Froodit

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Froodit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Fro[1]

Chemische Formel PdBi2[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/C.08
II/D.21-010

2.AC.45a
02.12.15.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe C2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12[3]
Gitterparameter a = 12,75 Å; b = 4,29 Å; c = 5,67 Å
β = 102,9°°[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5 (VHN25 = 84 kg/mm2)[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 12,5 bis 12,6; berechnet: 11,42 (synthetisch)[4]
Spaltbarkeit vollkommen nach {100}, unvollkommen nach {001}[4]
Bruch; Tenazität uneben; spröde[4]
Farbe grau, cremeweiß im Auflicht[4]
Strichfarbe schwarz[4]
Transparenz undurchsichtig (opak)
Glanz starker Metallglanz, schnell anlaufend

Froodit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der chemischen Zusammensetzung PdBi2 und damit chemisch gesehen ein Palladium-Bismutid.

Froodit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und findet sich meist in Form flacher, bis zu 4 mm großer, aufgeblätterter Fragmente und abgerundeter Körner. Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und zeigt auf den Oberflächen der grauen, im Auflicht auch cremeweißen Körner einen metallischen Glanz. Auf der Strichtafel hinterlässt Froodit allerdings einen schwarzen Strich.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Froodit zusammen mit Michenerit in der Frood Mine bei McKim (Township) (heute Greater Sudbury) im Sudbury-Becken in der kanadischen Provinz Ontario.

Analysiert und erstmals beschrieben wurde Froodit 1958 von James Edwin Hawley und Leonard Gascoigne Berry, die das Mineral nach dessen Typlokalität benannten.[5]

Das Typmaterial des Minerals wird im Geological Survey of Canada (GsC) in Ottawa unter der Katalog-Nr. 12138 und im Royal Ontario Museum (ROM) unter den Katalog-Nr. M29438 (Probe von unter 1 mg) und M31189 (polierter Abschnitt) aufbewahrt.[6]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Froodit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit [dem Stoffmengenverhältnis] M : S < 1 : 1“ (M : S = 1 : 2), wo er zusammen mit Pararammelsbergit (Para-Rammelsbergit) im Anhang der „Löllingit-Reihe“ mit der System-Nr. II/C.08 und den Hauptmitgliedern Löllingit, Rammelsbergit und Safflorit eingeordnet wurde.

Im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/D.21-10. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Sulfide mit [dem Stoffmengenverhältnis] Metall : S,Se,Te< 1 : 1“, wo Froodit zusammen mit Borishanskiit und Urvantsevit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet (Stand 2018).[7]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Froodit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“, dort allerdings in die Abteilung der „Legierungen und legierungsartige Verbindungen“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Legierungen von Halbmetallen mit Platin-Gruppen-Elementen (PGE)“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.AC.45a bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Froodit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Urvantsevit und Verbeekit in der unbenannten Gruppe 02.12.15 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 1 : 2“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Froodit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 mit den Gitterparametern a = 12,74 Å; b = 4,29 Å, c = 5,71 Å und β = 102°,27' sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Froodit bildet sich in arsen- blei- und kupferreichen Erzen sowie in palladium- und platinhaltigen ultramafischen Intrusionen, wo er unter anderem vergesellschaftet mit Chalkopyrit, Cubanit, Pyrit, Pentlandit, Altait, Hessit, Galenit, Bismut, Pyrrhotin, Tsumoit, Parkerit, Sudburyit, Michenerit, Sperrylit, Insizwait, Niggliit, Cabriit und Mooihoekit auftritt.[4]

Als seltene Mineralbildung konnte Froodit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 70 Fundstellen dokumentiert sind.[9] Außer an seiner Typlokalität trat das Mineral in Kanada noch an vielen Stellen im Sudbury District wie unter anderem der Vermilion Mine. Weitere Funde kennt man aus Hope (British Columbia), den Nickelgürtel Thompson in Manitoba, dem Kings County (New Brunswick), der Voisey´s Bay in Neufundland und Labrador, der Kivalliq Region (Nunavut) und dem Goldfields District in Saskatchewan.

Der bisher einzige bekannte Fundort in Deutschland ist ein unbenannter Steinbruch bei Neustadt in Sachsen und in der Schweiz wurde Froodit ebenfalls nur einmal bei einer von der NAGRA durchgeführten Bohrung nahe Kaisten im Kanton Aargau entdeckt.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Ägypten, im brasilianischen Bundesstaat Bahia, in Jinchuan in der chinesischen Provinz Gansu, Havlíčkův Brod in Tschechien, Nivala in Finnland, Kasachstan, Norilsk und weiteren Fundorten in Russland, Insizwa und Rustenburg in Südafrika, Newton Stewart in Schottland und Goodnews Bay im US-Bundesstaat Alaska.[10]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2020. (PDF; 3,4 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2020, abgerufen am 28. September 2020 (englisch).
  3. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 108 (englisch).
  4. a b c d e f g Froodite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 65 kB; abgerufen am 28. September 2020]).
  5. James Edwin Hawley, Leonard Gascoigne Berry: Michenerite and froodite, palladium bismuthide minerals [Ontario]. In: The Canadian Mineralogist. Band 6, Nr. 2, Dezember 1958 (englisch, researchgate.net [abgerufen am 28. September 2020]).
  6. Catalogue of Type Mineral Specimens – F. (PDF 73 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 28. September 2020.
  7. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 28. September 2020 (englisch).
  9. Localities for Froodite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 28. September 2020 (englisch).
  10. Fundortliste für Froodit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 28. September 2020.