Fidor Bank

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  Fidor Bank AG
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Staat Deutschland Deutschland
Sitz München
Rechtsform Aktiengesellschaft
Bankleitzahl 700 222 00[1]
BIC FDDO DEMM XXX[1]
Gründung 2009
Website www.fidor.de
GeschäftsdatenVorlage:Infobox Kreditinstitut/Wartung/Daten veraltetVorlage:Infobox Kreditinstitut/Wartung/Jahr fehlt
Mitarbeiter 117
Leitung
Vorstand Laurent Poiron (CEO), Pascal Cirelli (CRO)[2]
Aufsichtsrat Jean-Yves Forel[2]

Die Fidor Bank AG i. L. war eine Direktbank mit Sitz in München, die ihren Geschäftsbetrieb Ende 2023 eingestellt hat.[3] Zu den Geschäftsfeldern gehörten das klassische Bankgeschäft mit Privatkunden (Business-to-Consumer). Geschäftskunden (Business-to-Business), denen im Rahmen von „Banking-as-a-Service“ die Nutzung der Fidor-Plattform, diverse Prozesse und eine Banklizenz angeboten werden, was über die Tochtergesellschaft Fidor Solutions AG abgewickelt wird.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2003 gründete der ehemalige Vorstandschef der Direkt Anlage Bank, Matthias Kröner, zusammen mit dem ehemaligen Privatkundenvorstand der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank, Martin Kölsch, die Kölsch Kröner & Co. AG.[5]

Im Jahr 2006 erfolgte zunächst die Umfirmierung auf den Namen Fidor AG und später auf Fidor Bank AG.[6] Der Name Fidor leitet sich dabei aus dem Lateinischen ab und kann mit „mir wird vertraut“ übersetzt werden.[5] Entstanden im Kontext der Finanzkrise, wollte die Fidor Bank der etablierten Bankenbranche das neue Konzept einer digitalen Community-Bank, die über die sozialen Medien stark mit ihrer Klientel interagiert und deren Anregungen aufnimmt und umsetzt, entgegenstellen.[7]

Im Mai 2009 wurde der Fidor Bank durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine Vollbanklizenz gemäß § 32 des Kreditwesengesetzes erteilt.[8]

Im Jahr 2016 übernahm die französische Bankengruppe BPCE die Fidor Bank für rund 100 Mio. Euro.[9][10] Damit wollte die BPCE ihre digitale Transformation vorantreiben und mit ihrem Privatkundengeschäft in Europa zu expandieren.[11] Mit dem gewonnenen Kapital wollte die Fidor Bank AG weiter wachsen, insbesondere im Ausland.[12]

Im Herbst 2018 wurde bekannt, dass die Bankengruppe BPCE den Verkauf erwägt.[13] Nachdem die Verhandlungen über mehrere Monate nur schleppend verlaufen waren, erklärte Matthias Kröner im April 2019 „in beiderseitigem Einvernehmen“ seinen Rücktritt als CEO.[9] Seine Nachfolge trat im Juli desselben Jahres Boris Joseph an.[2] Ende 2020 wurde die Softwaretochter Fidor Solutions an Sopra Steria verkauft. Das Privat- und Firmenkundengeschäft sollte der US-Finanzinvestor Ripplewood übernehmen.[14] Es war geplant, den Kauf im Lauf des Jahres 2022 abzuschließen.[15] Nach dem Scheitern der Verhandlungen gab BPCE bekannt, das Kundengeschäft einzustellen und die Fidor Bank AG bis Mitte 2024 zu liquidieren.[16][17]

Im Dezember 2022 verhängte die BaFin eine Geldbuße in Höhe von über 3,75 Millionen Euro gegen die Fidor Bank wegen Verstoßes gegen das Geldwäschegesetz.[18]

Im Mai 2023 wurde angekündigt, das Bankgeschäft am 20. Juli 2023 vollständig einzustellen.[3] Die Kunden wurden aufgefordert, bis zu diesem Termin alle Einlagen auf andere Konten zu überweisen.

