Erdalen-Ereignis

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Das Erdalen-Ereignis war ein holozäner Kälterückfall um 7400 v. Chr. Es zeichnete sich durch Gletschervorstöße in Norwegen[1] und niedrige Seespiegel in Südschweden aus[2], in China entsprach es einer Kältephase.[3]

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Jostedalsbreen

Das Erdalen-Ereignis, im Englischen als Erdalen event bezeichnet, wurde nach dem U-förmigen Gletschertal Erdalen (bzw. Erdal) benannt. Das in Nordwestrichtung verlaufende Tal geht vom Erdalsbreen aus, einer Gletscherzunge des Jostedalsbreen. Die dem Ereignis zugeordnete Endmoräne liegt noch über 1 Kilometer unterhalb der aus der kleinen Eiszeit stammenden Endmoräne.[4]

Neben der Typlokalität wurden Moränen vergleichbarer Stellung auch in vielen anderen Gletschertälern Norwegens gefunden.[5][6]

Datierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Alter des an der Grenze vom Präboreal zum Boreal erfolgenden Kälterückfalls schwankt je nach Autor zwischen rund 8300 und 7000 v. Chr. (eingeengt meist auf 8300 bis 7700 v. Chr.). Eine genauere Datierung konnte von Eikeland (1991) an Seesedimenten vorgenommen werden. Die Untersuchung ergab Radiokohlenstoffalter, die sich zwischen 9460 und 9060 BP bewegten.[7] Dies entspricht dem Zeitraum 8854 bis 8245 v. Chr. Nesje und Kvamme (1991) fanden 9100 ± 200 Radiokohlenstoffjahre entsprechend dem Zeitraum 8295 bis 7910 Jahre v. Chr. bzw. neu kalibriert mit CalPal 8571 bis 7996 Jahre v. Chr.[8]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Erdalen-Ereignis ist zum Bond-Ereignis 6 äquivalent. Letzteres zeichnet sich durch ein Kältemaximum um 7800 v. Chr. und Gletschervorstöße um 7600 v. Chr. aus, gefolgt von einem Trockenheitsmaximum um 7500 v. Chr.[9] Der Jostedalsbreen beispielsweise war zwischen 8100 und 7600 v. Chr. deutlich am expandieren.[10] Sehr ähnlich reagierten auch der nördliche Folgefonna, Grovabreen, der Hardangerjökul, der zentrale Jotunheimen und die Snøhetta.[11] In Deutschland korreliert das Erdalen-Ereignis mit der vom Holzmaar beschriebenen Borealen Schwankung (engl. Boreal Oscillation).[12]

Das Erdalen-Ereignis war ein recht bedeutender Kälterückfall, erkennbar an einer Absenkung der Firngrenze um bis zu 325 Meter.[13] Der Kälterückfall war von einer Reduzierung des Niederschlags um bis zu 71 % begleitet, wie Berechnungen von Dahl und Nesje (1992) zeigen.[14] Gleichzeitig gingen die Sommertemperaturen um 3,0 + 0,2/-0,3 °C zurück.

Ursachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Hauptursache für das Erdalen-Ereignis wird der enorme Süßwasserzustrom in den Nordatlantik und in den Arktischen Ozean angesehen; die rasante Temperaturerhöhung zu Beginn des Holozäns hatte nämlich zu einem bedeutenden Abschmelzen der Eisschilde und des Packeises geführt, welches sich in einem jähen Meeresspiegelanstieg niederschlug.[11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Svein Olaf Dahl u. a.: Timing, equilibrium-line altitudes and climatic implications of two early-Holocene glacier readvances during the Erdalen Event at Jostedalsbreen, western Norway. In: The Holocene. Band 12, 1, 2002, S. 17–25.
  2. Digerfeldt, Gunnar: Reconstruction and regional correlation of Holocene lake-level fluctuations in Lake Bysjön, South Sweden. In: Boreas. Band 17,2, 1988, S. 165–182.
  3. Zhou Jing, Wang Sumin, Yang Guishan, Xiao Haifeng: Younger Dryas Event and Cold Events in Early-Mid Holocene: Record from the sediment of Erhai Lake. In: Advances in Climate Change Research. 3, Suppl. 2007, S. 1673–1719.
  4. Nesje, A., Kvamme, M., Rye, N.und Lovlie, R.: Holocene glacial and climate history of the Jostedalsbreen region, western Norway; Evidence from lake sediments and terrestrial deposits. In: Quat. Sci. Rev. Band 10, 1991, S. 87–114.
  5. Shakesby, R.A., McCarroll, D. und Caseldine, C.J.: New evidence for Preboreal deglaciation of south-central Norway. In: Norsk Geografisk Tidsskrift. Band 44, 1990, S. 121–130.
  6. McCarroll, D.: Schmidt hammer relative-age evaluation of a possible pre-'Little Ice Age' Neoglacial moraine at Leirbreen, southern Norway. In: Norsk Geologisk Tidsskrift. Band 69, 1989, S. 125–130.
  7. Eikeland, R.: Yngre Dryas - Preboreal lokalglasiasjon og stratigrafi på Sunnmøre og i Nordfjord. In: Doktorarbeit, University of Bergen. 1991.
  8. Nesje, A. und Kvamme, M.: Holocene glacier and climate variations in western Norway: evidence for early Holocene glacier demise and multiple Neoglacial events. In: Geology. Band 19, 1991, S. 610–612.
  9. Wanner, Heinz u. a.: Structure and origin of Holocene cold events. In: Quaternary Science Reviews. Band 30, 2011, S. 3109–3123.
  10. Nesje, A. u. a.: Holocene glacier fluctuations of Flatebreen and winter-precipitation changes in the Jostedalsbreen region, western Norway, based on glaciolacustrine sediment records. In: The Holocene. Band 11,3, 2001, S. 267–280.
  11. a b Nesje, A.: Latest Pleistocene and Holocene alpine glacier fluctuations in Scandinavia. In: Quaternary Science Reviews. Band 28, 21-22, 2009, S. 2119–2136.
  12. Brathauer, U., Brauer, A., Negendank, J.F.W. und Zolitschka, B.: Rasche Klimaänderungen am Beginn der heutigen Warmzeit. In: Zweijahresbericht GeoForschungsZentrum Potsdam 1998/1999. 2000, S. 29–33.
  13. Porter, S.C.: Equilibrium-line altitudes of late Quaternary glaciers in the Southern Alps, New Zealand. In: Quaternary Research. Band 5, 1975, S. 27–47.
  14. Dahl, S.O. und Nesje, A.: Paleoclimatic implications based on equilibrium-line altitude depressions of reconstructed Younger Dryas and Holocene cirque glaciers in inner Nordfjord, western Norway. In: Palaeogeography. Palaeoelimatology. Palaeoeeology. Band 94, 1992, S. 87–07.