Erzbistum Riga

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Erzbistum Riga

Karte Erzbistum Riga
Basisdaten
Staat Lettland
Diözesanbischof Zbigņev Stankevičs
Weihbischof Andris Kravalis
Emeritierter Diözesanbischof Jānis Kardinal Pujats
Gründung 25. Oktober 1923
Fläche 23.587 km²
Pfarreien 65 (2020 / AP 2021)
Einwohner 1.182.100 (2020 / AP 2021)
Katholiken 207.560 (2020 / AP 2021)
Anteil 17,6 %
Diözesanpriester 46 (2020 / AP 2021)
Ordenspriester 12 (2020 / AP 2021)
Katholiken je Priester 3579
Ständige Diakone 3 (2020 / AP 2021)
Ordensbrüder 14 (2020 / AP 2021)
Ordensschwestern 60 (2020 / AP 2021)
Ritus Römischer Ritus
Liturgiesprache Lettisch
Kathedrale St.-Jakobs-Kathedrale
Anschrift Maza Pils iela 2/a
1050 Riga, Latvia
Website Rīgas arhidiecēze
Suffraganbistümer Jelgava
Liepāja
Rēzekne-Aglona
Kirchenprovinz
Karte der Kirchenprovinz {{{Kirchenprovinz}}}

heutige Ausdehnung; aber im Mittelalter der gesamte Deutschordensstaat östlich der Weichsel

Das Erzbistum Riga (lateinisch Archidioecesis Rigensis, lettisch Rīgas arhidiecēze) ist ein Erzbistum der Römisch-katholischen Kirche in Lettland mit Sitz in Riga.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage des Bistums im Deutschordensstaat um 1410

Albrecht von Buxthoeven, der 1198 als Kanonikus vom Bremer Bischof zum Bischof von Livland ernannt worden war, traf dort Mitte 1200 mit Kaufleuten, Missionaren und einem Pilgerheer, gestützt durch eine von Papst Innozenz III. ausgestellte Kreuzzugsbulle, in der Dünamündung ein.[1] Zwanzig Kilometer von dieser entfernt gründete er 1201 die Stadt Riga und verlegte den Bischofssitz von Üxküll dorthin.[2] Von diesem Zeitpunkt an hatte er den Titel des Bischofs von Riga inne. Bei seiner Mission konnte Albert an die von Meinhard von Segeberg geleistete Vorarbeit anknüpfen. Er errichtete 1201 in Riga einen festen Bischofssitz und ein Domkapitel, für das er Prämonstratenser wählte[3]. Der von ihm 1202 initiierte Schwertbrüderorden wurde allerdings zur Konkurrenz um die Vormachtstellung in Livland.[4] 1207 erklärte der deutsch-römische König Philipp von Schwaben das Bistum zusammen mit der Terra Mariana zum Reichslehen, aber 1215 wurde die Terra Mariana Lehen des Heiligen Stuhls. Allerdings erneuerte Kaiser Friedrich II. das Reichslehen für das Bistum und dehnte es auf Lettgallen aus, als Waldemar II. von Dänemark, der auf Bitten des Lealer Bischofs Theoderich von Treyden 1219 Estland erobert hatte, seine Macht auf ganz Livland ausdehnen wollte. 1255 wurde Riga zum Erzbistum, dem die Bistümer Dorpat, Ermland, Kulm, Kurland, Ösel-Wiek, Pomesanien und Samland als Suffraganbistümer unterstellt waren. Das Bistum Reval (heute Tallinn) blieb bis 1374 dem Erzbistum Lund unterstellt.

Historisches Wappen des Erzbistums

Das Bistum besaß ein ansehnliches geistliches Territorium, in welchem der Bischof bzw. Erzbischof zugleich Landesherr war. Ab 1237 wurde das Territorium vom Livländischen Orden erobert,[5] das Erzbistum behielt aber seine geistliche Autonomie.

Später wurden auch das Domkapitel und der Bischofssitz dem Deutschen Orden inkorporiert.

Nach 1563 wurde das römisch-katholische Erzbistum im Verlaufe der Reformation evangelisch-lutherisch.[6] Es existiert in dieser Form fort.

Das Wappen des historischen Erzbistums Riga zeigte Krummstab und Stab mit Kleekreuz besteckt, schräg gekreuzt gold in rot.

Neugründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St.-Jakobs-Kathedrale in Riga

Das heutige katholische Erzbistum Riga steht nicht in der Tradition des mittelalterlichen.

Am 29. September 1918, noch bevor die Republik Lettland ihre Unabhängigkeit erklärte, wurde ein neues römisch-katholisches Bistum Riga aus dem Erzbistum Mahiljou heraus errichtet.[7] Erster Bischof war der baltische Adelige Eduard Graf O’Rourke (1918–1920). Das Bistum Riga umfasste zunächst nur die Landesteile Vidzeme (Livland) und Latgale (Lettgallen).[8]

Am 19. August 1920 wurden auch die bis dato unter der Verwaltung des Bistums Kaunas stehenden Landesteile Kurzeme (Kurland) und Zemgale (Semgallen) dem Bistum Riga zugeschlagen.[9] Damit waren die kirchlichen Strukturen den Staatsgrenzen Lettlands angepasst.