Produkte und Dienstleistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im März des Jahres 2010 begann die Bank ihr Kontoangebot für Privat- und Geschäftskunden. Das Smart-Girokonto ergänzte das klassische Kontoangebot mit Internet-Payment, bargeldlosem Zahlen via Apple Pay und weiteren Banking-Angeboten: Neben Sparbrief, Kreditkarte, Ratenkredit und Anlagen in Fremdwährungen war auch Handel mit Kryptowährungen wie dem Bitcoin möglich. Über die eigene Fidor-Online-Community war Kommunikation der Kunden untereinander und mit Bankmitarbeitern möglich. Im letzten Quartal 2015 brachte die Bank eine PayPass-fähige Debitkarte von MasterCard auf den Markt sowie eine hochgeprägte Kombikarte, die MasterCard, Maestro-Card und PayPass in einer Karte vereinte.

Das Angebot an Geschäftskunden umfasste Geschäftskonto, PrePaid-Kreditkarte und Finanzierungsprodukte. Kontonutzer konnten aus Crowdfinanzierungsangeboten für Unternehmen oder einzelne Projekte wählen. Die insbesondere für Geschäftskunden wichtige HBCI-Funktionalität wurde nicht angeboten. Fidor arbeitete mit Handelsplattformen für Kryptowährungen zusammen, wie bitcoin.de oder kraken.com.[19]

Am 12. Mai 2016 gab die Telefónica Deutschland Holding ihre Partnerschaft mit der Fidor Bank bekannt, um ihren Kunden ein Smartphone-Konto anzubieten.[20] Das Angebot namens „O2 Banking“ konnte per Videochat eröffnet werden.[21] Die mobile Banking-App war dabei seit Juli 2016 für Android und iOS abrufbar,[22] damit Nutzer auf ihr Girokonto zugreifen konnten. Diese unterstützte dabei zum Beispiel Apple Pay und bot Sicherheitsfeatures wie Push-Benachrichtigung für Echtzeitüberweisung an. Für die Nutzung der Debit Mastercard erhielten O2-Kunden Highspeed-Datenvolumen als Bonus. Das Bankkonto inklusive Debit Mastercard war kostenlos.[23] Ab dem 1. November 2019 erhob die Fidor Bank ein monatliches Kontoführungsentgelt. Kunden, die mehr als zehn Transaktionen pro Kalendermonat ausführten, erhielten einen Aktivitätsbonus in Höhe des Entgelts gutgeschrieben.[24] Am 30. April 2020 wurde bekannt gegeben, dass Telefónica die Partnerschaft mit Fidor beendet und „O2 Banking“ mit der Comdirect Bank fortführt.[25][26]

