Gampel-Bratsch

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Gampel-Bratsch
Wappen von Gampel-Bratsch
Wappen von Gampel-Bratsch
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Wallis Wallis (VS)
Bezirk: Leukw
BFS-Nr.: 6118i1f3f4
Postleitzahl: 3945 Gampel
3945 Niedergampel
3957 Bratsch
3957 Engersch
3945 Jeizinen
Koordinaten: 623213 / 129333Koordinaten: 46° 18′ 54″ N, 7° 44′ 24″ O; CH1903: 623213 / 129333
Höhe: 634 m ü. M.
Höhenbereich: 619–2768 m ü. M.[1]
Fläche: 23,04 km²[2]
Einwohner: 2116 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 92 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
15,2 %
(31. Dezember 2022)[4]
Gemeindepräsident: German Gruber, CSP
Website: www.gampel-bratsch.ch
Blick auf Gampel 2017
Blick auf Gampel 2017

Blick auf Gampel 2017

Lage der Gemeinde
Karte von Gampel-BratschTälliseeliDaubenseeLämmerenseeLac de TseuzierStausee FerdenIllseeMeretschiseeMediseeKanton BernBezirk BrigBezirk HérensBezirk SidersBezirk SittenBezirk VispBezirk VispBezirk Westlich RaronAgarnAlbinenErgischGampel-BratschGuttet-FeschelInden VSLeukLeukerbadOberems VSSalgeschTurtmann-UnteremsTurtmann-UnteremsVaren VS
Karte von Gampel-Bratsch
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Blick auf Bratsch

Gampel-Bratsch ist eine Munizipalgemeinde sowie Burgergemeinde im Bezirk Leuk im Schweizer Kanton Wallis.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historisches Luftbild aus 400 m Höhe (1955)

Die Gemeinde liegt im oberen deutschsprachigen Teil des Rhonetals am südlichen Talausgang des Lötschentals. Gampel-Bratsch ist die östlichste Gemeinde des Bezirkes Leuk und grenzt an den Fluss Lonza.

Die Gemeinde besteht aus den Dorfschaften Gampel (mit ca. 1300 Einwohnern), Niedergampel (mit ca. 450 Einwohnern), Bratsch (mit ca. 100 Einwohnern) sowie den Weilern Jeizinen und Engersch.

Das Gemeindegebiet umfasst eine Fläche von 2'310 ha. Rund 1'200 ha werden landwirtschaftlich genutzt (Ackerbau, Rebbau und Weidland), etwa 550 ha sind Wald (vor allem Föhren, Tannen und Lärchen). Die verbleibenden 550 ha sind unproduktiv (Fels, steppenartige Vegetation).

Die Gemeindegrenzen bilden im Süden die Rhone (deutsch Rotten), im Westen das Steigässi bei Getwing und im Norden der Nivengrad auf 2769 m ü. M. Im Osten bildet der Fluss Lonza die Grenze von der Rhonemündung bis ins vordere Lötschental bei Goppenstein. Die Nachbargemeinden sind im Osten Steg-Hohtenn, im Süden Turtmann-Unterems, im Westen Leuk und im Norden Ferden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gampel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1238 findet man zu Gampel eine erste urkundliche Erwähnung.[5] 1339 wird Gampel erstmals als unabhängige Gemeinde erwähnt. 1545 schuf Gampel und 1674 Jeizinen eine Bauernzunft (Gemeindeordnung). Die dem hl. Theodul gewidmete Kapelle von Gampel wurde 1442 eingeweiht. Die alte Kapelle von Jeizinen stammt aus der Mitte des 17. Jh., 1965–66 wurde eine neue Kapelle errichtet. Bis 1663 gehörte Gampel zur Pfarrei Leuk, wurde dann eine eigenständige Pfarrei und baute eine Kirche, die 1880 ersetzt wurde. Nach den Auseinandersetzungen von 1616 zwischen Gampel und Steg wegen des Übertretens der Lonza legte der Landrat die Grenze zwischen den beiden Gemeinden definitiv fest; sie entspricht der Grenze zwischen den Zenden Raron und Leuk. 1799 wird das Dorf Jeizinen an die Gemeinde Gampel angegliedert. 1877 entstand der erste gemeinsame Bahnhof für Gampel und Steg an der Simplonlinie. 1897 wurden in Gampel die Lonza Elektrizitätswerke und Chem. Fabriken gegründet, das Vorläuferunternehmen der heutigen Lonza AG. Die Farbriken der Lonza in Gampel wurden 1999 endgültig aufgegeben und abgerissen.[6]

