Flüchtlingskrise im Sudan 2023

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Im April 2023 brach infolge des Sudan-Konflikts in Afrika eine anhaltende Flüchtlingskrise aus. Bis zum 30. April 2023 hatten etwa 50.000 bis 70.000 Menschen das Land verlassen, während über 5 Millionen Menschen innerhalb des Landes vertrieben wurden.[1][2][3] Die Flüchtlinge kamen aus verschiedenen Ländern wie Somalia, Eritrea, Brasilien, den USA, dem Vereinigten Königreich, Kenia und Uganda, darunter Diplomaten und Bürger.[4][5][6][7] Insbesondere Einwohner von Khartum wurden hauptsächlich vertrieben.[8] Am 24. April 2023 meldeten mehrere Länder wie der Tschad und der Südsudan, dass mehrere tausend Zivilisten unter extrem gefährlichen Bedingungen zu Fuß, mit Bussen oder Autos flüchteten.[9]

Flüchtlingskrise im Sudan 2023
Teil der Kämpfe im Sudan 2023
Datum seit 15. April 2023
Ort

Die meisten dieser Zivilisten flohen in das Nachbarland Tschad, wobei die UNO berichtete, dass die meisten von ihnen aus Darfur und Khartum stammten. Tausende andere flüchteten in andere Länder wie Ägypten, Äthiopien oder die Zentralafrikanische Republik. Zwischen dem 24. und 28. April 2023 berichteten The Guardian und die UNO von 20.000 Zivilisten im Tschad, mindestens 10.000 im Südsudan, 14.000 und 25.000 weitere Wartende in Ägypten oder an der Grenze sowie 3.500 bis 4.000 in Äthiopien.[10][11][12][13][14] Aufgrund der zunehmenden Gewalt und einer humanitären Krise, die 16 Millionen Zivilisten im ganzen Land betraf, waren Berichten zufolge viele Menschen im Land gefangen oder vertrieben worden.[15]

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 15. April 2023 griffen die RSF überraschend mehrere Stützpunkte der sudanesischen Armee im ganzen Land an, einschließlich der Hauptstadt Khartum.[16] Um 12:00 Uhr (CAT) verkündeten RSF-Truppen, dass sie den internationalen Flughafen Khartum, den Flughafen Merowe, den Flughafen al-Ubayyid sowie einen Stützpunkt in Soba erobert hatten. Es kam zu Kämpfen zwischen den RSF und den SAF am Präsidentenpalast und in der Residenz von General Burhan, wobei beide Seiten die Kontrolle über die beiden Standorte beanspruchten.

Als Reaktion darauf kündigten die SAF an, alle Flughäfen des Landes zu schließen. Die sudanesische Luftwaffe führte Luftangriffe auf Stellungen der RSF in Khartum durch, und in verschiedenen Teilen der Stadt war Artilleriefeuer zu hören.[17]

Flüchtlinge vor dem Konflikt 2023[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor dem Ausbruch des Konflikts hatten Tausende von sudanesischen Flüchtlingen bereits in vorherigen Konflikten Zuflucht gesucht, insbesondere während der Bürgerkriege und Kriege in Darfur. Infolgedessen befanden sich mindestens 400.000 sudanesische Flüchtlinge jenseits der Grenze des Tschads und Hunderttausende weitere blieben in Nachbarländern wie dem Südsudan und Ägypten zurück.[18][19]

Flüchtlingsbewegungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Binnenvertriebene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 26. April gab die Internationale Organisation für Migration bekannt, dass die Kämpfe im Sudan dazu geführt haben, dass mindestens 75.000 Menschen im Landesinneren vertrieben wurden.[20] Viele Bewohner flohen zu Fuß oder mit Fahrzeugen aus Khartum in sicherere Regionen des Landes.[21] Einige von ihnen hatten mit Schwierigkeiten wie Straßensperren und Raubüberfällen auf dem Weg zu kämpfen.[22] Der Norwegische Flüchtlingsrat berichtete, dass rund 300 Flüchtlinge aus Khartum in den südöstlichen Teil des Landes nach al-Qadarif geflohen sind.[23] Etwa 3.000 Flüchtlinge aus Khartum fanden Zuflucht im Flüchtlingslager Tunaydbah im Osten des Sudan, wo bereits 28.000 äthiopische Flüchtlinge untergebracht sind, während weitere 20.000 nach Wad Madani flohen.[24] Bis zu 30.000 Menschen, hauptsächlich südsudanesische Flüchtlinge, zogen von Khartum in den südlichen Bundesstaat an-Nil al-abyad, der an den Südsudan grenzt. Es wird angenommen, dass bis zu 37.000 Menschen in Nyala, der Hauptstadt von Dschanub Darfur, vertrieben wurden.[20]