Aufgrund des am 30. Mai 1922 zwischen der Republik Lettland und dem Heiligen Stuhl geschlossenen Konkordates und eines am 23. April 1923 von der Saeima verabschiedeten Gesetzes wurde die bis dahin evangelisch-lutherische St.-Jakobs-Kirche in Riga den Katholiken überlassen und zur Kathedrale des Bistums Riga.[10] Daraufhin wurde das Bistum Riga am 25. Oktober 1923 zum Erzbistum erhoben.[11]

1937 wurde im südlichen und westlichen Territorium das Bistum Liepāja gegründet, von dem 1995 das südliche Territorium als Bistum Jelgava abgetrennt wurde. Im gleichen Jahr entstand auch das Bistum Rēzekne-Aglona durch Abtrennung des östlichen Teils des Erzbistums. Alle drei Diözesen sind Suffraganbistümer des Erzbistums Riga. Das heutige Territorium entspricht der lettischen Region Vidzeme bzw. Zentral-Livland.

Heute umfasst das Erzbistum eine Fläche von 23.587 km². Seit den 1990er Jahren nimmt die Zahl der Katholiken zu. Im Jahre 2015 zählte das Erzbistum Riga rund 223.000 Katholiken, das sind etwa 18 % der Bevölkerung. Entsprechend stieg die Zahl der Priester, Ordensleute und Pfarreien.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eva Eihmane: Rīgas arhibīskapa un Vācu ordeņa cīņas par varu viduslaiku Livonijā. LU Akadēmiskais Apgāds, Riga 2012, ISBN 978-9984-45-467-2 (lettisch, Übersetzung des Titels: Der Erzbischof von Riga und der Deutsche Orden kämpfen um die Macht im mittelalterlichen Livland).
  • Mario Glauert: Die Bindung des Domkapitels von Riga an die Regel des Deutschen Ordens. In: Radosław Biskup, Mario Glauert (Hrsg.): Die Domkapitel des Deutschen Ordens in Preußen und Livland. Aschendorff, Münster 2004, ISBN 3-402-00541-7, S. 269–316.
  • H. Grote: Erzbischöfe von Riga. In: Stammtafeln. Leipzig 1877.
  • Manfred Hellmann: Livland und das Reich. Das Problem ihrer gegenseitigen Beziehungen. In: Bayerische Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte. Jahrgang 1989, Heft 6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Erzbistum Riga – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Gisela Gnegel-Waitschies: Bischof Albert von Riga. Ein Bremer Domherr als Kirchenfürst im Osten (1199–1229). Nord- und osteuropäische Geschichtsstudien. Bd. 2. Hamburg 1958. S. 56.
  2. Vgl. Hellmann: Albert I., Sp. 285f.
  3. Franz Winter: Die Prämonstratenser des 12. Jahrhunderts und ihre Bedeutung für das nordöstliche Deutschland. Berlin 1865, S. 225–227.
  4. Vgl. Friedrich Benninghoven: Der Orden der Schwertbrüder. Fratres milicie Christi de Livonia. Böhlau, Köln 1965.
  5. Eva Eihmane: Rīgas arhibīskapa un Vācu ordeņa cīņas par varu viduslaiku Livonijā. LU Akadēmiskais Apgāds, Riga 2012, S. 12.
  6. Madis Maasing: Die Reformationsversuche im Erzbistum Riga in den 1540er und 1560er Jahren. In: Radosław Biskup, Johannes Götz, Andrzej Radzimiński (Hrsg.): Die Kirche im mittelalterlichen Livland. Wydawnictwo Naukowe Uniwersytetu Mikołaja Kopernika, Toruń 2019, S. 245–272.
  7. Acta Apostolicae Sedis, Jg. 1918, S. 452.
  8. Ernst Benz: Die römisch-katholische Kirche in Lettland 1918–1940. In: Boris Meissner, Dietrich André Loeber, Detlef Henning (Hg.): Die deutsche Volksgruppe in Lettland während der Zwischenkriegszeit und aktuelle Fragen des deutsch-lettischen Verhältnisses. Bibliotheca Baltica, Tallinn 2000, S. 162–174, hier S. 165.
  9. Ernst Benz: Die römisch-katholische Kirche in Lettland 1918–1940. In: Boris Meissner, Dietrich André Loeber, Detlef Henning (Hg.): Die deutsche Volksgruppe in Lettland während der Zwischenkriegszeit und aktuelle Fragen des deutsch-lettischen Verhältnisses. Bibliotheca Baltica, Tallinn 2000, S. 162–174, hier S. 166.
  10. Ernst Benz: Die römisch-katholische Kirche in Lettland 1918–1940. In: Boris Meissner, Dietrich André Loeber, Detlef Henning (Hg.): Die deutsche Volksgruppe in Lettland während der Zwischenkriegszeit und aktuelle Fragen des deutsch-lettischen Verhältnisses. Bibliotheca Baltica, Tallinn 2000, S. 162–174, hier S. 168.
  11. Rigensis erectionis in Archiepiscopatum Decretum. In: Acta Apostolicae Sedis, Jg. 1923, S. 585–586.