Eduard Uhlenhuth (Anatom)

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Eduard Carl Adolf Uhlenhuth (geb. 19. Juli 1885 in Wolkersdorf, Österreich;[1] gest. 5. Mai 1961[1] in Wien[2]) war ein österreichisch-US-amerikanischer Anatom.

Lebensweg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eduard Uhlenhuth wurde am 19. Juli 1885 in Wolkersdorf, Österreich, geboren.[1] Er studierte Zoologie an der Universität Wien.[2] Im Jahr 1911 wurde er dort zum Dr. phil. promoviert.[1] Drei Jahre lang war er als Forschungsassistent an der Biologischen Versuchsanstalt in Wien tätig.[1] Er experimentierte dort unter anderem erfolgreich mit der Transplantation von Reptilienaugen.[3] Im Jahr 1914, kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs, ging Uhlenhuth in die USA[2], wo er Fellow am Rockefeller Institute in New York wurde[1] und am „Rockefeller Institute for Medical Research“ tätig war. Später wurde er Mitarbeiter dieses Instituts.[4]

Während seines Aufenthalts in New York lernte er Elizabeth Martha Baier kennen und heiratete sie.[1] Das Ehepaar bekam 1928 einen Sohn namens Eberhard Uhlenhuth (geb. 1928; gest. 7. Juni 2016), der später Assistant Professor für Psychiatrie an der Johns Hopkins Medical School wurde.[5] Uhlenhuth wurde 1924 als amerikanischer Staatsbürger eingebürgert[4] und wurde im selben Jahr Gastwissenschaftler in der anatomischen Abteilung der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore.[6]

Im Jahr 1925 nahm Uhlenhuth eine Stelle als außerordentlicher Professor für Anatomie an der University of Maryland School of Medicine an.[1] Er war von 1925 dort bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1955 als tätig. Dort war Uhlenhuth ab 1931 Professor für makroskopische Anatomie, ab 1933 Professor für Anatomie, ab 1936 Vorsitzender der Abteilung für makroskopische Anatomie, ab 1949 Vorsitzender der Abteilung für Anatomie.[4]

Eduard Uhlenhuth hat den „Atlas der Anatomie des Menschen“ von Johannes Sobotta (1869–1945) ins Englische übersetzt („Atlas of descriptive human anatomy“) und war Herausgeber der beiden ersten englischsprachigen Auflagen dieses Standardwerks.[6]

Eduard Uhlenhuths Forschungslaufbahn gliederte sich – seinem jeweiligen wissenschaftlichen Interessenschwerpunkt nach – in drei Abschnitte. Die erste Periode umfasste seine Studien, die er in Wien begann und am Rockefeller Institute fortsetzte. Er war der Erste, der die Durchführbarkeit der Augentransplantation bei Amphibien nachwies. Die zweite Periode, von 1923 bis 1945, war intensiven Studien zur Anatomie und Physiologie der Hypophyse und der Schilddrüse gewidmet. Uhlenhuths Aufsatz über seine Forschungsarbeit wurde 1936 mit dem van-Meter-Award der American Association for the Study of Goiter ausgezeichnet.[6] In der dritten Periode, von 1945 bis zu seiner Emeritierung 1955, widmete sich Uhlenhuth der Anatomie des Beckens. Diese Arbeit mündete in die Veröffentlichung seines Buches „Some Problems in the Anatomy of the Pelvis“, das viel Anerkennung bei Urologen und Gynäkologen fand.[6]

Nachdem er 1955 pensioniert worden war, arbeitete er noch bis 1957 weiter als Forschungsprofessor ohne Lehrverpflichtung an der medizinischen Fakultät und wurde dann zum Professor emeritus ernannt.[1][6][4][7]

Uhlenhuth galt als anspruchsvoller Hochschullehrer, der seinen Studenten Disziplin und Leistungsbereitschaft abverlangte.[8][9][10] Er hatte einigen Einfluss etwa auf den späteren Krebsforscher Glenn Horner Algire (1907–1958)[11] und auf den Zoologen Frank Henry John Figge (1904–1973)[12].