Länder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tschad[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 15. April 2023 berichtete der Tschad von Tausenden von Flüchtlingen, die die Grenze zum Sudan überquert hatten, die jetzt geschlossen ist. In den darauffolgenden Tagen verzeichnete die UNO einen massiven Zustrom von Flüchtlingen, hauptsächlich aus Darfur, die bis zum 19. April auf 20.000 Menschen anwuchsen.[25] Die UNO gab später bekannt, dass es den Flüchtlingen an grundlegenden Bedürfnissen wie Nahrung und Unterkunft mangelte. Berichte deuteten auch darauf hin, dass die Mehrheit der Flüchtlinge Frauen und Kinder waren.[26]

Südsudan[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 24. April 2023 wurden im Renk County im Südsudan Tausende von Flüchtlingen gemeldet, die im Land Schutz suchten. Es wird geschätzt, dass sich mindestens 10.000 Menschen unter den Flüchtlingen befinden, vor allem Frauen und Kinder, die unter Mangel an mehreren Grundbedürfnissen leiden.[27] Die Meldungen zählten 6.500 Personen am 22. April, 3.000 am 23. April und mindestens 500 Personen am 24. April. Unter den Flüchtlingen wurden mehrere Südsudanesen, Sudanesen, Ugander, Kenianer, Eritreer und Somalier gemeldet.[28]

Ägypten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 23. April 2023 sind Hunderte von Zivilisten hauptsächlich in Bussen an der ägyptischen Grenze angekommen, wobei die meisten von ihnen Frauen und Kindern waren, die aus kriegszerrütteten Städten geflohen waren. Diese Menschen erhielten Asyl und Ägypten forderte die Zivilbevölkerung auf, entweder zur Evakuierung oder zur Sicherheit seinen Landgrenzübergang in Wadi Halfa oder nach Bur Sudan zu gehen.[29][30] Ägypten gab bekannt, dass 16.000 Menschen, von denen 14.000 Sudanesen waren, aus dem Sudan in das Land eingereist waren, und etwa 10.000 weitere auf der sudanesischen Seite ihrer gemeinsamen Grenze darauf warteten, die Grenze zu überqueren.[31][32] Um den Flüchtlingen zu helfen, wurden zwei Lager eingerichtet, die vom Roten Halbmond betrieben werden.[33]

Andere Länder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insgesamt haben mehr als 5.200 Personen aufgrund der jüngsten Ereignisse Zuflucht in anderen Ländern gesucht. Unter ihnen waren 1.400 türkische Staatsangehörige, die nach Äthiopien flohen.[34] Laut dem International Medical Corps sind etwa 700 Personen in die Zentralafrikanische Republik geflüchtet.[22] Zusätzlich wurden etwa 3.000 Menschen erfolgreich nach Dschibuti evakuiert.[35]

