Ernst Ahasverus Heinrich von Lehndorff

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Ernst Ahasverus Heinrich von Lehndorff, ca. 1769

Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff (* 7. Mai 1727 in Landkeim; † 19. Mai 1811 auf Schloss Steinort) war ein preußischer Kammerherr und Landhofmeister.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eltern Ernst Ahasver Graf Lehndorff und Marie Louise Henriette von Wallenrodt im Zeitpunkt der Geburt (Nachstich von 1778)

Sein Vater Graf Ernst Ahasver von Lehndorff (* 4. Januar 1688; † 9. Mai 1727) starb zwei Tage nach seiner Geburt. Die Mutter, Marie Louise Henriette von Wallenrodt (* 2. Oktober 1695; † 12. Februar 1773), im Alter von 28 Jahren verwitwet und Mutter von sechs Kindern, heiratete nicht noch einmal.[1] Sie Lebte auf dem Familiengut Steinort, das sie verwaltete. Ihren Sohn gab sie bis zu seinem sechsten Lebensjahr zu ihrer Mutter († 1736) auf deren Gut Landkeim (Ostpreußen). Als er vier Jahre alt war, erlitt er einen Unfall mit dem rechten Fuß, wovon das Bein lahm blieb. Zurückblickend sah er darin einen Grund, weshalb seine Mutter den älteren Bruder bevorzugt habe. Nach den ersten Lebensjahren bei seiner Großmutter blieb Ernst Ahasverus Heinrich bis zu seinem zwölften Lebensjahr bei seiner Mutter.[2]

Sein Großvater war Ahasverus von Lehndorff.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit 19 Jahren kam er nach Berlin und wurde hier zunächst Legationsrat, dann Kammerherr der Königin Elisabeth Christine von Preußen, Gemahlin Friedrichs II. von Preußen.

Fast 30 Jahre diente er am Hof – zuletzt sehr verbittert, fühlte er sich doch zu höheren Diensten fähig. 1775 verließ er den Hof und lebte auf seinem Schloss Steinort, wo er unter anderem eine enge Freundschaft zu Ignacy Krasicki, dem Fürstbischof von Ermland, pflegte. Der Franzose Dieudonné Thiébault charakterisiert den Reichsgrafen wie folgt: „Lendorf war übrigens ein so entsetzlicher Complimentenmacher, daß er den Spottnamen: 'Grand confiturier de la Cour' erhielt.“[3]

Bekannt wurden seine „Aufzeichnungen“ als Kammerherr der Königin Elisabeth Christine, ursprünglich in französischer Sprache, in denen er die Ereignisse am Königshof schilderte und bissig kommentierte. Er beschrieb detailliert in 18 Folianten das Hofleben im Rokokoschloss Schönhausen im heutigen Pankower Ortsteil Niederschönhausen, der von Friedrich II. seiner Gemahlin zugewiesenen Sommerresidenz. Hier lebte sie die längste Zeit ihres Lebens und überlebte ihren Gatten um elf Jahre. Die Originale der Tagebücher, soweit erhalten, befinden sich heute im Sächsischen Staatsarchiv.[4] Im 20. Jahrhundert erschienen verschiedene Ausgaben der Tagebücher im Druck.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 7. Februar 1759 heiratete Lehndorff die 17-jährige Marie von Haeseler, Tochter des bereits verstorbenen Gottlieb von Haeseler, Unternehmer und königlich-preußischer Regierungs- und Geheimer Rat.[5] Im Januar 1760 bekommt das Paar einen Sohn, der jedoch nur wenige Wochen lebt.[6] In seinem Tagebuch berichtet Lehndorff unter dem Datum Mai 1765 dann von einem weiteren Schicksalsschlag. Innerhalb weniger Wochen sterben seine beiden anderen Kinder an „Husten und Krämpfen“.[7] Nachdem seine erste Ehefrau am 23. Juli 1766 verstorben war[8], heiratete er am 25. September 1769 in Stonsdorf in Niederschlesien Amalie Karoline Gräfin von Schmettau (* 9. April 1751; † 12. September 1830). Das Paar hatte folgende Kinder:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wieland Giebel (Hrsg.): Die Tagebücher des Grafen Lehndorff. Die geheimen Aufzeichnungen des Kammerherrn der Königin Elisabeth Christine. Story, Berlin 2007, ISBN 978-3-929829-52-5.
  • Karl Eduard Schmidt-Lötzen: Dreißig Jahre am Hofe Friedrichs des Großen: Aus den Tagebüchern des Reichsgrafen Ernst Ahasverus Heinrich von Lehndorff, Kammerherrn der Königin Elisabeth Christine von Preußen, Friedrich Andreas Perthes AG, Gotha, 1907, (online).
  • Dieudonné Thiébault: Friedrich der Große. Seine Familie, seine Freunde und sein Hof oder zwanzig Jahre meines Aufenthaltes in Berlin[10].
Erster Theil. H.F. Hartmann, Leipzig 1828, (digital, Bayerische StaatsBib.).
Zweiter Theil, C.H.F. Hartmann, Leipzig, 1828, (digital, Bayerische StaatsBib.).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Detlev Schwennicke (Hrsg.): Europäische Stammtafeln, Neue Folge, Band XX: Brandenburg und Preußen 1. Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-465-03166-0, Tafel 150.
  2. Wieland Giebel (Hrsg.): Die Tagebücher des Grafen Lehndorff, 2007, S. 16 f.
  3. Dieudonné Thiébault: Friedrich der Große. Seine Familie, seine Freunde und sein Hof oder zwanzig Jahre meines Aufenthaltes in Berlin. Erster Teil. H.F. Hartmann, Leipzig 1828, S. 125.
  4. Beständeübersicht
  5. Haug von Kuenheim (Hrsg.): Aus den Tagebuechern des Grafen Lehndorff, Severin und Siedler, Berlin 1982, S. 115, ISBN 3-88680029-6.
  6. Aus den Tagebüchern des Grafen Lehndorff, S. 130.
  7. Aus den Tagebüchern des Grafen Lehndorff, S. 170ff.
  8. Aus den Tagebüchern des Grafen Lehndorff, S. 195.
  9. Genealogisches Handbuch der Baltischen Ritterschaften (Neue Folge), Band 3, Hamburg 2013, S. 182–183.
  10. Rezension in der Jenaische Allgemeine, Nov. 1827, Nr. 205, S. 200 (digital, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena).