Fluorölsäure

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Struktur von Fluorölsäure
Allgemeines
Name Fluorölsäure
Andere Namen
  • ω-Fluorölsäure
  • (9Z)-18-Fluor-9-Octadecensäure (IUPAC)
  • 18:1-delta-9c-18-F (Kurzschreibweise)
Summenformel C18H33FO2
Kurzbeschreibung

ölige Flüssigkeit[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 1478-37-1
PubChem 5312955
ChemSpider 4472380
Wikidata Q27294979
Eigenschaften
Molare Masse 300,46 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig[2]

Schmelzpunkt

12,4–13,5 °C,[3] 15,8–16,8 °C[4]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[5]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Fluorölsäure ist eine natürlich vorkommende, ungesättigte und fluorierte Fettsäure.[6][7]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fluorölsäure kommt, neben einigen anderen ω-fluorsubstituierten Fettsäuren, zu etwa 10–20 % im Samenöl von Dichapetalum toxicarium vor, einer in Westafrika verbreiteten Pflanze.[8][9][10]

Biosynthese[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dichapetalum toxicarium kann im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzen sehr viel mehr Fluorid akkumulieren, selbst wenn der Gehalt im Boden nicht besonders hoch ist. In jungen Blättern wird daraus Monofluoracetat gebildet, welches in Blättern um die Blüten gelagert wird. Bei der Bildung von Samen wird das Fluoracetat dorthin transferiert und in langkettige fluorierte Fettsäuren, darunter Fluorölsäure, umgewandelt.[11]

Gewinnung und Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Synthese der Verbindung geht von 8-Fluoroctanol aus, welcher zuerst mit Phosphortribromid umgesetzt wird. Das Produkt dieser Reaktion wird als Nächstes mit Natriumacetylid in Xylol/DMF umgesetzt. Als Nächstes erfolgt die Reaktion mit 1-Chlor-7-iodheptan und metallischem Lithium in flüssigem Ammoniak und schließlich mit Natriumcyanid in DMSO, wodurch das Nitril der Fluorölsäure erhalten wird. Dieses kann mit Wasserstoffperoxid und Kaliumhydroxid in Aceton zum Amid umgesetzt werden und dann Kaliumhydroxid in Ethanol zur Carbonsäure. Durch Lindlar-Hydrierung kann die Dreifachbindung in eine (Z)-Doppelbindung umgewandelt werden.[9]

Fluorölsäure kann aus Dichapetalum toxicarium isoliert werden. Eine Chromatographiemethode, die für die Trennung von fluorierten Fettsäuren optimiert ist, wurde publiziert.[12]

Die Iodzahl beträgt 84,5 und die Säurezahl 186,7.[13]

Toxikologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fluorölsäure ist für die Giftigkeit der Früchte von Dichapetalum toxicarium verantwortlich, welche auch als Rattengift verwendet wurden.[9][3] Orale LD50-Werte von Fluorölsäure für verschiedene Tiere wurden bestimmt, diese betragen 6 mg/kg für Ratten, 1,5 mg/kg für Meerschweinchen, 2,5 mg/kg für Tauben, 0,5 mg/kg für Kaninchen und 2 mg/kg für Schafe. In vielen Fällen trat der Tod verzögert und plötzlich ein, vermutlich durch Herzstillstand.[14]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. W. Karrer: Konstitution und Vorkommen der organischen Pflanzenstoffe. Ergänzungsband 1, Birkhäuser, 1977, ISBN 978-3-0348-9378-7, S. 338.
  2. Handbuch der experimentellen Pharmakologie. Vol. XX, Part 1, Springer, 1966, ISBN 978-3-662-23198-2 (Reprint), S. 389 ff.
  3. a b R. A. Peters, R. J. Hall, P. F. V. Ward, N. Sheppard: The chemical nature of the toxic compounds containing fluorine in the seeds of Dichapetalum toxicarium. In: Biochemical Journal. Band 77, Nr. 1, 1. Oktober 1960, S. 17–22, doi:10.1042/bj0770017, PMID 13734780, PMC 1204892 (freier Volltext).
  4. Dictionary of Organic Compounds. Sixth Edition, Volume 4: F–Merm, Chapman & Hall, 1996, ISBN 0-412-54090-8 (Nine Volume Set), S. 3212.
  5. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  6. Claude Leray: Introduction to Lipidomics. CRC Press, 2013, ISBN 978-1-4665-5146-6, S. 43.
  7. Alasdair H. Neilson: Organofluorines. Volume 3, Springer, 2002, S. 128.
  8. John T. G. Hamilton, David B. Harper: Fluoro fatty acids in seed oil of Dichapetalum toxicarium. In: Phytochemistry. Band 44, Nr. 6, März 1997, S. 1129–1132, doi:10.1016/S0031-9422(96)00697-8.
  9. a b c F. L. M. Pattison, R. E. A. Dear: Synthesis of the Toxic Principle of Dichapetalum toxicarium (18-Fluoro-cis-9-Octadecenoic Acid). In: Nature. Band 192, Nr. 4809, Dezember 1961, S. 1284–1285, doi:10.1038/1921284a0.
  10. 9-Octadecenoic acid, 18-fluoro-, (Z)- bei PlantFA Database, abgerufen am 20. Juli 2023.
  11. B. Vickery, M. L. Vickery: Fluoride metabolism in Dichapetalum toxicarium. In: Phytochemistry. Band 11, Nr. 6, Juni 1972, S. 1905–1909, doi:10.1016/S0031-9422(00)90151-1.
  12. R. J. Hall: An apparatus for large scale preparative chromatography with especial application to the separation of a long chain fluoro-fatty acid. In: Journal of Chromatography A. Band 5, Januar 1961, S. 93–97, doi:10.1016/S0021-9673(01)92825-0.
  13. H. M. Rauen: Biochemisches Taschenbuch. Zweite Auflage, Erster Teil, Springer, 1964, ISBN 978-3-642-85768-3 (Reprint), S. 237.
  14. R. A. Peters, R. J. Hall: The toxicity to rabbits and some other animals of the fluorofatty acid present in the seeds ofDichapetalum toxicarium. In: Journal of the Science of Food and Agriculture. Band 11, Nr. 10, Oktober 1960, S. 608–612, doi:10.1002/jsfa.2740111011.