Kontroversen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kritik wurde an den diplomatischen Vertretungen im Sudan geäußert, da sie sudanesischen Visumsantragstellern, deren Pässe während der Evakuierungsbemühungen in den Botschaften zurückgelassen wurden, nur zögerlich Hilfe leisteten und sie daran hinderten, das Land zu verlassen.[36]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mersiha Gadzo,Usaid Siddiqui: Sudan updates: Army says foreign evacuations to begin. Abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).
  2. South Sudan receives about 10,000 refugees fleeing Sudan fighting. In: The Times of India. 24. April 2023, ISSN 0971-8257 (indiatimes.com [abgerufen am 1. Mai 2023]).
  3. James Crisp, Charles Hymas, Ben Butcher: How the Sudan crisis could trigger a new migration wave. In: The Telegraph. 26. April 2023, ISSN 0307-1235 (telegraph.co.uk [abgerufen am 1. Mai 2023]).
  4. Agência: Grupo de brasileiros preso em confrontos usa ônibus de clube para deixar Sudão | O TEMPO. 24. April 2023, abgerufen am 1. Mai 2023 (brasilianisches Portugiesisch).
  5. A. B. C. News: As Sudan cease-fire announced, some Americans still struggling to escape. Abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).
  6. British citizens trapped in Sudan accuse government of abandoning them. 24. April 2023, abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).
  7. Reuters: South Sudan receives about 10,000 refugees fleeing Sudan fighting. In: Reuters. 24. April 2023 (reuters.com [abgerufen am 1. Mai 2023]).
  8. Jason Burke, Zeinab Mohammed Salih, Kaamil Ahmed: Sudan: thousands flee Khartoum as civilian casualties escalate. In: The Guardian. 24. April 2023, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 1. Mai 2023]).
  9. Jason Burke, Zeinab Mohammed Salih, Kaamil Ahmed: Sudan: thousands flee Khartoum as civilian casualties escalate. In: The Guardian. 24. April 2023, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 1. Mai 2023]).
  10. UN says up to 20,000 have fled Sudan fighting to Chad. In: Le Monde.fr. 20. April 2023 (lemonde.fr [abgerufen am 1. Mai 2023]).
  11. Al Jazeera Staff: Sudanese flee to Egypt as Cairo works to avoid ‘refugee crisis’. Abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).
  12. AFP-Agence France Presse: Egypt Says Received 14,000 Sudanese Since Fighting Began. Abgerufen am 1. Mai 2023 (amerikanisches Englisch).
  13. Over 3,500 people have fled Sudan for Ethiopia: UN - War in Sudan - War in Sudan. Abgerufen am 1. Mai 2023.
  14. Sudan ceasefire holds, barely, but there's border chaos as thousands try to flee fighting between generals. Abgerufen am 1. Mai 2023 (amerikanisches Englisch).
  15. Sudan: Clashes between SAF and RSF - Flash Update No. 5 (23 April 2023) [EN/AR] - Sudan | ReliefWeb. Abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).
  16. Sudan: Army and RSF battle over key sites, leaving 56 civilians dead. In: BBC News. 15. April 2023 (bbc.com [abgerufen am 1. Mai 2023]).
  17. Sudan: Army and RSF battle over key sites, leaving 56 civilians dead. In: BBC News. 15. April 2023 (bbc.com [abgerufen am 1. Mai 2023]).
  18. UN says up to 20,000 have fled Sudan fighting for Chad. Abgerufen am 1. Mai 2023 (amerikanisches Englisch).
  19. Violence in Sudan’s Western Darfur forces 2,500 into Chad: UN refugee agency | UN News. 11. August 2020, abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).
  20. a b Usaid Siddiqui,Dalia Hatuqa: Sudan updates: UN warns crisis could reignite Darfur clashes. Abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).
  21. Sudan fighting: Army says foreign nationals to be evacuated. In: BBC News. 22. April 2023 (bbc.com [abgerufen am 1. Mai 2023]).
  22. a b Mersiha Gadzo,Nils Adler: UN chief calls for Eid ceasefire to allow Sudan civilians to flee. Abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).
  23. Usaid Siddiqui,Hamza Mohamed: Internet outage reported across Sudan as deadly fighting persists. Abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).
  24. Arwa Ibrahim,Hamza Mohamed: At least 60 percent of Khartoum health centres shut: WHO. Abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).
  25. Mahamat Ramadane: UN agency in Chad expects more Sudan refugees. In: Reuters. 27. April 2023 (reuters.com [abgerufen am 1. Mai 2023]).
  26. AFP-Agence France Presse: UN Says Up To 20,000 Have Fled Sudan Fighting For Chad. Abgerufen am 1. Mai 2023 (amerikanisches Englisch).
  27. South Sudan receives about 10,000 refugees fleeing Sudan fighting. In: The Times of India. 24. April 2023, ISSN 0971-8257 (indiatimes.com [abgerufen am 1. Mai 2023]).
  28. 10,000 refugees flee to South Sudan as conflict rages. 24. April 2023, abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).
  29. Mai Shams El-Din: Fear and exhaustion: A family's flight from Sudan to Egypt. In: Reuters. 25. April 2023 (reuters.com [abgerufen am 1. Mai 2023]).
  30. Sudan fighting: On a bus to Egypt with Mario the pug. In: BBC News. 25. April 2023 (bbc.com [abgerufen am 1. Mai 2023]).
  31. Mersiha Gadzo,Virginia Pietromarchi: Sudanese army, paramilitary group agree to extend ceasefire. Abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).
  32. Mersiha Gadzo,Virginia Pietromarchi: Sudanese army, paramilitary group agree to extend ceasefire. Abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).
  33. Sudan latest: UK urges extension to ceasefire as deadline nears. Abgerufen am 1. Mai 2023 (britisches Englisch).
  34. Sudan latest: UK urges extension to ceasefire as deadline nears. Abgerufen am 1. Mai 2023 (britisches Englisch).
  35. Mersiha Gadzo,Hafsa Adil: Sudan conflict updates: Battles continuing despite ceasefire. Abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).
  36. Arwa Ibrahim,Mat Nashed: Sudanese stuck as passports locked in abandoned Western embassies. Abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).