Bratsch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bratsch wird das erste Mal 1228 urkundlich erwähnt.[7] Bratsch umfasste das gleichnamige Haufendorf auf einer Terrasse am steil abfallenden Hang, darüber die Höhensiedlung Änggersch sowie in der Ebene des Rhonetals die Siedlungen Getwing und Niedergampel. Die erstmals im 14. Jh. erwähnte communitas gehörte zum Vizedominat Leuk, das 1613 an den gleichnamigen Zenden kam. Bis zur Gründung der Pfarrei Erschmatt-Bratsch (1721) war Bratsch nach Leuk pfarrgenössig. 1873 vergrösserte sich die Gemeinde durch den teilweisen Anschluss der ehemaligen Temporärsiedlung und heutigen Wohngemeinde Niedergampel. Nach der Eröffnung der Lonzawerke in Gampel gingen die Arbeiterbauernfamilien bald von der tradierten mehrstufigen Mischwirtschaft ― Ackerbau (Zweizelgensystem mit Flurzwang), Viehhaltung (Einzelalpung mit gemeinsamer Hut auf Alp Niwen), im Tal Rebbau ― zu extensiveren Bewirtschaftungsformen über.[8]

Gemeindefusion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gampel-Bratsch ist am 1. Januar 2009 aus dem Zusammenschluss der beiden Gemeinden Gampel und Bratsch entstanden. Die Fusion basiert auf einem Beschluss der Stimmbürger beider Gemeinden vom 20. Januar 2008.[9]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022
Einwohner 1909 1911 1921 1900 1908 1909 1965 1964 1955 1956 1997 2050 2134

Sprachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Alltag wird in Gampel-Bratsch das Walliserdeutsche, ein höchstalemannischer Dialekt, gesprochen. Per Ende 2022 gaben 93,2 % Deutsch, 1,8 % Italienisch und rund 1,0 % Portugiesisch als Hauptsprache an.

Religionen - Konfessionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Gemeinde ist nach wie vor der römisch-katholische Glaube stark vertreten. So bekennen sich per Ende 2022 82,0 % Prozent der Bevölkerung zur römisch-katholischen Kirche. Darüber hinaus gibt es 2,7 % evangelisch-reformierte und 0,05 % altkatholische Christen. Etwa 14,3 % gehören anderen nichtchristlichen Religionsgemeinschaften an. Der Grossteil der Anhänger nichtchristlicher Religionen sind dabei Muslime. 1,8 % der Bevölkerung sind konfessionslos.

Herkunft - Nationalität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende 2022 zählte die Gemeinde 2'134 Einwohner. Davon waren 1'897 Schweizer Staatsangehörige. Die grössten Zuwanderergruppen kommen aus Deutschland (71 Personen), Italien (47), Portugal (45), Nordmazedonien (27), Polen (22) und Kroatien (22).

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schweizer Mundartband Hecht erhält den 35. Stern des «Walk of Stars – Open Air Gampel».

Der Gemeinderat von Gampel-Bratsch besteht aus sieben Mitgliedern und wird nach Proporz für vier Jahre gewählt. Bei den Gemeinderatswahlen 2020 wurden folgende Parteien in den Gemeinderat gewählt: Die Mitte (2 Sitze), Neo - die sozialliberale Mitte (2 Sitze), SVP (2 Sitze) und GBLB (1 Sitz).

Gemeindepräsidenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amtszeit Name Partei
2009–2016 Konrad Martig CVP
2017– German Gruber CSP

Nationalratswahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Schweizer Parlamentswahlen 2023 verteilten sich die Wähleranteile der verschiedenen Parteien in Gampel-Bratsch wie folgt: Die Mitte 50,8 %, SVP 37,6 %, SP 4,4 %, Grüne 3,3 %, FDP 2,3 %, GLP 1,6 %.[10]

