Gisberth Hülsmann

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Gisberth Hülsmann (2018)
Gemeindezentrum St.Marien in Gütersloh-Avenwedde
Gemeindezentrum St.Marien in Gütersloh-Avenwedde, Innenraum der Kirche (Foto: 2016)
Kirche St.Stephanus in Arnsberg-Niedereimer (Foto: 2016)
Kirchenraum St.Stephanus in Arnsberg-Niedereimer (Foto: 2016)
St.Bartholomäus, Warendorf-Einen, Haupteingang Neubau (1983) hinter dem Chor des Altbaus (11./12. Jhrdt.), (Foto: 2016)
St.Bartholomäus, Warendorf-Einen, Innenraum (Foto: 2016)

Gisberth Maria Hülsmann (* 11. August 1935 in Hamersleben) ist ein deutscher Architekt und Hochschullehrer, der Kirchen und Klöster baute.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gisberth Hülsmann wuchs als Sohn eines Tierarztes in Thedinghausen bei Bremen auf. Die Familie väterlicherseits stammt aus Coesfeld im Westmünsterland.

Nach seinem Abitur 1954/55 studierte Hülsmann zunächst Kunstgeschichte an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Nach einem Besuch des Klosters Maulbronn studierte er ab 1956 an die Technische Hochschule Karlsruhe Architektur. 1963 legte er sein Diplom extern bei Egon Eiermann ab. Nach einem Baupraktikum als Maurer und Zimmermann und 1959 im Bauatelier des Kirchenbaumeisters Emil Steffann war er von 1961 bis zu Steffann’s Tod 1968 dessen Mitarbeiter, später Partner und Verwalter des Nachlasses von Emil Steffann, den er 1986 an das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt am Main übergab.

Nach Abschluss der Projekte des Büros Steffann[1] und des gutachterlichen Wettbewerbs über die Restaurierung und den Umbau des Trierer Domes (1. Preis), mit dem dann Gottfried Böhm und Nikolaus Rosiny beauftragt wurden, führte er ab 1969 ein eigenes Büro in Wachtberg-Niederbachem bei Bonn-Bad Godesberg. Von 1981 bis 2010 wirkte er als Professor für Entwerfen an der Fachhochschule Aachen. Zu seinem Freundeskreis zählte Heinz Bienefeld, ein Schüler von Dominikus Böhm und Mitarbeiter von Emil Steffann.[2] Den Nachlass von Emil Steffann übergab Hülsmann 1986 dem Archiv des DAM (Deutsches Architekturmuseum)[3], seinen Vorlass dem Baukunstarchiv NRW.[4]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hülsmann (mit Manfred Sundermann, Herbert Muck und Ulrich Weisner) kuratierte die Ausstellung "Emil Steffann" vom 16. November bis 31. Dezember 1980 (Katalog) in der Kunsthalle Bielefeld. Sie wurde um die Ausstellung "Rudolf Schwarz" erweitert und als Wanderausstellung unter dem Titel "Zwei Rheinische Baumeister des XX.Jahrhunderts: Rudolf Schwarz und Emil Steffann" (Katalog)[5][6] im November 1981 in der Kunstakademie Düsseldorf eröffnet. In dem Beitrag "Wahr-nehmung, Anmerkungen zu Emil Steffann, 'Baufibel für Lothringen'" der Architekturzeitschrift arch+ spricht er sich in der Nachfolge Steffanns für ein ortsgerechtes Bauen aus[7] und bezeichnet die Notscheune im lothringischen Boust von Emil Steffann als Leitbild.[8]

Gisberth Hülsmann war Präsident der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst, Gründungsmitglied der Akademie für gestaltendes Handwerk in Aachen und zusammen mit Johannes Conradi Gründungssenator der Hochschule Anhalt am Bauhaus Dessau.

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Tod seiner Frau Barbara (geb. Ehmann), einer Apothekerin und Pianistin, zog sich Gisberth Hülsmann aus dem aktiven Berufsleben zurück. Das Paar hat zwei Töchter, Julia Hülsmann ist Jazzpianistin.

Architekturverständnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Hülsmanns Verständnis geht die „Vorstellung von einer ersten Architektur“ allem Bauen voraus. Diese sei das „Veräußern innerer Bilder“. Sein Werk und seine Baugestaltungslehre in der Nachfolge Emil Steffanns umfasst auch Inneneinrichtung (Möbel) und künstlerische Ausgestaltung (Glasfenster[9], liturgisches Gerät).[10]

Werk (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1961–1968 Bauatelier Steffann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1961: St.Laurentius, Köln-Lindenthal
  • 1964: Kartause Marienau, Seibranz im Allgäu[11]
  • 1964: Franziskanerkloster und Pfarrkirche St. Matthias, Euskirchen[12]
  • 1969: Gemeindezentrum St. Hedwig, Köln-Höhenhaus
  • 1969: Kloster der Dominikanerinnen, Düsseldorf-Angermund
  • 1970: Gemeindezentrum St. Walburga, Porta Westfalica–Hausberge[13]
  • 1970: Pfarrkirche in Oeffingen (Württemberg)
  • 1970: Renovierung der Stadtpfarrkirche St. Martin, Dornbirn (Vorarlberg)

1969–2005 Architekturbüro Hülsmann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St.Bartholomäus, Warendorf-Einen, Fenster
St.Albertus-Magnus, Essen-Katernberg
  • 1972: Pfarrkirche Mariä Verkündigung, Seligenstadt (Main)[14]
  • 1972: Umbau der Pfarrkirche St. Michael, Hohentengen (Württemberg)
  • 1973: Gemeindezentrum Auferstehung Christ, Senne I (Bielefeld)
  • 1974: Neuordnung der Stadtkirche in Altstätten (Kanton Sankt Gallen, Schweiz)
  • 1974: Gemeindezentrum St. Marien, Gütersloh-Avenwedde
  • 1975: St.Marien, Seligenstadt[15][16]
  • 1983: St. Bartholomäus, Warendorf-Einen (Entwurf 1978)
  • 1984: Gemeindezentrum St. Albertus Magnus, Essen-Katernberg
  • 1986: Gemeindezentrum Itatinga (São Paulo, Brasilien)
  • 1992: Renovierung Heilig-Kreuz-Kirche, Dortmund
  • 1996: Erzbischöflichen Kapelle St. Ansgar, Hamburg
  • 2000: Gemeindezentrum St. Antonius, Hamburg-Winterhude
  • 2003: Pfarrkirche St. Elisabeth, Gera[17][18]
  • 2002: Sakristei Bischofskirche St.Sebastian, Magdeburg

Wohnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1976–1978: Wohnhaus Bruncken; Wohnhaus Henrich, Wachtberg; Wohnhaus Dettling, Rheinbach
  • 1978: Stadthäuser auf der EURO-BAU-Ausstellung Bonn
  • 1979: Stadthäuser in Bonn-Bad Godesberg, An der Nesselburg
  • 1980: Neubau Hotel Laurentius, Weikersheim (Württemberg)
  • 1979: Atriumhäuser, Meckenheim–Merl
  • 1983: Altenheim Franziskushaus, Königswinter (mit Planungsgruppe Stieldorf)

Kloster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1980: Gästehaus Kloster Steinfeld (Eifel), (in Arbeitsgemeinschaft mit Manfred Sundermann)
  • 1989: Erweiterung Kloster La Pierre Qui Vire in St. Léger / Vauban, Frankreich (nicht ausgeführt)
  • 1999: Franziskanerinnenkloster in Schwäbisch Gmünd[19]
  • 2005: Wohntrakt Benediktinerkloster Nütschau-Travenbrück (Holstein)[20]

Planungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1986: Bebauungsplan und Gestaltungssatzung Ortskern Rheidt–Niederkassel
  • 1989: Umsiedlung von Inden (Gestaltungsplan und Baufibel; mit Horst Ulrich; prämiert mit dem 1. Preis)
  • 2005: städtebauliches Gutachten zur Zechensiedlung Phönixstraße, Gladbeck