Im Jahr 1957 starb Uhlenhuths erste Ehefrau, Elisabeth Uhlenhuth, geb. Baier.[2]

Bald danach ging Eduard Uhlenhuth nach Österreich zurück.[13] In Wien heiratete er im Februar 1961, nur wenige Monate vor seinem Tod, seine zweite Frau, Renée von Bronneck.[5]

Eduard Uhlenhuth starb nach mehrmonatiger Krankheit[4] am 5. Mai 1961[1] in Wien.[2]

Uhlenhuth war ein eifriger Büchersammler und trug während seiner Amtszeit an der University of Maryland School of Medicine eine umfangreiche Sammlung von Anatomie-Texten zusammen, darunter auch seltene historische Veröffentlichungen.[1] Uhlenhuth hatte gute Kenntnisse über Kathedralenarchitektur; sein Hobby war der Bau von Modellen europäischer Kathedralen, darunter der Limburger Dom, aus kleinen, dem Originalstein nachempfundenen Bausteinen, ohne Klebstoff oder Mörtel.[5][4]

Uhlenhuth hatte letztwillentlich verfügt, dass sein Leichnam von Studierenden obduziert und sein Skelett der anatomischen Sammlung seines Instituts zur Verfügung gestellt wird.[14] Da er in Österreich starb, entfiel die Obduktion durch seine Studierenden, und nur seine Knochen wurden per Schiff nach Baltimore gebracht.[5]

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • American Association for the Advancement of Science,
  • American Association of Anatomists,
  • Harvey Society,
  • Society for Experimental Biology and Medicine,
  • Society for the Study of Internal Secretions,
  • Marine Biological Laboratory,
  • Gründer und Vorsitzender der University of Maryland Biological Society
  • Ehrenmitglied der Phi Beta Pi medical fraternity.
  • Society for the History of the Germans in Maryland (German Society of Maryland)