Sehenswürdigkeiten und Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die 1965 erbaute katholische Kirche Geburt Mariens in Jeizinen fügt sich trotz ihrer modernen Form gut in die Landschaft ein, auch durch die an die Häuser der Umgebung angepasste Dachneigung.
  • Im Mehrzweckgebäude des Feuerwehrstützpunkts «Milimattu» in Gampel sind Werke des deutschen Malers Otto Pfänder ausgestellt. Diese zeigen die Industriearbeit der Arbeiter zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der damaligen Karbidfabrik der Lonza AG in Gampel.[11] Die Wandbilder waren einst in einem Saal in der alten Lonza-Fabrik in Gampel zu sehen. Nach dem Abriss der Fabrik wurden die Werke restauriert und 2001 von der Lonza der Gemeinde Gampel übergeben.[12]
  • Der Filmregisseur Norbert Wiedmer drehte mit Bratsch - Ein Dorf macht Schule einen Dokumentarfilm über die Dorfschaft Bratsch.[13] Dabei zeigte er auf, wie eine dortige Privatschule das Dorf wiederbelebt und verändert. Der Film feierte im Januar 2023 in den Deutschschweizer Kinos Premiere und wurde seither mit dem Berner Filmpreis ausgezeichnet.[14]
  • Im Mai 2023 veröffentlichte der Appenzeller Krimi-Autor Andreas Giger mit Die Noten der Toten einen Gemeindekrimi, der in den einzelnen Dorfschaften von Gampel-Bratsch spielt.[15]
  • Des Weiteren ist Gampel vor allem für das alljährlich im August stattfindende Open Air Gampel bekannt. 2015 zum 30-jährigen Jubiläum des Festivals entschieden die Gemeindeverantwortlichen, einen Weg entlang der gesamten Hauptstrasse zu gestalten, der an Künstler und Bands des Open Air Gampel erinnern soll: der «Walk of Stars – Open Air Gampel». Seither vergibt jährlich eine Jury einen Stern an einen Künstler, der in einem besonderen Verhältnis zum Festival steht.[16]

Gemeindepartnerschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang der 1970er Jahre übernahm die Luzerner Gemeinde Horw die Patenschaft für die damalige Gemeinde Bratsch und unterstützte vor Ort eine Vielzahl von Projekten finanziell. Daraus entstand die noch heute bestehende Partnerschaft mit der heutigen Gemeinde Gampel-Bratsch.[17]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anton de Augustini (1743–1823), Landeshauptmann (1802–1807, 1821–1823), Ehrenburger
  • Theophil Schnyder (1889–1959), Grossrat (1929–1945), Grossratspräsident (1939–1940)
  • Daniel Hildbrand (1906–1992), Grossrat (1949–1969), Regierungsstatthalter (1971–1976)
  • Otto Bellwald (1931–2021), Arzt und Kulturförderer, Ehrenburger
  • Franz Hildbrand (1942–2022), Grossrat (1973–1981), Nationalrat (1987–1995)
  • André Marty (* 1965), Journalist und Pressesprecher
  • Sina (* 1966), Mundartrock-Sängerin, Ehrenburgerin

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gampel-Bratsch – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Gemeinde Gampel-Bratsch: Geschichte. In: Gampel-Bratsch. Abgerufen am 25. Juli 2023.
  6. Rachel Siggen-Bruttin: Gampel. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). 23. Dezember 2016, abgerufen am 25. Juli 2023.
  7. Gemeinde Gampel-Bratsch: Geschichte. Gemeinde Gampel-Bratsch, abgerufen am 25. Juli 2023.
  8. Gregor Zenhäusern: Bratsch. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). 4. Januar 2017, abgerufen am 25. Juli 2023.
  9. Walliser Bote: Auch Gampel und Bratsch fusionieren. In: E-Newspaper Archives. 21. Januar 2008, abgerufen am 25. Juli 2023.
  10. Nationalratswahlen 2023: Stärkste Partei, Kanton Wallis - Gampel-Bratsch. In: Bundesamt für Statistik. 22. Oktober 2023, abgerufen am 25. Oktober 2023.
  11. Walliser Bote: Der grosse Unbekannte. Pomona Media, 24. Juli 2020, abgerufen am 3. Februar 2023.
  12. Walliser Bote: Erinnerungen der kunstvollen Art. Mengis Medien, 22. März 2001, abgerufen am 3. Februar 2023.
  13. Bratsch - Ein Dorf macht Schule. In: Filmcoopi. Abgerufen am 10. Oktober 2023.
  14. SRF: «DOK»-Film «Bratsch – Ein Dorf macht Schule» gewinnt Berner Filmpreis. SRG Deutschschweiz, 19. September 2023, abgerufen am 10. Oktober 2023.
  15. Manuela McGarrity: Appenzeller Reisereporter ermittelt in Mordfall in Gampel-Bratsch. In: Pomona. Pomona Media, 16. Mai 2023, abgerufen am 22. Mai 2023.
  16. Daniel Zumoberhaus: Hecht erhält einen besonderen Stern – die aktuell «beste Schweizer Mundartband». In: Pomona Media. 19. August 2023, abgerufen am 20. August 2023.
  17. Gemeinde Gampel-Bratsch: Partnergemeinde Horw. 2022, abgerufen am 4. Februar 2023.