Dzhuluit

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Dzhuluit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2010-064[1]

IMA-Symbol

Dzl[2]

Andere Namen

IMA2010-064

Chemische Formel Ca3SbSnFe3O12[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)

IV/A.07-060
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol hexakisoktaedrisch; 4/m32/m
Raumgruppe Ia3d (Nr. 230)Vorlage:Raumgruppe/230[3]
Gitterparameter a = 12,536 (natürlich)[3]
12,634 (synthetisch)[4] Å[3][4]
Formeleinheiten Z = 8[3][4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte Bitte ergänzen!
Dichte (g/cm3) berechnet: 4,705 – 4,750[3]
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Farbe hellgelb bis dunkelbraun[3]
Strichfarbe cremefarben[3]
Transparenz Bitte ergänzen!
Glanz Glasglanz[3]
Radioaktivität schwach durch geringe Urangehalte
Magnetismus antiferromagnetisch unterhalb 40°K[4]
Kristalloptik
Brechungsindex n = 1,851 (berechnet)[3]

Das Mineral Dzhuluit ist ein sehr seltenes Oxid aus der Obergruppe der Granate mit der idealisierten Zusammensetzung Ca3SbSnFe3O12. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der Struktur von Granat. Die einschlußreichen, gelben bis braune Kristalle sind maximal 50 μm groß.[3]

Dzhuluit ist bislang nur in seiner Typlokalität nachgewiesen worden, einem Kalksilikat-Xenolithen aus einem Ignimbrit von Berg Lakargi, Chegem Caldera in der nordkaukasischen Republik Kabardino-Balkarien in Russland.[5]

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in den 1970er Jahren wurden Sn-Granate, darunter auch Ca3Sb5+Sn4+Fe3+3O12 (Dzhuluit), synthetisiert und auf seine magnetischen Eigenschaften hin untersucht.[4]

In der Natur wurde Dzhuluit von Irina O. Galuskina und Mitarbeitern beschrieben und im Jahr 2010 zunächst unter dem Namen Bitikleit-(SnFe) von der International Mineralogical Association (IMA) als neues Mineral anerkannt. Benannt wurde es nach der unweit der Fundstelle gelegenen historischen Festungsanlage Bitikle.[3] Bei der Neuordnung der Granat-Supergruppe wurde das Mineral 2013 umbenannt in Dzhuluit, nach dem nahe der Fundstelle gelegenen Berg Dzhulu.[6]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die aktuelle Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) zählt den Dzhuluit zur Granat-Obergruppe, wo er zusammen mit Bitikleit, Usturit und Elbrusit die Bitikleit-Gruppe mit 9 positiven Ladungen auf der tetraedrisch koordinierten Gitterposition bildet.[6]

Die seit 2001 gültige 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik führt den Dzhuluit nicht auf. Obwohl Dzhuluit kein Silikat ist, würde es, ebenso wie Katoit, wegen seiner Bildung von Mischkristallen mit Silikatgranaten in die Granatgruppe mit der Ordnungsnummer 9.AD.25 in der Klasse der „Silikate und Germanate“, Abteilung A (Inselsilikate), Unterabteilung „D. Inselsilikate ohne weitere Anionen; Kationen in oktaedrischer [6] und gewöhnlich größerer Koordination“, eingeordnet werden.[3]

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dzhuluit kristallisiert mit kubischer Symmetrie in der Raumgruppe Ia3d (Raumgruppen-Nr. 230)Vorlage:Raumgruppe/230 mit 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle. Das synthetische Endglied hat dem Gitterparameter a = 12,634 Å[4], der natürliche Mischkristall aus der Typlokalität a = 12,536 Å.[3]

Die Struktur ist die von Granat. Calcium (Ca2+) besetzt die dodekaedrisch von 8 Sauerstoffen umgebenen X-Positionen, Antimon (Sb5+) und Zinn (Sn2+) die oktaedrisch von 6 Sauerstoffen umgebene Y-Position und die tetraedrisch von 4 Sauerstoffen umgebenen Z-Position ist mit Eisen (Fe3+) besetzt.[3]

Chemismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dzhuluit ist das Fe-Analog von Bitikleit und bildet komplexe Mischkristalle vor allem mit Bitikleit und Elbrusit. Die gemessene Zusammensetzung aus der Typlokalität ist [X](Ca2,954Fe2+0,043Mg0,003)[Y](Sn4+0,850Sb5+0,764Zr4+0,121U6+0,127Ti4+0,070Sc3+0,009Nb5+0,058Hf0,001)[Z](Fe3+2,051Al0,653Ti4+0,087Fe2+0,182Si0,028).[3]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dzhuluit ist bislang nur in seiner Typlokalität nachgewiesen worden, einem Kalksilikat-Xenolithen aus einem Ignimbrit von Berg Lakargi, Chegem Caldera in der nordkaukasischen Republik Kabardino-Balkarien in Russland.[5] Er bildete sich hier kontaktmetamorph in der Sanidinit-Fazies bei Temperaturen über 800 °C und niedrigen Druck in Kalksilikatskarnen am Kontakt zum Ignimbrit. Dzhuluit tritt hier zusammen mit Kumtyubeit, Cuspidin, Fluorchegemit, Larnit, Fluorit, Wadalit, Rondorfit, Hydroxylellestadit, Perowskit, Lakargiit, Kerimasit, Elbrusit, Srebrodolskit, Bultfonteinit, Mineralen der Ettringit-Gruppe, Hillebrandit, Afwillit, Tobermorit-artigen Mineralen, Hydrocalumit und Hydrogrossular auf.[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p Irina O. Galuskina, Evgeny V. Galuskin, Joachim Kusz; Piotr Dzierżanowski, Krystian Prusik, Viktor M. Gazeev, Nikolai N. Pertsev, Leonid Dubrovinsky: Dzhuluite, Ca3SbSnFe3+3O12, a new bitikleite-group garnet from the Upper Chegem Caldera, Northern Caucasus, Kabardino-Balkaria, Russia. In: European Journal of Mineralogy. Band 25, Nr. 2, 2013, S. 231 - 239 (schweizerbart.de [PDF; 428 kB; abgerufen am 2. Mai 2020]).
  4. a b c d e A.P. Dodokin, S. Lyubutin, B.V. Mill, V.P. Peshkov: Mössbauer Effect In Antiferromagnetic Substances With Garnet Structures. In: Soviet Physics JETP. Band 36, Nr. 3, 1973, S. 526–531 (jetp.ac.ru [PDF; 200 kB; abgerufen am 2. Mai 2020]).
  5. a b Fundortliste für Dzhuluit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 2. Mai 2020.
  6. a b Edward S. Grew, Andrew J. Locock, Stuart J. Mills, Irina O. Galuskina, Evgeny V. Galuskin and Ulf Hålenius: IMA Report - Nomenclature of the garnet supergroup. In: American Mineralogist. Band 98, 2013, S. 785–811 (cnmnc.main.jp [PDF; 2,3 MB; abgerufen am 8. Juli 2017]).