Literatur und Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k Tara Wink, Dr. Eduard Uhlenhuth Papers Finding Aid, UMB Digital Archives, University of Maryland, Baltimore (UMB), 11. Dezember 2020, https://archive.hshsl.umaryland.edu/bitstream/handle/10713/14245/Uhlenhuth_Eduard_findingaid.pdf?sequence=1&isAllowed=y
  2. a b c d e „Professor Uhlenhuth in Wien gestorben“, in: Washington Journal, 26. Mai 1961, S. 5, https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn82014726/1961-05-26/ed-1/seq-5/#date1=1756&index=14&rows=20&words=Uhlenhuth&searchType=basic&sequence=0&state=&date2=1963&proxtext=Uhlenhuth&y=13&x=10&dateFilterType=yearRange&page=1
  3. Salzburger Volksblatt, Do., 18. Januar 1923, S. 6, https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19230118&query=%22Eduard+Uhlenhuth%22&ref=anno-search&seite=6 ; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), Mo., 1. April 1912, S. 30, https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwg&datum=19120401&query=%22Eduard+Uhlenhuth%22&ref=anno-search&seite=30 ; Archiv für Naturgeschichte, 78. Jahrgang, 1912, Abteilung B., 3. Heft, Reptilia und Amphibia für 1911, Berlin, S. 19, https://archive.org/details/archivfurgeschic7814berl/page/n293/mode/2up ; Frank H. J. Figge, „Eduard Uhlenhuth 1885-1961“, in: The Anatomical Record, Band 143, Ausgabe 3, S. 267–328, S. 279, Juli 1962, https://anatomypubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/ar.1091430311 „He was the first to demonstrate the feasibility of eye transplantation in amphibia.“
  4. a b c d e f Society for the History of the Germans in Maryland, 1961, „In Memoriam“, „Eduard Uhlenhuth“, Report 3, 1 Necrology, S. 94–106, S. 104, https://loyolanotredamelib.org/php/report05/articles/pdfs/Report31Necrologyp94-106.pdf ; https://books.google.de/books?newbks=1&newbks_redir=0&redir_esc=y&hl=de&id=SA9QAQAAIAAJ
  5. a b c d Frank H. J. Figge, „Eduard Uhlenhuth 1885-1961“, in: The Anatomical Record, Band 143, Ausgabe 3, Juli 1962, S. 267–328, S. 278–280, S. 280, https://anatomypubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/ar.1091430311
  6. a b c d e Frank H. J. Figge, „Eduard Uhlenhuth 1885-1961“, in: The Anatomical Record, Band 143, Ausgabe 3, S. 267–328, S. 279, Juli 1962, https://anatomypubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/ar.1091430311
  7. Nach: „Professor Uhlenhuth in Wien gestorben“, in: Washington Journal, 26. Mai 1961, S. 5, https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn82014726/1961-05-26/ed-1/seq-5/#date1=1756&index=14&rows=20&words=Uhlenhuth&searchType=basic&sequence=0&state=&date2=1963&proxtext=Uhlenhuth&y=13&x=10&dateFilterType=yearRange&page=1 wurde Uhlenhuth nicht 1957, sondern erst 1960 Professor emeritus: „1960 wurde er zum Professor Emeritus ernannt.“
  8. Frank H. J. Figge, „Eduard Uhlenhuth 1885-1961“, in: The Anatomical Record, Band 143, Ausgabe 3, S. 267–328, S. 279, Juli 1962, https://anatomypubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/ar.1091430311 : Uhlenhuth's „…more than 3,000 medical and graduate students will have no difficulty recalling Dr. Uhlenhuth’s lucid and dynamic lectures, beautifully organized and illustrated, and vigorously presented. They will also be able to remember tense moments experienced in his courses and some of the oft repeated legends about him. These were usually based on his intense devotion to effective teaching and were related to the high standards which he expected and required from his students.“ (Uhlenhuths „...mehr als 3.000 Medizinstudenten und Doktoranden werden keine Schwierigkeiten haben, sich an die klaren und dynamischen Vorlesungen von Dr. Uhlenhuth zu erinnern, die wunderschön organisiert und illustriert waren und mit Nachdruck präsentiert wurden. Sie werden auch in der Lage sein, sich an Spannungen in seinen Kursen zu erinnern und an einige der oft wiederholten Legenden über ihn. Diese beruhten in der Regel auf seiner intensiven Hingabe an eine effektive Lehre und standen im Zusammenhang mit den hohen Anforderungen, die er an seine Studenten stellte.“)
  9. C. Boyd Pfeiffer, „No Proof At All, A Cure for Christianity“, Algora Publishing, 1. Oktober 2015, S. 216, https://books.google.de/books?id=OP0dCwAAQBAJ&pg=PA216&lpg=PA216&dq=Eduard+Uhlenhuth : „Dr. Eduard Uhlenhuth, originally Austrian, and with autocratic disciplines of the middle of the 20th century, was strict in his approach to students and to teaching human anatomy. When Dr. Uhlenhuth asked a question, each student was required to stand, give his name and then answer.“ („Der aus Österreich stammende Dr. Eduard Uhlenhuth, der in der Mitte des 20. Jahrhunderts autokratische Disziplinen pflegte, war streng in seiner Herangehensweise an die Studenten und an den Unterricht in menschlicher Anatomie. Wenn Dr. Uhlenhuth eine Frage stellte, musste jeder Student aufstehen, seinen Namen nennen und dann antworten.“)
  10. Society for the History of the Germans in Maryland, „In Memoriam“, „Eduard Uhlenhuth“, Report 31, Necrology, 1961, S. 94–106, S. 104, https://loyolanotredamelib.org/php/report05/articles/pdfs/Report31Necrologyp94-106.pdf ; https://books.google.de/books?newbks=1&newbks_redir=0&redir_esc=y&hl=de&id=SA9QAQAAIAAJ „Dr. Uhlenhuth was highly regarded as a teacher by both students and colleagues. He exacted maximum industry from his pupils and brooked no nonsense.“ („Dr. Uhlenhuth war als Lehrer bei Schülern und Kollegen hoch angesehen. Er verlangte von seinen Schülern ein Höchstmaß an Fleiß und duldete keinen Unfug.“)
  11. Wilton R. Earle, „Glenn Horner Algire 1907–1958“ [Nachruf], Journal of the National Cancer Institute (U.S.), Band 21, S. III/ IV, https://books.google.de/books?id=ZlUgAAAAMAAJ&pg=PA425&lpg=PA425
  12. Barbara Figge Fox, „‘Happy Chuckle’ – Tears to My Eyes“, in: Princeton Commentaries. News and Views: Barbara Figge Fox, 24. Oktober 2013, https://princetoncomment.com/2013/10/24/happy-chuckle-tears-to-my-eyes/
  13. Society for the History of the Germans in Maryland, „In Memoriam“, „Eduard Uhlenhuth“ [Nachruf], Report 31, 1961, Necrology, S. 94–106, S. 104, https://loyolanotredamelib.org/php/report05/articles/pdfs/Report31Necrologyp94-106.pdf ; https://books.google.de/books?newbks=1&newbks_redir=0&redir_esc=y&hl=de&id=SA9QAQAAIAAJ „…1957 when, upon his retirement from the University of Maryland Medical School, he returned to live in Austria.“
  14. Roger D. Scott, M.D., „As I Recall... Concerning the Preservation of Cadavers“, in: The Bulletin of the Lee County Medical Society, Juli 1995, S. 4, https://lcmsfl.org/resources/Bulletins/PDFs/1995/July1995Web.pdf