Fritz Wüst

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Fritz Wüst

Fritz Wüst (* 8. Juli 1860 in Berg bei Stuttgart; † 20. März 1938 in Düsseldorf) war ein bedeutender deutscher Eisenhüttenkundler und Gründungsdirektor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung (dem heutigen Max-Planck-Institut für Eisenforschung).

Ausbildung und erste Berufsstationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fritz Wüst als Mitglied der Burschenschaft Alemannia Stuttgart.
Grabmal Fritz Wüst, von seinen Freunden und Schülern

Fritz Wüst besuchte die Oberrealschule und studierte anschließend an der TH Stuttgart und der Universität Freiburg i. Baden, an der er 1886 promovierte. Er wurde 1879 Mitglied der Burschenschaft Alemannia Stuttgart.[1]

Von 1885 bis 1891 bekleidete er die Stelle eines Chemikers auf dem Königlich Württembergischen Hüttenwerk in Wasseralfingen. Zum 1. April 1891 trat er eine Stelle als Assistent und Lehrer für Analytische Chemie an der Maschinenbau- und Hüttenschule in Duisburg an, wo er Wilhelm Borchers kennenlernte. 1898 ließ er sich für ein Jahr beurlauben und ging als Goldprospektor für eine niederländische Bankengruppe nach Sumatra. Nach seiner Rückkehr nahm er ein weiteres halbes Jahr Urlaub und betätigte sich als Zivilingenieur im Eisengießereiwesen. 1899 erkrankte Wüst an Malaria und nahm erst zum Sommersemester 1900 seinen Dienst in Duisburg wieder auf. Seit Januar 1901 vertrat er den erkrankten Friedrich Dürre als Professor für Eisenhüttenkunde an der TH Aachen und wurde zum 1. Oktober 1901 dessen Nachfolger.

Wüsts Zeit in Aachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1903/04 legte Wüst Entwürfe für die Reform des eisenhüttenkundlichen Studiums und einen Institutsneubau vor und knüpfte enge Beziehungen zum Stahlinstitut VDEh, um dessen Unterstützung zu erhalten. Auf der zweiten Unterrichtskonferenz im Januar 1904 erhielt er die Zusage, seine Pläne weitgehend umsetzen zu können. In der Folge erreichte Wüst gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Wilhelm Borchers, dass das Neubauprojekt auf die Metallhüttenkunde ausgedehnt und damit erheblich erweitert wurde. 1906 erfolgte die Grundsteinlegung und 1910 die Einweihung des Instituts, das als erste Anstalt Europas gerühmt wurde.

Nach der Eröffnung des Institutsneubaus konzentrierte sich Wüst auf die eisenhüttenkundliche Grundlagenforschung und prägte maßgeblich den Verwissenschaftlichungsschub der Eisenhüttenkunde vor dem Ersten Weltkrieg. 1917 gab Wüst die Anregung zur Gründung der Freunde und Förderer der TH Aachen (Faho), im selben Jahr wurde er zudem zum Gründungsdirektor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung bestellt. Dieses war zunächst am Aachener Institut angesiedelt, bevor es 1921 als Provisorium eine Halle der damaligen Rheinischen Metallwaaren- und Maschinenfabrik in Düsseldorf bezog.[2] 1921 geriet Wüst in einen heftigen Konflikt mit Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, dem Vorsitzenden des Kuratoriums des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung, und musste daraufhin seinen Rücktritt "aus gesundheitlichen Gründen" einreichen (mit Eintritt in den Ruhestand am 31. Dezember 1922[3]). 1922 erhielt er vom VDEh die Carl-Lueg-Denkmünze als erster Vertreter der reinen Wissenschaft verliehen. 1929 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[4] Wüst verblieb bis 1933 Honorarprofessor der TH Aachen, er starb am 20. März 1938 in Düsseldorf. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Nordfriedhof (Düsseldorf). Er war Mitglied des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) und des Aachener Bezirksvereins des VDI.[5]

Weitere Titel und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1927 benannte Wüsts ehemaliger Aachener Kollege, Rudolf Schenck, das auch unter dem Namen Eisen(II)-oxid bekannte Mineral nach Fritz Wüst: Wüstit.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul Goerens, Friedrich Körber, Otto Petersen: Nachruf Fritz Wüst. In: Stahl und Eisen. Nr. 58, 1938, S. 449 f.
  • Stefan Krebs: Technikwissenschaft als soziale Praxis. Über Macht und Autonomie der Aachener Eisenhüttenkunde, 1870–1914, Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 2009, ISBN 978-3-515-09348-4,
  • Stefan Krebs: Genese und Struktur eines technikwissenschaftlichen Feldes: über den Kampf der Aachener Eisenhüttenkunde um Macht und Autonomie 1870–1914 Dissertation von 2008 online, auf Publikationsserver der RWTH Aachen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Willy Nolte: Burschenschafter-Stammrolle. Berlin 1934, S. 556.
  2. Max-Planck-Institut für Eisenforschung Düsseldorf. Max-Planck-Gesellschaft Berichte und Mitteilungen 5/93, Hrsg. Max-Planck-Gesellschaft, München 1993, 116 S.
  3. Mitteilungen aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung zu Düsseldorf (Hrsg. Friedrich Körber), XXV. Band, Verlag Stahleisen m.b.H. Düsseldorf 1942, S. 11.
  4. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 265.
  5. Verein Deutscher Ingenieure (Hrsg.): Mitgliederverzeichnis 1914. Berlin 1914, S. 7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]