Forkenhof

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Forkenhof
Gemeinde Bindlach
Koordinaten: 50° 0′ N, 11° 33′ OKoordinaten: 49° 59′ 39″ N, 11° 32′ 50″ O
Höhe: 425 m ü. NHN
Einwohner: (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl: 95463
Vorwahl: 09208

Forkenhof ist ein Gemeindeteil von Bindlach im Landkreis Bayreuth (Oberfranken, Bayern).[2]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einöde bildet mit Theta im Süden eine geschlossene Siedlung. Sie liegt auf dem Höhenzug der Hohen Warte. Forkenhof umfasst ein Wohngebäude (Haus Nr. 28 von Theta) und zwei Scheunen und ist in der Bayerischen Denkmalliste als Wohnstallhaus aus Sandsteinquadern mit Halbwalmdach und Fassadendekor verzeichnet.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Forkenhof, Ansicht von Südwesten

Der Hof wurde 1386 erstmals urkundlich erwähnt, ab 1624 liegt der vollständige Nachweis der Besitzer vor.

Herausragende Persönlichkeit war Johann Peter Popp, der von 1790 bis 1860 lebte und das Gesicht des Hofes, wie er sich heute noch darstellt, prägte. Er ließ 1832 den zweigeschossigen Wohnhausteil und 1835 die alte Scheune errichten, die ursprünglich nach Osten um zwei Ösenfelder länger war. Wahrscheinlich geht auch der Fachwerkanbau mit dem alten Saal auf ihn zurück. Das Erdgeschoss des Wohnstallhauses wurde vermutlich nach dem Dreißigjährigen Krieg erbaut. Diese Annahme stützt sich auf den stilistischen Habitus vor allem der Gesimsausbildung, aber auch auf die sich seinerzeit langsam durchsetzende Einhaltung der Bauvorschriften. Massivholz wie im Zwerchgiebelbereich dürfte unter Markgraf Christian Ernst nicht mehr verwendet worden sein. Auch die Neigung des Dachs zeigt, dass dieses zunächst nicht für eine harte Bedachung konzipiert war, ein weiterer Fingerzeig auf eine Erbauungszeit spätestens vor der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Schmied Johannes Hübsch auf dem Forkenhof, 1935

1867 baute Johann Popp, Enkel des Johann Peter Popp, etwa 100 Meter vom Gehöft entfernt ein kleines Brauhaus, das um 1950 abgebrochen wurde. Im Jahr 1872 ließ seine Witwe, Katharina Popp, das Nebengebäude gegenüber dem Wohnhaus in der Flucht der alten Scheune zu einer Schmiede mit einer kleinen Wohnung für den Schmied ausbauen. Dieses Gebäude wurde während des Zweiten Weltkriegs abgebrochen; auf seine Reste stößt man im Gemüsegarten immer wieder. 1938 wurde die neue Scheune errichtet. Die Renovierungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatten zwar keine wesentlichen Eingriffe in die kunsthistorische Substanz des Wohnhauses zur Folge, sie waren aber auch in bautechnischer Hinsicht unzulänglich, so dass an mehreren Stellen erhebliche Schäden an den Holzkonstruktionen zu beklagen waren.

In den Jahren 1946/47 wurde der Forkenhof im Rahmen der Hachschara-Bewegung vom Kibbuz Afikim als Ausbildungsstätte für jüdische Überlebende des Holocausts zur Vorbereitung der Besiedelung Palästinas genutzt,[4][5] nachdem dessen Besitzer wegen seiner NS-Verstrickung ausquartiert worden war. Die UN-Flüchtlingsbehörde UNRRA versorgte die Menschen mit Kleidung, Verpflegung und Medikamenten. Durchschnittlich wohnten dort etwa 60 – anfangs vor allem jüngere – Displaced Persons (DPs), die im Januar 1946 mit dem Aufbau einer kollektiven Farm begannen. Später kamen ältere Personen und Kinder hinzu. Nach unumgänglichen Instandsetzungsarbeiten wurden im Frühjahr 1946 die Felder bestellt, Kühe und Kälber wurden gehalten. Bereits im Sommer 1946 wanderten die ersten 20 Bewohner des Forkenhofs nach Palästina aus. Von den einheimischen Bauernfamilien wurden die „Kibbuzniks“ nicht mit Wohlwollen betrachtet. Die Letzten der landwirtschaftlichen Umschüler verließen das Anwesen im Jahr 1947.[6]

Der Kreisheimatpfleger Richard Zühlcke erwarb den Hof 1977 und restaurierte ihn nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten. Oberstes Ziel war es, die vorhandene Bausubstanz zu sichern.

Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Forkenhof gehörte zur Realgemeinde Obergräfenthal. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand Forkenhof aus einem Anwesen. Die Hochgerichtsbarkeit stand dem bayreuthischen Stadtvogteiamt Bayreuth zu. Das Hofkastenamt Bayreuth war Grundherr des Ganzhofes.[7]

Von 1797 bis 1810 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Bayreuth. Mit dem Gemeindeedikt wurde Forkenhof dem 1812 gebildeten Steuerdistrikt Ramsenthal und der zugleich gebildeten Ruralgemeinde Theta zugewiesen. Mit dem Gemeindeedikt von 1818 erfolgte die Eingemeindung nach Euben.[8] Am 1. Januar 1978 wurde Forkenhof im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Bindlach eingegliedert.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 001822 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner 8 10 20 23 22 14 14 5 2 6
Häuser[9] 1 2 2 2 1 1 1
Quelle [8] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Forkenhof ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Bartholomäus (Bindlach) gepfarrt.[7][16]

Baukörper[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der reizvolle Dreiklang der Gebäudemasse Wohnhaus – Stall – Fachwerkanbau ist nicht auf einmal entstanden: Zunächst dürfte ein einheitlicher erdgeschossiger Baukörper vorhanden gewesen sein, dessen Konturen heute noch durch den Stalltrakt dargestellt werden. Der Wohnteil besaß einen kräftigen Zwerchgiebel, den heute noch vorhandenen neben dem Neubau. Das Wohnhaus wird bis zu dem Absatz im Sockel des jetzigen 2,23 m von der Kante gereicht haben. Der Zwerchgiebel wird von zwei Gauben flankiert gewesen sein; im dritten Sparren neben dem Zwerchgiebel ist noch die Auskämmung vorhanden (die Gaube saß im zweiten Sparrenfeld – die jetzige sitzt im dritten). Der First wird durchlaufend gewesen sein. Der Giebel besaß wie der erhaltene Nordgiebel wahrscheinlich einen Krüppelwalm; der Vergleich mit anderen erdgeschossigen Häusern ließe auch die Annahme zu, dass es nicht der Fall war. Das Untergeschoss des Fachwerkanbaus wird schon vorhanden gewesen sein, allerdings nicht im heutigen Ausmaß; dies lässt die Fuge in den Kellergewölben vermuten. Fraglich ist die Art und Form der Abdeckung der Kellergewölbe. Zunächst lief jedenfalls das profilierte Holzgesims des Neubaus über die ganze Straßenseite durch; ein Schleppdach scheidet somit aus. Die Sandsteinwand zum Fachwerkanbau lässt aber auch keinerlei Anschluss eines Satteldaches erkennen. Es wird also nur eine bewachsene Erdabdeckung gewesen sein. Diese Vermutung wird durch die Sockelausbildung bestärkt.

Der Fachwerkanbau kam offensichtlich erst einige Jahrzehnte nach 1832 hinzu. Sein Dachgesims ist anders profiliert. Die handwerkliche Ausführung lässt vermuten, dass es noch in der Nähe der Jahrhundertmitte entstand. Mit dem Anbau wird auch die Vergrößerung der Kellergewölbe erfolgt sein.

Der ursprüngliche Quaderbau könnte nach dem Dreißigjährigen Krieg unter Verwendung vorhandener Substanz entstanden sein. Die Hoflage selbst gab es nach dem Jahrbuch von 1386 schon im frühen Mittelalter. Aus dem früheren Bestand könnten vielleicht die Kreuzgewölbe und die kleine Stube stammen, evtl. auch die schwarze Küche und die Kellergewölbe, sowie die beiden Blockstuben im Obergeschoss.[18]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 293 (Digitalisat).
  2. Gemeinde Bindlach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 30. August 2023.
  3. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 30. August 2023.
  4. Forkenhof - Kibbuz Afikim (Hachschara) – Kibbutz Afikim (Hachsharah). In: after-the-shoah.org. 1. Januar 1946, abgerufen am 24. Juli 2018.
  5. Jim G. Tobias, Vorübergehende Heimat im Land der Täter - Jüdische DP-Camps in Franken 1945-1949, Antogo Verlag, Nürnberg, 2002, ISBN 978-3-9806636-3-2
  6. Bernd Mayer: Die Judenfarmen im Bayreuther Land in: Heimatkurier 4/2006 des Nordbayerischen Kuriers, S. 12 f.
  7. a b R. Winkler: Bayreuth, S. 356.
  8. a b R. Winkler: Bayreuth, S. 471.
  9. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  10. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 844, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  11. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1014, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  12. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 960 (Digitalisat).
  13. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1006 (Digitalisat).
  14. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1028 (Digitalisat).
  15. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 888 (Digitalisat).
  16. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 654 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 149 (Digitalisat).
  18. Auszug aus der Chronik des Forkenhofs der Familie Zühlcke