : As,Sb,Bi = x)“, wo Veenit nur zusammen mit Dufrénoysit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet (Stand 2018).[7]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunzschen Mineralsystematik ordnet den Veenit in die Abteilung der „Sulfosalze mit SnS als Vorbild“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Nur mit Blei (Pb)“ zu finden ist, wo es zusammen mit Dufrénoysit, Rathit und Rathit-IV die „Dufrénoysitgruppe“ mit der System-Nr. 2.HC.05d bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Veenit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er zusammen mit Cosalit und Dufrénoysit in der „Cosalitgruppe“ mit der System-Nr. 03.05.09 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfosalze mit dem Verhältnis 2,5 < z/y < 3 und der Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veenit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pmcn (Raumgruppen-Nr. 62, Stellung 5)Vorlage:Raumgruppe/62.5 oder P21cn (Nr. 33, Stellung 4)Vorlage:Raumgruppe/33.4 mit den Gitterparametern a = 8,44 Å; b = 26,2 Å und c = 7,90 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Typmaterial fand sich in Form kleiner Massen, Äderchen und eingesprengter Körner in Marmor. Begleitminerale sind unter anderem Arsenopyrit, Boulangerit, Calcit, Chalkopyrit, Galenit, Gratonit, Pyrit und Sphalerit.

Bisher (Stand: 2012) sind weniger als 10 Fundorte für Veenit bekannt. Neben seiner Typlokalität „Taylor Pit“ (Grube Taylor) bei Huntingdon trat das Mineral in Kanada bisher nur noch in der „Mattabi Mine“ im Kenora District auf.[9]

Weitere bekannte Fundorte sind die „Carma Mine“ in der Provinz Antonio Quijarro in Bolivien, die „Plaka Mine No. 80“ bei Lavrio (Attika) in Griechenland, die „Guitarra Mine“ bei Temascaltepec in Mexiko, im Distrikt Huachocolpa in der peruanischen Provinz Huancavelica und die „Herja Mine“ bei Chiuzbaia im rumänischen Kreis Maramureș. Ein weiterer Fund in der „Grube Hoffnung“ (Grube Spes) am Martinsknipp bei Ahrbrück in Rheinland-Pfalz konnte noch nicht bestätigt werden.[9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Veenite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 134 (englisch).
  4. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 353.
  5. a b Veenite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 61 kB; abgerufen am 14. Juni 2018]).
  6. Michael Fleischer: New Mineral Names. In: The American Mineralogist. Band 53, 1968, S. 1421–1427 (minsocam.org [PDF; 493 kB; abgerufen am 14. Juni 2018]).
  7. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 18. Oktober 2019 (englisch).
  9. a b Veenite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 18. Oktober 2019 (englisch).