Friedrich Christian Rosenthal

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Friedrich Christian Rosenthal

Friedrich Christian Rosenthal (* 3. Juni 1780 in Greifswald; † 5. Dezember 1829 ebenda) war ein deutscher Anatom.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Christian Rosenthal wurde als fünftes Kind eines Greifswalder Kaufmanns geboren. Im November 1797 nahm er an der Universität Greifswald ein Studium der Medizin auf. Zu seinen Lehrern zählte der Anatom Karl Asmund Rudolphi, dem Rosenthal sein Leben lang freundschaftlich verbunden blieb und der einen großen Einfluss auf sein späteres Wirken ausübte. 1801 wechselte Rosenthal an die Universität Jena, wo er 1802 mit der Schrift De organo olfactus quorundam animalium promoviert wurde.

Anschließend folgten Aufenthalte an der Universität Würzburg und dem Allgemeinen Krankenhaus Wien. Rosenthal kehrte 1804 nach Greifswald zurück und ließ sich als Arzt nieder. Seine Habilitation erfolgte 1807, fortan wirkte er als Privatdozent an der Universität.

1810 ging Rosenthal auf Veranlassung von Johann Christian Reil an die neugegründete Berliner Universität, wo er ab 1812 als Prosektor tätig war. 1813 war Rosenthal als Feldarzt an den Befreiungskriegen beteiligt. Er kehrte dann nach Berlin zurück, übernahm erneut die Prosektur und wurde 1815 zum außerordentlichen Professor für Anatomie ernannt. Im Winter 1818/1819 hielt er in Vertretung Adolph Wilhelm Ottos Vorlesungen an der Universität Breslau. Rosenthal kehrte 1819 nach Greifswald zurück und war dort ab 1820 als Professor für Anatomie und Physiologie sowie Direktor des Zoologischen Museums tätig.

1822 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt.[1]

Grab Friedrich Christian Rosenthal auf dem Alten Friedhof in Greifswald

Am 5. Dezember 1829 verstarb Friedrich Christian Rosenthal an Tuberkulose. Sein Nachfolger wurde Johann Friedrich Laurer.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In seiner Greifswalder Zeit widmete sich Rosenthal unter anderem der Erforschung der Sinnesorgane der Seehunde, der Anatomie der Quallen und vergleichender Anatomie der Wale. Aufgrund seines frühen Todes blieben einige seiner Schriften unvollendet. Der vergleichend-anatomische Teil der Sammlung des Greifswalder Anatomischen Institutes wurde unter seiner Ägide erweitert.

1817 gab Rosenthal eines der ersten deutschsprachigen Lehrbücher der chirurgischen Anatomie heraus.[2]

1823 beschrieb Rosenthal den Canalis spiralis modiolus der Cochlea, der später auch als Rosenthal-Kanal bezeichnet wurde. Die 1824 von ihm als Vena ascendens sive basilaris beschriebene Vena basalis ist eine um den Hirnstamm ziehende, in die Vena magna cerebri mündende Vene. Sie wird als Rosenthal-Vene bezeichnet.[3]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • De organo olfactus quorundam animalium. Dissertation, 1802.
  • Disquisitio anatomica de organo olfactus quorundam animalium. Habilitationsschrift, 1807.
  • Handbuch der chirurgischen Anatomie. Berlin 1817.
  • Über den Bau der Spindel im menschlichen Ohr. In: Deutsches Archiv für Physiologie. Band 8 (1823), S. 74 ff.
  • Über die Barten der Schnabelwale. In: Abhandlungen der Berliner Academie der Wissenschaften. 1832.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • E. Babin, M. Haller: Friedrich-Christian Rosenthal – biographical note. In: Neuroradiology. Band 11, Nummer 1, 1976, S. 3–5, ISSN 0028-3940. PMID 778654.
  • D. K. Binder, H. Clusmann, C. Schaller: Friedrich-Christian Rosenthal: surgeon and anatomist. In: Neurosurgery. Band 59, Nummer 6, Dezember 2006, S. 1328–1333, ISSN 1524-4040. doi:10.1227/01.NEU.0000245624.47474.C3. PMID 17277697.
  • Holger K. H. Franz; Heike Bischoff: Friedrich Christian Rosenthal – Carl August Sigmund Schultze und ihre Stellung in der Entwicklung der Greifswalder Anatomie des 19. Jahrhunderts Greifswald, 1988, Dissertation.
  • W. Gaude: Friedrich Christian Rosenthal, 1780–1829. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst Moritz Arndt Universität Greifswald, math.-naturwiss. Reihe. Nummer 7, V, 1955–1956, S. 717–723.
  • Lothar Kämpfe: Rosenthal, Friedrich (1780–1829). In: Dirk Alvermann, Nils Jörn (Hrsg.): Biographisches Lexikon für Pommern. Bd. 2 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe V: Forschungen zur Pommerschen Geschichte. Bd. 48,2). Böhlau, Köln u. a. 2015, ISBN 978-3-412-22541-4, S. 217–221.
  • Julius PagelRosenthal, Friedrich Christian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 29, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 234 f.
  • Jochen Schacht, Joseph E. Hawkins: Sketches of Otohistory Part 4: A Cell by Any Other Name: Cochlear Eponyms. In: Audiology and Neuro-Otology. 9, 2004, S. 317–327, doi:10.1159/000081311. (PdF (Memento vom 6. Februar 2012 im Internet Archive))

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Friedrich Christian Rosenthal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Mitgliedseintrag von Friedrich Christian Rosenthal bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 5. März 2013.
  2. Georg Fischer: Chirurgie vor 100 Jahren. F. C. W. Vogel, Leipzig 1876, S. 100.
  3. Helmut Ferner: Anatomische und phlebographische Studien der inneren Hirnvenen des Menschen. In: Zeitschrift für Anatomie und Entwicklungsgeschichte. Bd. 120, S. 481–491. 1958. doi:10.1007/BF00533981