Gary A. Polis

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Gary A. Polis, 1996

Gary Allan Polis (geboren am 28. August 1946 in Los Angeles; gestorben am 27. März 2000 im Golf von Kalifornien) war ein US-amerikanischer Arachnologe und Ökologe. Seine Forschungsschwerpunkte waren die Biologie der Skorpione, Nahrungsnetze und trophische Kaskaden.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gary A. Polis studierte an der Loyola University in Los Angeles. Er erhielt 1969 seinen Bachelor-Abschluss in Biologie und Psychologie. Anschließend arbeitete er als Lehrer an der El Camino Real High School in Los Angeles, wo er 1972 zum Lehrer des Jahres gewählt wurde. Er setzte sein Studium an der University of California, Riverside fort und beschäftigte sich dort mit dem Studium der Vaejovidae, einer Familie der Skorpione. Bis heute ist durch Polis' frühe Forschungen Smeringurus mesaensis jene Art der Skorpione, deren Ökologie am eingehendsten untersucht worden ist. Polis erhielt 1975 sein Magisterdiplom und schloss sein Studium 1977 mit einem Doktortitel in Biologie ab.[1][2]

Von 1977 bis 1979 lehrte Polis als Dozent an der Oregon State University. Dann wechselte er an die Vanderbilt University, wo er die Zoologie der Wirbellosen und Meeresbiologie unterrichtete und 1992 eine Professur erhielt. Polis wechselte 1998 an die University of California, Davis. Dort war er von Juli 1998 bis zu seinem Tod Inhaber des Lehrstuhls für Umweltwissenschaften und Umweltpolitik.[1][3]

Polis war Verfasser und Herausgeber mehrerer Bücher. Die von ihm herausgegebene und mitverfasste Biology of Scorpions wurde als die „Skorpionbibel“ bezeichnet und ist bis heute ein Standardwerk. 1991 folgte mit The ecology of desert communities ein weiteres bahnbrechendes Werk, mit dem er die Fokussierung auf Skorpione aufgab. Seine späteren Forschungen galten Nahrungsnetzen und trophischen Kaskaden und führten zu mehreren, teilweise posthum, veröffentlichten Büchern. Polis' letzte große Arbeit, Scorpion biology and research, wurde ebenfalls erst nach seinem Tod veröffentlicht.[1][2]

Polis galt in der Fachwelt als einer der bedeutendsten Arachnologen des späten 20. Jahrhunderts und wurde in einem Nachruf, auch wegen seiner Medienpräsenz, als der „berühmteste Skorpionforscher der Welt“ bezeichnet. Er war ein Experte für die Ökologie der Wüstentiere und beriet die US-amerikanische Regierung während des zweiten Golfkriegs über Wüstenskorpione. Seine Arbeit als Ökologe wurde in den 1990er Jahren mit mehr als 500.000 US-Dollar Fördergeldern der National Science Foundation unterstützt, wodurch er zu einem der finanziell am besten ausgestatteten Ökologen der Welt wurde. Zuletzt konzentrierte er sich auf die Ökologie kleiner Inseln im Golf von Kalifornien, wohin er häufig Exkursionen durchführte.[2][3][4][5]

Gary A. Polis kam zusammen mit einem Mitarbeiter seiner Universität und drei Wissenschaftlern der Universität Kyōto ums Leben, als ihr Forschungsboot in einem überraschend aufgezogenen Sturm im Golf von Kalifornien kenterte. Nach Angaben eines der vier Überlebenden hatte Polis noch versucht, andere Verunglückte zu retten. Polis hinterließ seine Ehefrau und zwei Kinder.[1][6]

Dedikationsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gary A. Polis (Hrsg.): The biology of scorpions. Stanford University Press, Stanford 1990, ISBN 0-8047-1249-2.
  • Gary A. Polis (Hrsg.): The ecology of desert communities. University of Arizona Press, Tucson 1991, ISBN 0-8165-1186-1.
  • Larry P. Pringle und Gary A. Polis: Scorpion Man: Exploring the World of Scorpions. Scribner’s Sons, New York 1994, ISBN 0-684-19560-7 (Kinderbuch).
  • Gary A. Polis: Food webs. Integration of patterns & dynamics. 2nd print Kluwer, Boston 2001, ISBN 0-412-04051-4.
  • Philip R. Brownell und Gary A. Polis: Scorpion biology and research. Oxford University Press, Oxford 2001, ISBN 0-19-508434-9.
  • Gary A. Polis, Mary E. Power und Gary R. Huxel (Hrsg.): Food webs at the landscape level. University of Chicago Press, Chicago 2004, ISBN 0-226-67327-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Donald R. Strong und Alan Hastings: Resolution of respect. Gary Allen Polis. 28 August 1946–29 March 2000. In: Bulletin of the Ecological Society of America 2001, Band 82, Nr. 2, S. 110–111, Online PDFhttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.esa.org%2Fhistory%2Fobits%2FPolis_GA.pdf~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3DOnline%20PDF~PUR%3D, 450 kB.
  2. a b c Victor Fet: Obituary. некролог. Гэри Аллан Полис (1946–2000). In: Arthropoda Selecta 2000, Band 8, Nr. 4, S. 293–295, ISSN 0136-006X (russisch und englisch). Teilweise leicht verändert nachgedruckt in: Newsletter of the British Arachnological Society 2000, Band 89, Online PDFhttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.science.marshall.edu%2Ffet%2Feuscorpius%2Ffetpubl%2FFet%25202000%2520obituary%2520Polis%2520BAS.pdf~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3DOnline%20PDF~PUR%3D, 2,0 MB (englisch).
  3. a b Wolfgang Saxon: Gary Allan Polis, 53, an expert on scorpions and desert ecology, The New York Times, 1. April 2000, abgerufen am 2. Dezember 2017.
  4. Gary A. Polis et al.: Island food webs. In: Ted J. Case, Martin L. Cody und Exequiel Ezcurra (Hrsg.): A new Island biogeography of the sea of Cortes. Oxford University Press, New York 2001, ISBN 0-19-513346-3.
  5. David Malakoff: Ecologists Drown During Research Trip, Science Magazine, 30. März 2000, abgerufen am 2. Dezember 2017.
  6. Robert Salladay: Emotional UC-Davis survivors recall heroes who died saving them, San Francisco Examiner, 31. März 2000, abgerufen am 2. Dezember 2017.