Ernst Holzlöhner

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Ernst August Leopold Holzlöhner (* 23. Februar 1899 in Insterburg (Ostpreußen); † 14. Juni 1945 in Mohrkirch-Osterholz) war ein deutscher Physiologe, Hochschullehrer und Nationalsozialist.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Holzlöhner war Sohn der Martha Holzlöhner geb. Koch und ihres Ehemanns, dem Schulrat Albert Holzlöhner.[1] Von 1917 bis 1919 diente er im 1. Weltkrieg. Anschließend studierte er Medizin an den Universitäten Freiburg, Kiel, Greifswald, Graz und zuletzt Würzburg, wo er 1923 mit der Dissertation Über einen Fall von präsystolischem Galopprhythmus mit gleichzeitigem 'Flint'schen Geräusch' bei einer Aorteninsuffizienz zum Dr. med. promovierte. Es folgte die Anstellung bei Wilhelm Trendelenburg am Physiologischen Institut der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, zunächst als Wissenschaftlicher Assistent, nach der Habilitation 1929 als Privatdozent, und 1932 schließlich als nichtbeamteter a.o. Professor. Zum 1. Mai 1933 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.582.604)[2] und wurde Dozentenschaftsleiter an der Berliner Universität. Später wurde Holzlöhner SS-Sturmbannführer. Im Jahr 1934 erhielt Holzlöhner eine ordentliche Professur für Physiologie an der Universität Kiel. Während dieser Zeit wurde er Dozentenbundführer an der Universität Kiel und stellvertretender Gaudozentenführer von Schleswig-Holstein. Zusammen mit seinen Assistenten Sigmund Rascher und Erich Finke führte er im KZ Dachau ab August 1942 Unterkühlungsversuche im Auftrag der Luftwaffe durch, bei denen Gefangene gezielt unterkühlt wurden, um sie anschließend mit verschiedenen Methoden wieder zu erwärmen.[3] Bei der Tagung über Ärztliche Fragen bei Seenot und Winternot am 26. und 27. Oktober 1942 referierte er über die Ergebnisse der Kälteversuche.[4] Im April 1945 wurde Holzlöhner zum Rektor der Universität Kiel ernannt.

Holzlöhner wurde nach Kriegsende von britischen Soldaten gefangen genommen und verhört. Nach den Verhören beging er im Juni 1945 in Mohrkirch-Osterholz Suizid.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik (= Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte. Band 6). Synchron, Heidelberg 2004, ISBN 3-935025-68-8, S. 78–79.
  • Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer. 3. Auflage. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-10-039306-6.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich – Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 268–269.
  • Karl-Werner Ratschko: Drei Kieler Medizinprofessoren im „Dritten Reich“, Ernst Holzlöhner, Hans Gerhard Creutzfeldt und Enno Freerksen. In: Christoph Cornelißen, Carsten Mish (Hrsg.): Wissenschaft an der Grenze, Die Universität Kiel im Nationalsozialismus. Klartext, Essen 2009, ISBN 978-3-8375-0240-4, S. 135–150.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ernst August Leopold Holzlöhner. In: Kieler Gelehrtenverzeichnis. Abgerufen am 13. April 2022.
  2. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/16751462
  3. Laborjournal online: Was geschah in Sudelfeld? (Memento vom 21. Oktober 2007 im Internet Archive)
    Ernst Klee: Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer. 3. Auflage. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1997, S. 231f.
  4. Ludwig Eiber, Robert Sigel: Dachauer Prozesse: NS-Verbrechen vor amerikanischen Militärgerichten in Dachau 1945–1948. Verfahren, Ergebnisse, Nachwirkungen. Wallstein Verlag, 2007, S. 143.
  5. KZ Dachau - Die “Mörderschule der SS”. auf: stern.de