Eidgenössische Volksabstimmung über das Energiegesetz

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Die eidgenössische Volksabstimmung über das Energiegesetz war eine Volksabstimmung über das Energiegesetz (EnG) vom 30. September 2016. Gegen dieses Gesetz wurde das fakultative Referendum ergriffen. In der Folge wurde die Vorlage am 21. Mai 2017 dem Souverän zur Abstimmung unterbreitet und mit Mehrheit angenommen.

Inhalt der Gesetzesänderung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Änderung des Energiegesetzes gedachte der Bundesrat, auf die verschiedenen Änderungen in der Energiepolitik zu reagieren. Diese umfassten einerseits den von Bundesrat und Parlament 2011 beschlossenen schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie durch Nichtersetzen alter Kraftwerke, andererseits die vermehrt geförderten erneuerbaren Energien. Auf diese und weitere Veränderungen wollten Bundesrat und Parlament mit der Energiestrategie 2050 reagieren. Der Bundesrat stellte sein Massnahmenpaket der Atomausstiegsinitiative als indirekter Gegenvorschlag entgegen.[1] Die Strategie ist langfristig angelegt und wird schrittweise umgesetzt. Das Parlament hat im Herbst 2016 ein erstes Paket verabschiedet. Es enthält neben dem Verbot zum Bau neuer Kernkraftwerke Massnahmen, um den Energieverbrauch zu senken, die Energieeffizienz zu erhöhen sowie die Produktion aus erneuerbaren Energien zu steigern. Ein wichtiges Ziel der Energiestrategie 2050 ist ein effizienterer Energieverbrauch. Hierfür wurden unter anderem die Gebäude ins Visier genommen, die ca. 33 % der gesamten CO₂-Emissionen der Schweiz verursachen. Sie verbrauchen zudem 40 % der gesamten Energie; darin eingerechnet sind Elektrizität, Heizung, Klimatisierung, Warmwasser etc. Damit besser mit den Ressourcen umgegangen wird, haben Bund und Kantone im Jahr 2010 ein Gebäudeprogramm lanciert, das bei Hauseigentümern Anreize schaffen soll, alte Gebäude energetisch zu sanieren: Wer z. B. eine Ölheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt oder das Haus besser isoliert, kann finanzielle Unterstützung beantragen. Durch energetische Sanierungen sinken der Energieverbrauch und der CO₂-Ausstoss. Das Gebäudeprogramm lief Ende 2019 aus. Damit die Massnahmen aber verlängert werden konnten, zog man sie in die Revision des Energiegesetzes mit ein. Das Gebäudeprogramm wurde bis zur Revision mit maximal 300 Millionen Franken aus der CO₂-Abgabe auf fossile Brennstoffe finanziert; die Kantone leisteten ebenso einen Teil. Nach der Revision wurden 450 Millionen aus der CO₂-Abgabe gespeist. Abgesehen von den Gebäuden wurden Massnahmen zugleich im Bereich Verkehr getroffen. Dort wurden die Vorschriften zum CO₂-Ausstoss für Neuwagen verschärft und erweitert. Personenwagen dürfen im Durchschnitt über die ganze Neuwagenflotte ab 2021 nur noch 95 g CO₂/km ausstossen; das ist rund ein Viertel weniger als vor der Revision. Lieferwagen und leichte Sattelschlepper werden ebenfalls erfasst. Weiter wird die Förderung kleiner Wasserkraftwerke gestoppt, da deren Einfluss auf die Umwelt im Vergleich zum Ertrag nicht verhältnismässig sei. Grössere Wasserkraftwerke sowie Photovoltaik und Biomasseanlagen könnten dagegen staatliche Investitionen erhalten.[2]

Empfehlungen der eidgenössischen Behörden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bundesrat und Parlament empfahlen, das Energiegesetz anzunehmen. Der Nationalrat hatte die Vorlage mit 120 zu 72 Stimmen bei 6 Enthaltungen gutgeheissen, der Ständerat mit 35 zu 6 Stimmen bei 3 Enthaltungen.[3]

Referendum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im August 2016 kündigte die Initiative Alliance Energie an, das fakultative Referendum gegen das Gesetz ergreifen zu wollen. Die SVP entschloss sich im Oktober 2016, das Referendum zu unterstützen. Unterstützt wurde das Referendum ausserdem von den Verbänden Swissmem, Gastrosuisse, Astag, Swiss Plastics, Swissoil, Auto Schweiz, dem Bund der Steuerzahler und den Jungfreisinnigen. Kritisiert wurden an dem Gesetz insbesondere die massiven Eingriffe in alle Lebensbereiche sowie die hohen Kosten, welche auf die Bürger zukämen.[4][5] Der Wirtschaftsverband Economiesuisse und der Gewerbeverband lehnten das Referendum ab. Am 19. Januar 2017 reichte die SVP 68'390[6] beglaubigte Unterschriften ein.[7][8]

Meinungsumfragen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Institut Auftraggeber Datum Ja Eher Ja Unentschieden
Keine Antwort
Eher Nein Nein
Leemann/Wasserfallen Tamedia 5. Mai 2017 48 5 2 4 41
gfs.Bern SRG SSR 29. April 2017 34 22 7 10 27
Leemann/Wasserfallen (PDF) Tamedia 25. April 2017 47 8 3 7 35
Leemann/Wasserfallen Tamedia 7. April 2017 48 8 2 7 35
gfs.Bern SRG SSR 23. März 2017 33 28 9 11 19

Bemerkungen: Angaben in Prozent. Das Datum bezeichnet den mittleren Zeitpunkt der Umfrage, nicht den Zeitpunkt der Publikation der Umfrage.