Die Fidor Bank wurde mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter als einer von 542 Innovatoren des Jahres 2019 durch das Wirtschaftsmagazin brand eins.[27][28]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Stammdaten des Kreditinstitutes bei der Deutschen Bundesbank
  2. a b c Impressum – Fidor Bank. In: fidor.de. Abgerufen am 20. November 2019.
  3. a b Christian Kirchner: Fidor startet Liquidation. Kunden sollen via Check24 vermittelt werden. In: finanz-szene.de. 9. Februar 2023, abgerufen am 15. Februar 2023.
  4. Fidor Gruppe zieht Bilanz: 10 Jahre Banklizenz – 10 Jahre Innovationsführerschaft und Wachstum. (PDF; 233 KB) Presseinformation. In: fidor.de. 4. März 2019, abgerufen am 28. August 2020.
  5. a b „Das traut sich keiner“. In: Focus Money. Nr. 5, 2010 (Volltext [abgerufen am 15. März 2023]).
  6. Marina Vogt: Fidor Bank – Die Bank der Zukunft? Management Circle, 28. Juni 2016, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  7. Fidor Bank AG: Fidor Gruppe zieht Bilanz: 10 Jahre Banklizenz – 10 Jahre Innovationsführerschaft und Wachstum. (PDF) Fidor Bank AG, 4. März 2019, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  8. Fidor AG erhält Vollbanklizenz. Pressemitteilung der Fidor Bank. In: presseportal.de. 5. Mai 2009, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  9. a b Meike Schreiber: Kröner verlässt die Fidor-Bank. In: Süddeutsche Zeitung. 1. April 2019, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  10. Elisabeth Atzler, Katharina Schneider: Ritterschlag für deutsches Fintech. In: handelsblatt.com. 28. Juli 2016, abgerufen am 8. August 2019 (kostenpflichtig).
  11. Bundesanzeiger. Abgerufen am 30. Oktober 2019.
  12. Anne-Katrin Schade: Französische Großbank schluckt Fintech-Pionier. In: Gründerszene. Business Insider, 29. Juli 2016, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  13. Ann-Sophie Crecelius: Französische Bank BPCE erwägt Verkauf der Internetbank Fidor. In: finance-magazin.de. 1. Oktober 2018, abgerufen am 20. August 2022.
  14. Elisabeth Atzler, Felix Holtermann: Digitalbank: Fidor Bank wird aufgespalten – Finanzinvestor schlägt zum Schnäppchenpreis zu. In: handelsblatt.com. 22. Dezember 2020, abgerufen am 28. Dezember 2020.
  15. Stefan Kroneck: Großbank BPCE will Fidor dieses Jahr loswerden. In: Börsen-Zeitung. 19. April 2022, abgerufen am 20. April 2022.
  16. Christian Kirchner: Verkauf geplatzt? Fidor tilgt Hinweise auf Ripplewood-Deal. In: financefwd.com. 11. Juli 2022, abgerufen am 25. August 2022.
  17. Fidor Bank vor dem Aus. In: boersen-zeitung.de. 10. November 2022, abgerufen am 11. November 2022 (Anmeldung erforderlich).
  18. Fidor Bank AG: BaFin setzt Geldbußen fest. In: bafin.de. 21. Dezember 2022, abgerufen am 23. Januar 2023.
  19. Axel Kannenberg: „Express-Handel“: Bitcoin.de kooperiert mit Onlinebank Fidor. In: heise.de. 23. Februar 2015, abgerufen am 8. Januar 2018.
  20. Girokonten und Onlinebanking: Wo das Girokonto günstig ist – und sicher. In: Stiftung Warentest. 17. August 2020, abgerufen am 13. September 2020.
  21. Megabyte statt Zinsen: Telefónica startet mobiles Bankkonto für O2. In: ariva.de. 12. Mai 2016, abgerufen am 5. April 2019.
  22. Stefanie Seidlitz: Komplett mobiles Bankkonto in Kooperation mit Fidor Bank AG: Telefónica Deutschland startet O2 Banking. In: blog.telefonica.de. 25. Juni 2016, abgerufen am 20. Oktober 2017.
  23. Pressemitteilung Telefónica Deutschland und Fidor Bank AG – o2Banking erhält renommierten Finanz-Award 2019. (PDF; 59,1 KB) In: fidor.de. 11. Juli 2019, abgerufen am 15. August 2020.
  24. Fidor Bank AG passt ihr Gebührenmodell an. (PDF; 83,7 KB) Pressemitteilung. In: fidor.de. 28. August 2019, abgerufen am 30. Oktober 2019.
  25. Alexander Geckeler: Mobiles Bankkonto: O2 Banking startet mit neuem Partner in die Zukunft. Pressemitteilung. 29. April 2020, abgerufen am 30. April 2020.
  26. Axel Kannenberg: Telefónicas „O2 Banking“ wechselt Bankpartner – Kontoumzug nötig. In: heise online. 30. April 2020, abgerufen am 30. April 2020.
  27. Fidor Bank mehrfach ausgezeichnet. Pressemitteilung. In: presseportal.de. Fidor Bank AG, 18. Mai 2017, abgerufen am 12. November 2019.
  28. Ingo Eggert, Christian Laesser: Die innovativsten Unternehmen Deutschlands. In: brandeins.de. 2019, abgerufen am 30. Oktober 2019.

Koordinaten: 48° 8′ 58,5″ N, 11° 33′ 23,5″ O