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gisberth Hülsmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gisberth Hülsmann: Bauten der letzte Jahre, in: Der Architekt Emil Steffann 1899 - 1968. In: Dözesan-Kunstverein Linz (Hrsg.): Christliche Kunstblätter. Nr. 3/1969. Linz Juni 1969, S. 60–69.
  2. Manfred Sundermann: Holz und Stein werden Dich lehren … Schule des unbefangenen Bauens: Emil Steffann, Mitarbeiter, Schüler. In: Conrad Lienhardt, Kunstreferat Diözese Linz (Hrsg.): Emil Steffann (1899–1968) Werk, Theorie, Wirkung. Reihe Kirchenbau, Nr. 2. Schnell & Steiner, Regensburg 1999, ISBN 3-7954-1227-7, S. 87–92.
  3. DAM: Emil Steffann. In: DAM. DAM Sammlung, abgerufen am 17. Juni 2021.
  4. Baukunstarchiv NRW: Bestände. Abgerufen am 17. Juni 2021.
  5. Emil Steffann : Kunsthalle Bielefeld, 16.11. - 30.12.1980. Deutsche Nationalbibliothek, abgerufen am 29. Dezember 2017 (Katalogeintrag).
  6. Emil Steffann / Akad. d. Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Deutsche Nationalbibliothek, abgerufen am 29. Dezember 2017 (Katalogeintrag).
  7. Gisberth Hülsmann: Wahr-nehmung, Anmerkungen zu Emil Steffann, "Baufibel für Lothringen". In: arch+ 72 Reginales Bauen. arch+, abgerufen am 28. Dezember 2017.
  8. Gisberth Hülsmann: Die Notscheune im lothringischen Boust. In: Carl Lienhardt, Kunstreferat Linz (Hrsg.): Emil Steffann (1899 – 1968) Werk, Theorie, Wirkung. Reihe Kirchenbau, Nr. 2. Schnell & Steiner, Regensburg 1999, ISBN 3-7954-1227-7, S. 41 – 48.
  9. Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V.: Gisberth M. Hülsmann. Abgerufen am 10. Juni 2021.
  10. Biografie Hülsmanns auf seiner offiziellen Website. Abgerufen am 20. August 2016.
  11. Kartäuser Kloster Marienau Modell der Gesamtanlage. In: DAM-online. DAM, abgerufen am 5. März 2020.
  12. Euskirchen, St. Matthias. In: euskirchen stadt mit gesicht. Euskirchen.de, abgerufen am 5. März 2020.
  13. St.Walburga. In: Kirchenführer. Katholische Kirchengemeinde St. Walburga, Porta Westfalica, 23. Juli 2012, abgerufen am 5. März 2020.
  14. Fertigstellung 1972, Weihe 1975, vgl. Karin Berkemann: Architektur im Alltagstest: Der Fakir Hobby TE, in: moderneREGIONAL Oktober 2016 (online, anlässlich der von Karin Berkemann im Auftrag der Straße der Moderne in Zusammenarbeit mit dem Dommuseum Mainz kuratierten Ausstellung "Auf ewig. Moderne Kirchen im Bistum Mainz"); Robert Schnabel u. a. (Bearb.): 1966–2016. 50 Jahre St. Marien Seligenstadt, hg. von Holger Allmenroeder für die Katholische Kirchengemeinde St. Mariae Verkündigung Seligenstadt, Seligenstadt 2016.
  15. Karin Berkemann: Seligenstadt – St. Marien. In: Strasse der Moderne – Kirchen in Deutschland. Deutsches Liturgisches Institut, 18. Mai 2019, abgerufen am 18. Mai 2019.
  16. St. Marien / St. Margareta Seligenstadt. In: Bistum Mainz. Bistumm Mainz, abgerufen am 5. März 2020.
  17. (jak/kpi): Ein Haus Gottes, das offen ist für alle Neubau der St.-Elisabeth-Kirche in Gera / Kirchweihe mit Bischof Joachim Reinelt. In: Der Tag des Herrn online. 24. November 2003, abgerufen am 5. März 2020.
  18. Gera-Stadtzentrum Kirche St. Elisabeth. In: printbroker. Abgerufen am 5. März 2020.
  19. Kloster der Franziskanerinnen Schwäbisch-Gmünd Kloster in Schwäbisch-Gmünd. In: you-are-here. Abgerufen am 5. März 2020.
  20. Gisberth Hülsmann: Benediktiner Kloster "Benediktiner Priorat Nütschau" 23843 Travenbrück, Schlossstraße 30. Heinze, abgerufen am 5. März 2020.