Friedhof Friedental

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Friedhof Friedental, Zentralachse mit Kreuz
Friedhof Friedental

Der Friedhof Friedental ist ein Friedhof am Rand der Stadt Luzern. Er liegt auf einem Moränen-Hochplateau über dem tief eingeschnittenen Reusstal im Westen und dem Rotsee mit dem Rontal im Osten.

Geschichte und Gestaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedhof Friedental mit Krematorium
Friedhof Friedental mit Krematorium (Luftaufnahme, 1946)

Der Friedhof wurde 1884/1885 eröffnet, da der Alte Friedhof bei der Kirche St. Leodegar im Hof zu klein geworden war. Der Friedhof wurde von dem Architekten und Baudirektor der Stadt Luzern Othmar Schnyder († 1928) geplant. Der Haupteingang ist streng symmetrisch in klassizistischem Stil aufgebaut mit zwei Tempelpavillons, einer Abdankungshalle links und einem Totenhaus rechts, an die sich Arkadengänge für Hallengräber anschliessen. Der erste jüdische Friedhof in Luzern fand Platz auf der linken Seite in der Fortsetzung zum Arkadengang. 1907 wurde eine Kinderkapelle errichtet.

Zur Errichtung eines eigenen Krematoriums wurde 1905 ein Feuerbestattungsverein gegründet (heute nennt sie sich Stiftung Luzerner Feuerbestattung). Dieser erhielt 1911 den dafür benötigten Bauplatz von der Luzerner Regierung geschenkt, woraufhin die katholische Bevölkerung gegen die Schenkung rekurrierte. 1915 wurde der Rekurs durch den Bundesrat abgelehnt. Nach weiteren Genehmigungen und abgelehnten Rekursen konnte man 1923 mit dem Bau des Krematoriums beginnen. Die Planung wurde dem Architekten Albert Froelich übertragen, der schon die Krematorien in Aarau (Friedhof Rosengarten) und Zürich (Friedhof Sihlfeld) geplant hatte. Zwischen den Oberlichtfenstern des Krematoriums malte Eduard Renggli sechzehn allegorische Figuren. Am 14. September 1926 wurde das Krematorium eingeweiht. Die Kosten zur Erstellung der gesamten Anlage kamen auf 400'000 Schweizer Franken zu stehen, wovon ungefähr die Hälfte dank einigen Gönnern gedeckt wurde.

Neben dem Krematorium errichtete man auch einen Urnenfriedhof mit Urnenhalle. Ein letzter Umbau erfolgte in den 1960er Jahren, als man das Totenhaus vergrösserte und mit modernen klimatischen Anlagen versah. 1970 entstand eine zweimanualige Orgel der Firma Goll in der Trauerhalle des Krematoriums.[1] 2017 wurden die Abdankungs- sowie die Einsegnungshalle saniert.

Auf dem Friedhof steht ein Grabdenkmal für die Opfer der beiden Weltkriege. Grösstenteils handelt es sich dabei um deutsche Soldaten, die als Internierte in Luzern verstorben waren. Auf drei Seiten stehen die Namen von den hauptsächlich im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten, teilweise mit Angabe des Regiments. Es gab jedoch auch Deutsche, die in der Schweiz wohnten, aber für Deutschland in den Krieg ziehen mussten.[2][3] Ein weiteres Grabdenkmal ist für die im Ersten Weltkrieg verstorbenen Soldaten aus Frankreich, die in Luzern interniert waren.

Grabmäler aus der Zeit von 1900 bis 1920 wurden oft in Marmor von bekannten Luzerner und andern Zentralschweizer Künstlern gestaltet. Sie zeugen von bedeutenden Luzerner Familien. Ab 1900 ist jedes Jahrzehnt durch Grabmäler vertreten.

1998 begann die Friedhofsverwaltung der Stadt Luzern eine Inventarliste von Grabmälern zu erstellen, die ein Fachgremium als erhaltenswert erachtete. Darunter fallen die Grabsteine von bekannten Persönlichkeiten oder solche, die aus gestalterischen Gründen überzeugen. Rund 1200 Objekte wurden damals auf die Inventarliste gesetzt. Das sind zwischen 10 und 15 Prozent aller Gräber in der Stadt Luzern. Über den gesamten Friedhof Friedental hinweg finden sich – durch Tafeln gekennzeichnet – diese kleinen Denkmäler.

Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anton Schrafl (1873–1945), Ingenieur und SBB-Generaldirektor
  • Alfred Sidler (1905–1993), Kunstmaler
  • Armin Meili (1892–1981), Architekt und Politiker
  • Arnold Ott (1840–1910), Arzt und Dichter
  • Berthe Widmer (1924–2012), Historikerin
  • Carl August Hegner (1880–1964), Augenarzt und Gründer des Schweizerischen Hilfskomitees für die hungernden Völker
  • Carl Spitteler (1845–1924), Schriftsteller und Nobelpreisträger für Literatur
  • Caspar Hermann (1885–1955), Kunstmaler
  • Cécile Lauber-Dietler (1887–1981), Schriftstellerin
  • Ernst Hodel (Junior) (1881–1955), Kunstmaler
  • Ernst Hodel (Senior) (1852–1902), Landschaftsmaler und Panoramamodelleur
  • Franco Annoni (1924–1992), Bildhauer, Zeichner und Designer
  • Franz-Joseph Bucher (1834–1906), Hotelier, Eisenbahnpionier und Unternehmer
  • Friedrich Frey (1882–1953), Geschäftsmann und Firmengründer (Elektrowerke Reichenbach)
  • Friedrich Wüest (1843–1902), Politiker, Direktionsmitglied der Gotthardbahn-Gesellschaft und Mitbegründer des Friedhofs Friedental
  • Fritz Klein (1863–1923), Unternehmer, Gründer und Direktor der Helvetia-Nähmaschinenfabrik
  • Hans Rudolf Meyer (1922–2005), Rechtsanwalt, Nationalrat und Stadtpräsident von Luzern
  • Hermann Dietler (1839–1924), Ingenieur und Politiker
  • Konstanty Rokicki (1899–1958), polnischer Vizekonsul und Holocaust-Retter
  • Horst Gnekow (1916–1982), Schauspieler, Dramaturg und Theaterintendant
  • Hugo Siegwart (1865–1938), Bildhauer und Kunstmaler
  • Jean Renggli (1846–1898), Kunstmaler und Lehrer
  • John Volkmann (1855–1928), Kaufmann und Erfinder der New Yorker Schokoladenautomaten
  • Josef Zingg (1863–1953), Präsident der SBB-Generaldirektion
  • Joseph von Moos (1859–1939), Direktor der Kunstgewerbeschule Luzern
  • Leopold Häfliger (1929–1989), Kunstmaler und Bildhauer
  • Leopold Häfliger (Senior) (1906–1974), Plastiker
  • Lucien Emile Abry (1863–1937), Dekorationsmaler
  • Max Sigmund Wey (1892–1953), Politiker
  • Michael Danioth (1832–1908), letzter Gotthardpost-Kondukteur
  • Philip M. Jones (1928–2000), Musiker, Trompeter, Gründer des Philip Jones Brass Ensemble
  • Roland Duss (1901–1977), Bildhauer
  • Rolf Brem (1926–2014), Bildhauer, Zeichner und Grafiker
  • Rudolf-Alois Kauffmann (1804–1889), Metzger, Unternehmer und Grossgrundbesitzer
  • Seraphin Xaver Weingartner (1844–1919), Gründer und erster Direktor der Kunstgewerbeschule Luzern
  • Willem Mengelberg (1871–1951), Dirigent und Komponist

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carl Seelig: Das Luzerner Krematorium. In: Das Werk. Schweizer Monatsschrift für Architektur, Kunstgewerbe, freie Kunst. 13. Jg., Nr. 10, Oktober 1926, doi:10.5169/seals-81780#695, S. 301–307.
  • Elisabeth Schleich: Der Friedhof Friedental in Luzern. In: Bulletin. Schweizerische Gesellschaft für Gartenkultur. 16. Jg., Nr. 3, 1998, doi:10.5169/seals-382317#98, S. 86–92.
  • Pia Amstutz: Die Erneuerung des historischen Friedhofes Friedental. In: Karton. Architektur im Alltag der Zentralschweiz. 12. Jg., Nr. 36, Mai 2016, doi:10.5169/seals-685492#79, S. 22–23.
  • Gottlieb Halder: Die Friedhöfe der Stadt Luzern (= Luzern im Wandel der Zeiten. 42, ZDB-ID 2170926-9). Kommissionsverlag Eugen Haag, Luzern 1968, S. 17–24.
  • César Callisaya, Rainer Knauf, Kathrin Krüger, Mathias Steinmann: Kultur des Erinnerns. Die Luzerner Friedhöfe Hof und Friedental. Geschichte und Grabgestaltung. Offizin, Zürich 2001, ISBN 978-3-90749606-0.
  • Georg Anderhub: Denkmäler auf Zeit. Ein Führer durch das Luzerner Friedental. Beag Kunstverlag, 1998.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Friedhof Friedental – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Luzern – Trauerhalle Krematorium Friedhof Friedental – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt.
  2. Denkmal Internierte Deutsche Luzern. In: Iten Genealogie. Abgerufen am 18. November 2019.
  3. Deutsche Internierte in der Schweiz im 1. Weltkrieg. In: Iten Genealogie. Abgerufen am 18. November 2019.

Koordinaten: 47° 3′ 37″ N, 8° 17′ 28″ O; CH1903: 664759 / 212481