Ernst Nickel

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Ernst Nickel (geboren 13. Juni 1902 in Potsdam; gestorben 12. November 1989 in Berlin-Friedrichshain) war ein deutscher Archäologe.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ernst Nickel war ein Sohn des Ernst Gottfried Heinrich Nickel. Er besuchte die Volks- und Mittelschule in Potsdam, Essen und Posen und absolvierte eine Ausbildung zum Lehrer an der Präparandenanstalt in Schönlanke und am Lehrerseminar Cammin. Er machte 1924/25 eine Schriftsetzerlehre, besuchte 1923 bis 1928 die Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Stettin und das Staatliche Berufspädagogische Institut in Berlin und machte 1928 eine Gewerbelehrerprüfung für das Kunstgewerbe. Ab 1930 studierte Nickel an der Universität Berlin und wurde 1938 bei Hans Reinerth mit einer Dissertation zur Jungsteinzeit promoviert. Er war danach bei Reinerth im Amt Vorgeschichte des Amts Rosenberg in der Dienststellung eines Reichsstellenleiters der NSDAP beschäftigt.[1] Schon während der deutschen Eroberung Polens wurde Nickel noch im September 1939 nach Posen abgeordnet, um dort die Leitung der prähistorischen Abteilung des Posener Museums zu übernehmen. Er raubte die private Fachbibliothek des untergetauchten polnischen Archäologen Józef Kostrzewski, musste aber schon vor Ende 1939 gegenüber Himmlers SS-Ahnenerbe das Feld räumen, das sich im Warthegau in der Konkurrenz zum Amt Rosenberg durchsetzen konnte.[2]

Ob Nickel später, bis Kriegsende, Referent bzw. Direktor an der Reichsanstalt für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht war, so Jonas Beran in der postumen Kurzbiografie im Magdeburger Biographischen Lexikon, und damit dem Reichserziehungsministerium unterstand, ist unklar, dem widerspricht, dass er, laut Ekkehard Henschke, im Februar 1944 ein Dienstschreiben über sein Arbeitsverhältnis von der Parteikanzlei erhielt.[3]

Nach Ende des Krieges ging Nickel nach Magdeburg, um die Reste der Magdeburger Vorgeschichtssammlung zu inventarisieren. Er war von 1948 bis 1967 Leiter der Ausgrabungen in der kriegszerstörten mittelalterlichen Altstadt Magdeburgs und leitete die hierfür eingerichtete Zweigstelle des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Akademie der Wissenschaft zu Berlin. Nickel erforschte den Alten Markt und identifizierte auf dem Domplatz Grundmauern des Pfalzpalastes Ottos des Großen.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Steinwerkzeuge der jüngeren Steinzeit, Bronze- und Eisenzeit östlich der Elbe. Die undurchlochten Steinwerkzeuge. Berlin, Univ., Dissertation 1938
  • Ein mittelalterlicher Hallenbau am Alten Markt in Magdeburg. Akademie Verlag, Berlin 1960
  • Der “Alte Markt” in Magdeburg. Akademie Verlag, Berlin 1964.
  • Magdeburg in karolingisch-ottonischer Zeit, in: Zeitschrift für Archäologie 7, 1973, S. 102–142.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jan Filip: Enzyklopädisches Handbuch zur Ur- und Frühgeschichte Europas = Manuel encyclopédique de préhistoire et protohistoire européennes. Academia, Prag 1969, S. 899.
  • Achim Leube: Prähistorie zwischen Kaiserreich und wiedervereinigtem Deutschland. Bonn 2010, S. 109–111.
  • Andrzej Prinke: O ironii historii – dr Nickel w Poznaniu, in: Archeologia Żywa 53, 2011, S. 56–59 (Digitalisat).
  • Ekkehard Henschke: Rosenbergs Elite und ihr Nachleben. Akademiker im Dritten Reich und nach 1945. Böhlau, Köln 2020, S. 66; S. 256 Anm. 357.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ekkehard Henschke: Rosenbergs Elite und ihr Nachleben, 2022, S. 66, S. 255f.
  2. Karin Reichenbach: Die Vor- und Frühgeschichte im „Reichsgau Wartheland“ und die Ausgrabungen des SS-„Ahnenerbe“ in Biskupin, in: Simone Kahlow, Judith Schachtmann, Cathrin Hähn (Hrsg.): Grenzen überwinden. Archäologie zwischen Disziplin und Disziplinen. Festschrift für Uta Halle zum 65. Geburtstag. VML Verlag Marie Leidorf, Rahden/Westf. 2021, S. 149 (Digitalisat). Reichenbach zitiert Jarmila Kaczmarek: Organizacja badań i ochrony zabytków archeologicznych w Poznaniu (1720-1958). Posen: Wydawnictwo "Reprint", 1996.
  3. Ekkehard Henschke: Rosenbergs Elite und ihr Nachleben, 2022, S. 256.