Flavia Kleiner

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Flavia Kleiner (2016)
Im Gespräch mit Kathrin Bertschy (2019)

Flavia Kleiner (* 15. Dezember 1990) ist eine Schweizer Politaktivistin.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flavia Kleiner ist das mittlere von drei Kindern einer FDP-Familie: Der Grossvater war Präsident,[1] die Mutter Gemeinderätin der FDP Niederhasli.[2] Kleiner besuchte das Gymnasium an der Kantonsschule Zürcher Unterland in Bülach und begann 2009 ein Studium der Zeitgeschichte und der Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg. 2012/13 studierte sie ein Jahr in Jerusalem.[1] 2016 war sie Masterstudentin und Unterassistentin bei Siegfried Weichlein am Lehrstuhl für Europäische Zeitgeschichte.[3][4] Ihre Freizeit widmet sie klassischer Musik und dem Tanz.[5]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem die SVP am 9. Februar 2014 ihre Volksinitiative «Gegen Masseneinwanderung» gegen bürgerliche und linke Parteien, Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände gewann, gehörte Kleiner zu den Mitgründern der liberalen Gruppe Operation Libero.[6] Nach den Parlamentswahlen 2015, aus denen die SVP als stärkste Partei hervorging, sahen die anderen Parteien sowie die Wirtschaftsverbände den Kampf gegen die SVP-Durchsetzungsinitiative als aussichtslos an,[7] zumal Umfragen der Vorlage 66 Prozent Ja-Stimmen bescheinigten.[6] Kleiner stellte sich mit ihrer Operation Libero an die Spitze eines Komitees aus Nichtregierungsorganisationen und wurde zu einem Gesicht[8] der zivilen Bewegung, die sich gegen die Durchsetzungsinitiative formierte.

Die Ablehnung der Initiative wertete die Süddeutsche Zeitung als eine «kleine Sensation»:[9] Ein heterogenes Bündnis aus der Zivilgesellschaft[10] gewann gegen die SVP, die mehr finanzielle Ressourcen bereitstellte als das gegnerische Komitee.[11]

Damit wurde Flavia Kleiner in der Öffentlichkeit bekannt. Mehrere Parteien bemühten sich um sie,[12] ihr Porträt war auf dem Cover des Magazins abgebildet,[13] und sie stritt in der Fernsehsendung Arena über die Europapolitik der Schweiz.[14]

Einer Partei wollte Kleiner nicht beitreten und sich stattdessen auf die nächsten grossen Abstimmungsschlachten gegen die SVP konzentrieren.[15] Mit Erfolg: 2016 wurde die Revision des Asylgesetzes angenommen.[16] Im November 2018 verwarfen Volk und Stände die Selbstbestimmungsinitiative, die auf eine Kündigung der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) abgezielt hatte.

Am 17. Mai 2020, dem Tag, an dem die gegen die Personenfreizügigkeit gerichtete Begrenzungsinitiative hätte entschieden werden sollen, gab Kleiner bekannt, als Co-Präsidentin zurückzutreten. Sie wolle Operation Libero aber weiterhin unterstützen. Die NZZ am Sonntag schrieb über Kleiners Engagement mit der Operation Libero, sie habe «sechs Abstimmungskämpfe geführt und [sei] sechsmal im Lager der Sieger» gewesen.[17]

Flavia Kleiner ist Mitglied im European Council on Foreign Relations (ECFR).[18][19]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Flavia Kleiner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Flavia Kleiner: «Angst vor den Ängsten der Schweiz». - Tagesgespräch - SRF. In: srf.ch. 17. Oktober 2014, abgerufen am 5. Mai 2020 (Tagesgespräch mit Susanne Brunner auf Radio SRF).
  2. Matthias Daum, Sarah Jäggi, Joel Weibel: Weil es mir Spaß macht! Diese drei jungen Schweizerinnen und Schweizer wollen die Welt verändern. In: Die Zeit. Nr. 51, 15. Dezember 2014 (zeit.de [abgerufen am 5. Mai 2020]).
  3. Universität Freiburg / Philosophische Fakultät : KLEINER. In: lettres.unifr.ch. Archiviert vom Original am 30. Dezember 2017; abgerufen am 5. Mai 2020.
  4. Ehemalige MitarbeiterInnen. In: perso.unifr.ch. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  5. Constantin Seibt: Diese Studentin ist der Albtraum der Schweizer Populisten. In: Die Welt. 27. Februar 2016 (welt.de [abgerufen am 5. Mai 2020]).
  6. a b Hannes Grassegger: Aktivdienst. Wie eine kühne Truppe junger Leute die Durchsetzungsinitiative bekämpfte. In: Das Magazin. Nr. 5, 5. März 2016 (archive.today [abgerufen am 5. Mai 2020]).
  7. Constantin Seibt: Der Albtraum der SVP. Die Liberale Flavia Kleiner ist der Kopf der DSI-Gegenkampagne. In: Tages-Anzeiger. 24. Februar 2016 (tagesanzeiger.ch [abgerufen am 5. Mai 2020]).
  8. Ruedi Studer: Dieses Power-Quartett bodigte die SVP. In: Blick. 29. Februar 2016 (blick.ch [abgerufen am 5. Mai 2020]).
  9. Charlotte Theile: Lernen von den Schweizern. In: Süddeutsche Zeitung. 28. Februar 2016, abgerufen am 1. Januar 2020.
  10. Daniel Foppa: Eine Kampagne schlägt ein. In: Tages-Anzeiger. 28. Februar 2016 (tagesanzeiger.ch, abgerufen am 8. Februar 2015).
  11. DSI: SVP schaltet doppelt soviel Werbung wie die Gegner. In: Tages-Anzeiger. 19. Februar 2016, tagesanzeiger.ch, abgerufen am 8. Februar 2015.
  12. Parteien reissen sich um SVP-Schreck Kleiner. In: 20 Minuten. 29. Februar 2016, 20min.ch, abgerufen am 8. Februar 2015.
  13. „Durchgesetzt: Flavia Kleiner und die Operation Libero“, Cover von Das Magazin vom 5. März 2016, abgerufen am 5. März 2016.
  14. Jetzt Europa. Arena von SRF vom 4. März 2016, abgerufen am 5. März 2016.
  15. Wir sind das Volk, Blog von Daniel Binswanger auf dasmagazin.ch, vom 1. März 2016, abgerufen am 5. März 2016.
  16. Gaby Ochsenbein: Neues Asylgesetz schafft die Hürde problemlos. In: Swissinfo. SRG, 5. Juni 2016, abgerufen am 17. Mai 2020.
  17. Francesco Benini: «Die Ära nach Blocher hat begonnen», sagt Flavia Kleiner von Operation Libero – und tritt zurück. NZZ am Sonntag, 17. Mai 2020, abgerufen am 17. Mai 2020.
  18. ECFR Council Members
  19. Nichts dran an rechten Gerüchten: Operation Libero erhält kein Geld von Investor George Soros