Encarnación Gutiérrez Rodríguez

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Encarnación Gutiérrez Rodríguez (* 1964 in Kirchenlamitz[1]) ist eine deutsche Soziologin und Professorin mit Schwerpunkt Kultur und Migration an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Von 2013 bis 2022 war sie Professorin für Allgemeine Soziologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen, wo sie das Forschungsnetzwerk Queer, Decolonial Feminisms and Cultural Transformation (QDFCT) gründete. Sie ist zudem Visiting Professor an der Chair for Critical Studies in Higher Education Transformation an der Nelson Mandela University in Gqeberha, Südafrika, sowie Faculty Adjunct Professor in Soziologie und Modern Languages and Cultural Studies an der University of Alberta im kanadischen Edmonton. Sie ist Mitglied der DFG Forschungsgruppe Menschenrechtsdikurse in der Migrationsgesellschaft (MeDiMi) und Teil des wissenschaftlichen Beirats des Maria Sibylla Merian Centre Conviviality-Inequality in Latin America, in São Paulo[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gutiérrez Rodríguez ist die Tochter spanischer Arbeitsmigranten. Ihr Vater, Juan José Gutiérrez Cabello wurde 1961 aus Bollullos de la Mitacion für den Bergbau in Oberfranken und ihre Mutter, Josefa Rodríguez Santana, wurde im gleichen Jahr aus Sevilla für die Porzellanfabrik Oscar Schaller & Co. Nachf. angeworben. 1964 kehrten die Eltern nach der Geburt ihrer Tochter nach Spanien, das sich noch unter frankistischer Diktatur befand, zurück. Dort besuchte Gutiérrez Rodríguez eine katholische Mädchenschule.[3] 1972 siedelte die Familie wieder nach Deutschland um und wohnte in Frankfurt am Main, wo die Tochter 1985 Abitur machte.[4]

Danach studierte sie Soziologie, Politikwissenschaft und Romanistik (frankophone und lateinamerikanische Studien) an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Universität Lyon II und der Universidad Central del Ecuador. Sie promovierte im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs Geschlechterverhältnisse und Sozialer Wandel. 1999 schloss sie ihre Promotion in Frankfurt im Fach Soziologie mit der Dissertationsschrift: Jongleurinnen und Seiltänzerinnen. Eine postkoloniale, dekonstruktive Analyse von Biographien im Spannungsverhältnis von Ethnisierung und Vergeschlechtlichung.[5] Sie war Visiting PhD am Center for Cultural Studies an der University of California, Santa Cruz. Vor ihrer Berufung nach Gießen war sie Senior Lecturer für Transkulturelle Studien an der University of Manchester und wissenschaftliche Assistentin am Institut für Soziologie der Universität Hamburg. Außerdem arbeitete sie als Forschungskoordinatorin und Dozentin an der Internationalen Frauenuniversität (IFU) in Hannover.[6] Gutiérrez Rodríguez war Post-Doc Ford Fellow am Feminist Research Institute der University of Alburquerque, USA, Feodor-Lynen Forschungsstipendiantin der Humboldt Stiftung am Centre for Cultural Studies, Goldsmiths, University of London und Research Associate im Women’s Studies Programm der Five Colleges, das sie am Smith College verbrachte. Sie war auch Digital Research Fellow in Mecila - Maria Sibylla Merian Centre Conviviality-Inequality in Latin America.

2009 erhielt sie für ihre Doktorarbeit den Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien.

Forschungsschwerpunkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihre Lehr- und Forschungsschwerpunkte sind nach eigenen Angaben „Fragen globaler Ungleichheiten und ihrer lokalen Ausprägung, insbesondere in Deutschland, Spanien und dem Vereinigten Königreich“ sowie „postmarxistische und dekoloniale Perspektiven auf feministische und queere Epistemologie und ihre Anwendung auf die Bereiche Migration, Arbeit und Kultur.“[7]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mit Shirley Anne Tate: The Palgrave Handbook of Critical Race and Gender. Palgrave, 2022, ISBN 978-3-030-83946-8.
  • Mit Pinar Tuzcu: Migrantischer Feminismus in der Frauen:bewegung in Deutschland (1985–2000). edition assemblage, Münster 2021, ISBN 978-3-96042-108-5.
  • Herausgegeben mit Rhoda Reddock: Decolonial Perspectives on Entangled Inequalities. Europe and The Caribbean. Anthem Studies, New York 2021, ISBN 978-1-78527-695-8.
  • Mit Shirley Anne Tate: Creolizing Europe. Legacies and Transformations. Liverpool University Press, Liverpool 2015, ISBN 978-1-78138-171-7.
  • Als Herausgeberin mit Hito Steyerl: Spricht die Subalterne deutsch? Migration und postkoloniale Kritik. 2. Auflage, Unrast, Münster 2012, ISBN 978-3-89771-425-0.
  • Migration, Domestic Work and Affect. A Decolonial Approach on Value and the Feminization of Labor. Routledge, London/New York 2011, ISBN 978-0-415-80763-0.
  • Mit Manuela Boatcă und Sérgio Costa: Decolonizing European Sociology. Transdisciplinary Approaches. Routledge, London/New York 2010, ISBN 978-1-138-24971-4.
  • Als Herausgeberin mit Marianne Pieper: Gouvernementalität. Ein sozialwissenschaftliches Konzept in Anschluss an Foucault. Camus, Frankfurt am Main/New York 2003, ISBN 978-3-593-37366-9.
  • Intellektuelle Migrantinnen – Subjektivitäten im Zeitalter von Globalisierung. Eine postkoloniale dekonstruktive Analyse von Biographien im Spannungsverhältnis von Ethnisierung und Vergeschlechtlichung. Leske und Budrich, Opladen 1999, ISBN 978-3-8100-2398-8 (zugleich Dissertationsschrift, Universität Frankfurt am Main 1999).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geburtsdaten gemäß: Wolfgang Frühwald: In verordneter Ortlosigkeit entortet. Laudatio auf die Preisträgerin. In: Jongleurinnen und Seiltänzerinnen. Ansprachen und Materialien zur Verleihung des Augsburger Wissenschaftspreises für interkulturelle Studien 1999, Augsburger Universitätsreden 39, S. 9–18, hier S. 17.
  2. https://www.fb03.uni-frankfurt.de/117748112/Dr__Encarnaci%C3%B3n_Guti%C3%A9rrez_Rodr%C3%ADguez_ist_neue_Professorin_f%C3%BCr_Soziologie_mit_dem_Schwerpunkt_Kultur_und_Migration abgerufen am 21. Oktober 2023
  3. Encarnación Gutiérrez Rodríguez: "Lost in Translation" - Transcultural Translation and Decolonialization of Knowledge, transversal texts, Juni 2008 (European Institute for Progressive Cultural Policies, Wien/Linz).
  4. Wolfgang Frühwald: In verordneter Ortlosigkeit entortet. Laudatio auf die Preisträgerin. In: Jongleurinnen und Seiltänzerinnen. Ansprachen und Materialien zur Verleihung des Augsburger Wissenschaftspreises für interkulturelle Studien 1999, Augsburger Universitätsreden 39, S. 9–18, hier S. 17.
  5. Angaben zur Promotion gemäß Vita, abrufbar über: Forschungsgruppe Migration & Menschenrechte an der Universität Gießen: Encarnación Gutiérrez Rodríguez.
  6. Angaben beruhen, wenn nicht anders belegt, auf: Justus-Liebig-Universität Gießen: Encarnación Gutiérrez Rodríguez, Professorin für Soziologie mit Schwerpunkt Allgemeine Soziologie.
  7. FG DeKolonial, Fachgesellschaft für rassismuskritische, dekoloniale und postkoloniale Theorie und Praxis: Encarnación Gutiérrez Rodríguez.