Erich Kulka

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Erich Kulka (1993)

Erich Kulka, ursprünglich Erich Schoen (geb. 18. Februar 1911 in Vsetín; gest. 13. Juli 1995 in Jerusalem) war ein israelischer Historiker, Schriftsteller und Publizist tschechischer Herkunft sowie jüdischer Überlebender des Holocaust.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kulka, der in der Holzindustrie beschäftigt war, wurde wegen kommunistischer Widerstandsaktivitäten während des Zweiten Weltkrieges in der Kleinen Festung Theresienstadt, im KZ Dachau[1], dem KZ Neuengamme[2], und dem KZ Auschwitz-Birkenau inhaftiert. In Birkenau leitete er gemeinsam mit Ota Kraus die Schlosserei im Männerlager, welche ein Verbindungszentrum des internationalen Lagerwiderstandes war.[3] Während der „Evakuierung“ des KZ Auschwitz im Januar 1945 konnte er mit seinem zwölfjährigen Sohn Otto Dov Kulka fliehen.[4]

Nach Kriegsende war er als Schriftsteller tätig und verfasste gemeinsam mit Ota Kraus ein umfassendes Werk über Auschwitz-Birkenau: Die Todesfabrik. Diesem einschlägigen Werk folgten weitere themenbezogene Publikationen. Kulka, der später Ehrenvorsitzender des israelischen Auschwitz-Komitees war, sagte am 16. April 1964 im 1. Frankfurter Auschwitzprozess als Zeuge aus und wies das Gericht auf das Auschwitzalbum hin.[5] Sein Sohn Otto Dov Kulka, der später Professor für Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem wurde, sagte ebenfalls im Auschwitzprozess als Zeuge aus.[6] Kulka wanderte 1968 aus der Tschechoslowakei nach Israel aus. In den 1980er Jahren widmete er seine Forschungstätigkeit insbesondere dem Sonderkommando des KZ Auschwitz-Birkenau, die er zeitweise mit dem israelischen Historiker Gideon Greif durchführte.[7] Kulka erhielt 1989 vom Spertus College of Judaica in Chicago[8] die Ehrendoktorwürde verliehen. Seit 1991 besteht an der Universität Jerusalem ein Erich-Kulka-Fonds, aus dem jährlich Preise für ausgezeichnete Forschungen, insbesondere zum Holocaust, verliehen werden.[9]

Im November 2004 wurde Erich Kulka im ehemaligen Gestapo-Gefängnis Theresienstadt ein Denkmal gewidmet.[10]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Ota Kraus: Die Todesfabrik. Aus dem Tschechischen übersetzt von Zora Weil-Zimmering. Kongress-Verlag, Berlin 1957.
  • mit Ota Kraus, Hanna Tichy: Massenmord und Profit. Die faschistische Ausrottungspolitik und ihre ökonomischen Hintergründe. Dietz, 1963.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tschechen als Häftlingsgruppe auf www.hagalil.com
  2. Raphael Gross, Werner Renz (Hrsg.): Der Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963–1965). Kommentierte Quellenedition. Wissenschaftliche Reihe des Fritz Bauer Instituts, Band 1, Campus, Frankfurt 2013, ISBN 978-3-593-39960-7, S. 282
  3. LAGERGEMEINSCHAFT AUSCHWITZ – FREUNDESKREIS DER AUSCHWITZER, 22. Jahrgang, Heft 2 Mitteilungsblatt, Dezember 2002, S. 14ff. (pdf; 241 kB) (Memento vom 18. Juni 2004 im Internet Archive)
  4. Erich Kulka auf www.ghetto-theresienstadt.de
  5. Cornelia Brink: Ikonen der Vernichtung: öffentlicher Gebrauch von Fotografien aus nationalsozialistischen Konzentrationslagern nach 1945, Akademie Verlag, 1998, ISBN 9783050032115, S. 126
  6. Otto Dov Kulka auf www.saalbau.com
  7. Sonderkommando-Studien (Memento des Originals vom 10. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sonderkommando-studien.de
  8. Spertus Institute for Jewish Learning and Leadership, homepage
  9. Newsletter-Theresienstadt, Nummer 45, Juli 1998
  10. Newsletter-Theresienstadt, Nummer 58, Januar 2005, S. 12