Eugen Wipf

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Eugen Wipf (* 12. Dezember 1916[1] in Dorf am Irchel, Kanton Zürich;[2]31. August 1948 in Zürich)[2] war ein Schweizer Funktionshäftling im SS-Sonderlager Hinzert.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dezember 1916 wurde Wipf als Sohn eines Kleinbauern in der Gemeinde Dorf am Irchel geboren.[3] Nach zwei Jahren Sekundarschule war er im Kanton Neuenburg als Stallknecht tätig.[4] Danach begann er im Alter von 16,5 Jahren eine Lehre zum Schmied,[3] brach diese jedoch ab. Wipf schlug sich nun als Handlanger durch.[5] Nach seiner Militärdienstzeit trat er 1936 in den Grenzschutz ein und wurde später wegen Trunkenheit in Arrest genommen. Er konnte aus der Haft entweichen und passierte nach Beginn des Zweiten Weltkrieges im August 1940 die Schweizer Grenze zum Deutschen Reich.

Nachdem Wipf mehrmals straffällig geworden war, wurde er im November 1941 als „unerwünschter Ausländer und Asozialer“ im SS-Sonderlager Hinzert im Hunsrück interniert. Dort wurde er im Januar 1942 von der Lagerleitung als Stubenältester eingesetzt. Von Herbst 1943 bis zum 6. Juni 1944 war er Oberkapo.[6] Danach wurde er in die Waffen-SS zur SS-Sondereinheit Dirlewanger übernommen[7], wo er den Rang eines Unterscharführers erreichte.

Kurz vor Kriegsende wurde er beim Grenzübertritt in die Schweiz im Mai 1945 festgenommen und später inhaftiert. Für mehrere Morde und Gewalttaten gegen Häftlinge verantwortlich gemacht, wurde er von einem Zürcher Schwurgericht am 6. Juli 1948[2] zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe, abzüglich 331 Tage Untersuchungshaft, und zu 8 Jahren Ehrverlust verurteilt.[8] Wipf starb kurz nach der Urteilsverkündung im Universitätsspital Zürich.[2] Todesursache war eine Blutkrankheit.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Linus Reichlin: Kriegsverbrecher Wipf, Eugen. Schweizer in der Waffen-SS, in deutschen Fabriken und an den Schreibtischen des Dritten Reiches. Weltwoche, Zürich 1994, ISBN 3-85504-155-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vincenz Oertle: Endstation Algerien: Schweizer Fremdenlegionäre: dreizehn Lebensbilder der 1950er Jahre (2007)
  2. a b c d Albert Pütz: Das SS-Sonderlager/KZ Hinzert 1940–1945: das Anklageverfahren gegen Paul Sporrenberg: eine juristische Dokumentation. 1998, S. 116.
  3. a b Albert Pütz: Das SS-Sonderlager/KZ Hinzert 1940–1945: das Anklageverfahren gegen Paul Sporrenberg: eine juristische Dokumentation. 1998, S. 114.
  4. Vincenz Oertle: „Sollte ich aus Russland nicht zurückkehren …“: Schweizer Freiwillige an deutscher Seite 1939–1945: eine Quellensuche. 1997, S. 346.
  5. Linus Reichlin: Kriegsverbrecher Wipf, Eugen. Schweizer in der Waffen-SS, in deutschen Fabriken und an den Schreibtischen des Dritten Reiches. 1994, S. 7.
  6. Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 5: Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-52965-8.
  7. Vincenz Oertle: „Sollte ich aus Russland nicht zurückkehren …“: Schweizer Freiwillige an deutscher Seite 1939–1945: eine Quellensuche, 1997.
  8. Wolfgang Benz, Barbara Distel, Angelika Königseder, Verena Walter: Terror im Westen: nationalsozialistische Lager in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg 1940–1945. Metropol, Berlin 2004, ISBN 3-936411-53-0.