Ethoxyquin

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Strukturformel
Strukturformel von Ethoxyquin
Allgemeines
Name Ethoxyquin
Andere Namen
Summenformel C14H19NO
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 91-53-2
EG-Nummer 202-075-7
ECHA-InfoCard 100.001.887
PubChem 3293
ChemSpider 3177
Wikidata Q1657816
Eigenschaften
Molare Masse 217,31 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Dichte

1,03 g·cm−3 (20 °C)[2]

Siedepunkt

zersetzt sich ab 150 °C[3]

Löslichkeit

praktisch unlöslich in Wasser (60 mg·l−1 bei 20 °C)[3]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[5] ggf. erweitert[4]
Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 302
P: 301+312+330[4]
Toxikologische Daten

1726 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[3]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Ethoxyquin (EQ) ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Chinoline, die als Antioxidans Verwendung findet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ethoxyquin wurde 1921 von Emil Knoevenagel entdeckt[6] und 1959 vom damaligen Chemiekonzern Monsanto unter dem Markennamen Santoquin als Alterungsschutzmittel für Gummi auf den Markt gebracht. Seit den 1960ern wird es auch zur Futtermittel-Konservierung eingesetzt.[7]

Gewinnung und Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ethoxyquin wird ausgehend von p-Chlornitrobenzol und Natriumethanolat gewonnen. Deren Produkt wird zu p-Phenetidin hydriert, welches mit Aceton zu Ethoxyquin reagiert.[8]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ethoxyquin ist ein Antioxidans, es verhindert die Lipidperoxidation[9] und verzögert die Oxidation von lipophilen Vitaminen (Carotine, Xanthophylle, Vitamin A und Vitamin E).[10]

Es wird in großem Umfang zur Konservierung von Fischmehl (v. A. Futter für Fischfarmen) verwendet.[11] Vor seinem Verbot als Pflanzenschutzmittel wurde Ethoxyquin auch als Nacherntebehandlung gegen Schalenbräune bei Äpfeln eingesetzt.

Fischmehl neigt zur Selbstentzündung während des Transports.[12] Um das zu verhindern, wird dem Fischmehl bereits im Herkunftsland Ethoxyquin zugesetzt. Die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) schreibt einen Gehalt von mindestens 100 mg/kg während des Seetransports vor.[13]

Ende 2016 veröffentlichte die Umweltorganisation Greenpeace eine Untersuchung von 54 Fischprodukten (z. B. Lachs, Forelle, Dorade, Wolfsbarsch) auf das Vorhandensein von Ethoxyquin. In allen 38 Speisefischen aus konventioneller Aquakultur wurde Ethoxyquin nachgewiesen. In 32 Proben der konventionellen Zuchtfische lag die Ethoxyquin-Belastung bei über 50 µg/kg (Ethoxyquin-Grenzwert für Fleisch). Den mit 881 µg/kg höchsten Messwert wies ein Lachsprodukt aus norwegischer Aquakultur auf (Angaben jeweils Summe aus Ethoxyquin und dem Abbauprodukt Ethoxyquin-Dimer).[14] In der EU gibt es keinen Grenzwert für Ethoxyquin in Fisch.[15] 2017 hat das Kantonslabor Genf für die Konsumentensendung «A Bon Entendeur» 18 Proben von Zuchtlachsen aus Schweizer Läden untersucht. In 15 wurden Ethoxyquine oder deren Abbauprodukte nachgewiesen. In 2 wurden hohe Konzentrationen von über 1000 µg/kg gefunden. Lediglich in einer Probe wurde kein Ethoxyquin nachgewiesen.[16]

Umweltverhalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ethoxyquin-Dimer

Vor allem das oxidative Abbauprodukt Ethoxyquin-Dimer reichert sich in Fischgewebe an;[17] auch eine Anreicherung im menschlichen Fettgewebe und in Muttermilch wurde bereits nachgewiesen.[18]

Zulassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ethoxyquin ist in Deutschland als Futtermittelzusatzstoff (E 324) zugelassen.[19] In Biozuchten in der EU und der Schweiz ist der Einsatz hingegen verboten.[16]

Als Pflanzenschutzmittel ist es in der europäischen Union seit 2011 nicht mehr zugelassen, da es nicht in den Anhang I der Richtlinie 91/414/EWG aufgenommen wurde.[20] Auch in der Schweiz sind keine Pflanzenschutzmittel mit diesem Wirkstoff zugelassen.[21]