Volksabstimmung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haltungen der Parteien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ja-Parole: BDP, CSP, CVP, EVP, FDP, Grüne, GLP, KVP, PdA, SD, SP

Nein-Parole: SVP, FPS, Lega, MCG, EDU[9]

Ergebnisse nach Kantonen

Abstimmungsfrage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wollen Sie das Energiegesetz (EnG) vom 30. September 2016 annehmen?

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Energiegesetz kam am 21. Mai 2017 zur Abstimmung. Es wurde vom Volk mit einem Ja-Anteil von 58,2 % angenommen.[10]

  • Ja
  • Nein
  • Amtliches Endergebnis
    Kanton Ja (Stimmen) Ja (%) Nein (Stimmen) Nein (%) Beteiligung (%)
    Kanton Aargau Aargau 085'056 48,2 % 091'280 51,8 % 42,1 %
    Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell Ausserrhoden 009'323 53,8 % 007'991 46,2 % 44,9 %
    Kanton Appenzell Innerrhoden Appenzell Innerrhoden 002'303 56,0 % 001'809 44,0 % 35,8 %
    Kanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft 042.251 53,4 % 036.891 46,6 % 42,8 %
    Kanton Basel-Stadt Basel-Stadt 034'995 63,4 % 020'160 36,6 % 49,2 %
    Kanton Bern Bern 166'071 55,5 % 132'930 44,5 % 40,7 %
    Kanton Freiburg Freiburg 048'468 63,2 % 028'258 36,8 % 38,8 %
    Kanton Genf Genf 079'311 72,5 % 030'013 27,5 % 43,2 %
    Kanton Glarus Glarus 004'119 43,7 % 005'300 56,3 % 35,9 %
    Kanton Graubünden Graubünden 030'963 58,7 % 021'748 41,3 % 38,8 %
    Kanton Jura Jura 012'304 62,7 % 007'312 37,3 % 37,9 %
    Kanton Luzern Luzern 072'209 58,5 % 051'319 41,5 % 45,5 %
    Kanton Neuenburg Neuenburg 029'884 69,6 % 013'048 30,4 % 38,7 %
    Kanton Nidwalden Nidwalden 006'983 50,6 % 006'826 49,4 % 45,1 %
    Kanton Obwalden Obwalden 006'364 49,8 % 006'415 50,2 % 49,3 %
    Kanton Schaffhausen Schaffhausen 016'251 51,2 % 015'506 48,8 % 65,2 %
    Kanton Schwyz Schwyz 021'452 44,2 % 027'077 55,8 % 47,0 %
    Kanton Solothurn Solothurn 038'976 50,6 % 038'072 49,4 % 43,5 %
    Kanton St. Gallen St. Gallen 068'346 52,2 % 062'523 47,8 % 40,9 %
    Kanton Tessin Tessin 051'831 56,7 % 039'515 43,3 % 42,4 %
    Kanton Thurgau Thurgau 033'955 51,4 % 032'116 48,6 % 39,5 %
    Kanton Uri Uri 005'128 51,7 % 004'787 48,3 % 37,7 %
    Kanton Waadt Waadt 137'451 73,5 % 049'514 26,5 % 43,1 %
    Kanton Wallis Wallis 057'831 63,4 % 033'414 36,6 % 42,4 %
    Kanton Zug Zug 019'139 53,8 % 016'407 46,2 % 47,1 %
    Kanton Zürich Zürich 240'983 58,8 % 168'938 41,2 % 45,1 %
    Eidgenössisches Wappen Schweiz 1'321'947 58,2 % 949'169 41,8 % 42,4 %

    Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. BBl 2013 7561 Botschaft zum ersten Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050 (Revision des Energierechts) und zur Volksinitiative «Für den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie (Atomausstiegsinitiative)». In: Bundesblatt. Bundeskanzlei, 4. September 2013, abgerufen am 25. Juli 2022 (Schweizer Hochdeutsch).
    2. Erläuterungen des Bundesrates - Volksabstimmung vom 21. Mai 2017. (PDF) In: Abstimmungsbüchlein. Bundeskanzlei, S. 6–9, abgerufen am 25. Juli 2022 (Schweizer Hochdeutsch).
    3. 13.074 Energiestrategie 2050, erstes Massnahmenpaket. Für den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie (Atomausstiegsinitiative). Volksinitiative. In: Curia Vista. Abgerufen am 10. August 2022.
    4. Helmut Stalder: Energiewende soll vors Volk kommen. NZZ, 7. Oktober 2016, abgerufen am 9. Januar 2017.
    5. Überparteiliches Komitee ergreift Referendum gegen das Energiegesetz. In: www.svp.ch. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Januar 2017; abgerufen am 3. Januar 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.svp.ch
    6. BBl 2017 774 Referendum gegen das Energiegesetz (EnG) vom 30. September 2016. Zustandekommen. In: Bundesblatt. Bundeskanzlei, 31. Januar 2017, abgerufen am 25. Juli 2022.
    7. SVP reicht Unterschriften gegen Energiestrategie ein. In: watson.ch. (watson.ch [abgerufen am 20. Januar 2017]).
    8. Worum geht es beim Referendum zur Energiestrategie 2050? Informationen auf dem Blog des Bundesamts für Energie, Stand 7. November 2016.
    9. Energiegesetz. In: swissvotes.ch. Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern, abgerufen am 25. Juli 2022.
    10. Vorlage Nr. 612. Schweizerische Bundeskanzlei, 21. Mai 2017, abgerufen am 21. Mai 2017.