Laut einer Pressemitteilung der EFSA vom 18. November 2015 kann aufgrund eines „generellen Mangels an Daten“ keine abschließende Sicherheitsbewertung der Substanz stattfinden.[22] Im Sommer 2017 hat die EU entschieden, die Verwendung von Ethoxyquinen zu verbieten, falls kein Nachweis erbracht wird, dass die Stoffe für den Konsumenten unbedenklich sind. Gelingt dieser Nachweis der Industrie nicht, ist der Einsatz ab 2020 verboten. Bis dahin sollte Ersatz gefunden werden, der sowohl effektiv als auch sicher ist.[16]

Handelsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Santoquin, Stop-Scald

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Register of Feed Additives pursuant to Regulation (EC) No 1831/2003. (PDF) Annex I: List of additives. In: Europäische Kommission. European Union, 2021, S. 94, abgerufen am 21. November 2021.
  2. Datenblatt Ethoxyquin bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 20. Mai 2017 (PDF).
  3. a b c Eintrag zu Ethoxyquin in der Pesticide Properties DataBase (PPDB) der University of Hertfordshire, abgerufen am 17. Juni 2014.
  4. a b Eintrag zu Ethoxychin in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 20. November 2022. (JavaScript erforderlich)
  5. Eintrag zu Ethoxyquin im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. August 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  6. E. Knoevenagel: Zur Kenntnis der Keton-anile, I.: Darstellung aliphatischer Keton-anile und alkalische Spaltung von Keton-anil-Jodalkylaten. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft (A and B Series). Band 54, Nr. 8, 17. September 1921, S. 1722–1730, doi:10.1002/cber.19210540807.
  7. Janusz Skolimowski, Aleksandra Augustyniak, Alina Błaszczyk: Ethoxyquin: An Antioxidant Used in Animal Feed. 2013, abgerufen am 5. Juni 2019 (englisch).
  8. Thomas A. Unger: Pesticide Synthesis Handbook. William Andrew, 1996, ISBN 0-8155-1853-6, S. 586 (englisch, Vorschau).
  9. Alina Błaszczyk, Aleksandra Augustyniak, Janusz Skolimowski: Ethoxyquin. An Antioxidant Used in Animal Feed. In: International Journal of Food Science. Nr. 585931, 2013, S. 12, doi:10.1155/2013/585931 (englisch, hindawi.com [PDF]).
  10. Stabilizing Rendered Ingredients, Animal Feed and Pet Food
  11. Edelfisch oder Ekelfisch? – Lachs in der Massentierhaltung (Memento vom 21. Dezember 2016 im Internet Archive), Manuskript zu einer Frontal21-Sendung vom 5. August 2014.
  12. Fishmeal, Eintrag auf CargoHandbook.com
  13. Gretel Bescoby (IFFO): Ethoxyquin in fishmeal – does it have a future? (Memento vom 26. Februar 2017 im Internet Archive)
  14. Ethoxyquin: Verbotenes Pflanzenschutzmittel in Speisefisch. Abgerufen am 7. Januar 2020.
  15. Ethoxyquin: Chemie in Speisefisch. Wie verbotenes Pflanzenschutzmittel in Aquakulturen landet. Greenpeace, 16. Dezember 2016.
    Laborergebnisse in der Übersicht
  16. a b c Fischfutter mit Pestizid: Noch immer Ethoxyquin in fast allen Zuchtlachsen In: srf.ch, 19. Dezember 2017, abgerufen am 19. Dezember 2017.
  17. Victoria J. Berdikova Bohne, Anne-Katrine Lundebye, Kristin Hamre: Accumulation and depuration of the synthetic antioxidant ethoxyquin in the muscle of Atlantic salmon (Salmo salar L.). In: Food and Chemical Toxicology. Band 46, Nr. 5, Mai 2008, S. 1834, doi:10.1016/j.fct.2008.01.028 (englisch).
  18. Ethoxyquin – Zusammenarbeit mit dem ZDF. In: GALAB. 24. August 2015, abgerufen am 6. Juni 2019.
  19. bvl.bund.de: ist seit der DVO (EU) Nr.: 2017/962 Jedoch vom Markt genommen. Stoffe mit antioxidierender Wirkung
  20. Beschluss der Kommission vom 3. März 2011 über die Nichtaufnahme von Ethoxyquin in Anhang I der Richtlinie 91/414/EWG des Rates und zur Änderung der Entscheidung 2008/941/EG der Kommission
  21. Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission: Eintrag zu Ethoxyquin in der EU-Pestiziddatenbank; Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz, Österreichs und Deutschlands, abgerufen am 26. März 2016.
  22. Pressemitteilung der EFSA vom 18. November 2015: Ethoxyquin: Sicherheitsbewertung der EFSA ohne Ergebnis