Godlevskit

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Godlevskit
Godlevskit (silbriger Nugget) aus der Region Norilsk, Krasnojarsk, Sibirien, Russland
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1968-032[1]

IMA-Symbol

Go[2]

Chemische Formel
  • (Ni,Fe)9S8[1]
  • (Ni8,7Fe0,3)S8[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/B.17-020

2.BB.15b
02.07.04.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-disphenoidisch; 222[4]
Raumgruppe C222 (Nr. 21)Vorlage:Raumgruppe/21[3]
Gitterparameter a = 9,34 Å; b = 11,22 Å; c = 9,43 Å[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte nicht definiert (Vickershärte: 383 bis 415 (40 bis 50 g)[5]
Dichte (g/cm3) berechnet: 5,273[5]
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Farbe bronzegelb bis hellgelb
Strichfarbe grau
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz

Godlevskit (auch Godlewskit[6], IMA-Symbol Go[2]) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung (Ni,Fe)9S8[1] und damit chemisch gesehen ein Nickel-Eisen-Sulfid. Nickel und Eisen können sich dabei in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zum Schwefelanteil.

Godlevskit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem, konnte jedoch bisher nur in Form von körnigen und meist komplex verzwillingten Kristallen bis etwa einem Millimeter Größe sowie körniger Aggregate gefunden werden. Die Farbe der undurchsichtigen Kristalle gleicht einem bronzeähnlichen Gelb mit Metallglanz auf den Oberflächen.[7] In polierten Dünnschliffen ist er eher hellgelb.[5]

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Godlevskit in der Kupfer-Nickel-Lagerstätte zwischen Norilsk und Talnach (englisch Talnakh) in Russland (Ostsibirien). Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch E. A. Kulagow, T. L. Jewstignejewa und O. Je. Juschko-Sacharowa (russisch Э. А. Кулагов, Т. Л. Евстигнеева, О. Е. Юшко-Захарова), die das Mineral nach dem russischen Geologen Michaila Nikolajewitscha Godlewskogo (russisch Михаила Николаевича Годлевского; 1902–1984)[8] benannten.

Kulagow, Jewstignejewa und Juschko-Sacharowa sandten ihre Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen 1968 zur Prüfung an die International Mineralogical Association (interne Eingangs-Nr. der IMA: 1968-032[1]), die den Godlevskit als eigenständige Mineralart anerkannte. Die Publikation der Erstbeschreibung folgte ein Jahr später im russischen Fachmagazin Геология Рудных Месторождений (deutsche Transkription: Geologija Rudnych Mestoroschdeni). Die Anerkennung des Minerals wurde 1970 mit der Publikation der New mineral names im englischsprachigen Fachmagazin American Mineralogist bestätigt.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist der Godlevskit noch nicht verzeichnet.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten „Lapis-Mineralienverzeichnis“ nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/B.17-020. In der Lapis-Systematik entspricht dies der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfide, Selenide und Telluride mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te > 1 : 1“, wo Godlevskit zusammen mit Horomanit, Kharaelakhit, Mackinawit, Samaniit und Sugakiit die unbenannte Gruppe II/B.17 bildet.[7]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Godlevskit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S > 1 : 1 (hauptsächlich 2 : 1)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Nickel (Ni)“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.BB.15b bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Godlevskit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 02.07.04 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=9:8“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Godlevskit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe C222 (Raumgruppen-Nr. 21)Vorlage:Raumgruppe/21 mit den Gitterparametern a = 9,34 Å; b = 11,22 Å und c = 9,43 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Godlevskit bildet sich entweder in Hydrothermaladern oder in Peridotiten zusammen mit anderen Nickelsulfiden. Begleitminerale sind unter anderem Bornit, Chalkopyrit, Heazlewoodit, Magnetit, Millerit, Pentlandit, Pyrit und Pyrrhotin.[5]

Als seltene Mineralbildung konnte Godlevskit bisher (Stand: 2012) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei rund 20 Fundorte als bekannt gelten.[9] Neben seiner Typlokalität Norilsk-Talnach fand sich das Mineral in Russland bisher nur noch im Yoko-Dovyrensky Massiv nahe dem Baikalsee in der Republik Burjatien.

Fundorte sind unter anderem Mount Clifford in Westaustralien, Dobromirtsi bei Goze Deltschew in Bulgarien, die Jianchaling-Goldlagergstätte im Kreis Mian in China, Qeqertarsuatsiaat in Grönland, die „Fukumaki Mine“ bei Kudamatsu in Japan, die „Texmont Mine“ bei Timmins und die „Orford Nickel Mine“ bei Saint-Denis-de-Brompton (Le Val-Saint-François) in Kanada, in der Bou-Azzer-Mine nahe Tazenakht in der marokkanischen Provinz Ouarzazate, das Braszowice-Brzeźnica-Massiv nahe Ząbkowice Śląskie (deutsch: Frankenstein) in Polen, die „New Amianthus Mine“ bei Barberton in Südafrika, die „Dağküplü Mine“ und die „Kavak Mine“ bei Eskişehir in der Türkei sowie bei Moapa im Clark County (Nevada) in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[10]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Э. А. Кулагов, Т. Л. Евстигнеева, О. Е. Юшко-Захарова: Новый Сульфид никеля – Годлевскит. In: Геология Рудных Месторождений. Band 11, 1969, S. 115–121 (russisch, rruff.info [PDF; 916 kB; abgerufen am 7. Dezember 2022] englische Übersetzung: E. A. Kulagov, T. L. Evstigneeva, O. E. Yushko-Zakharova: The new nickel sufide godlevskite. In: Geologiya Rudnykh Mestorozhdenii.).
  • Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 55, 1970, S. 317–323 (englisch, rruff.info [PDF; 544 kB; abgerufen am 7. Dezember 2022]).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 426 (Erstausgabe: 1891).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Godlevskite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 1. Februar 2023 (englisch).
  2. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 7. Dezember 2022]).
  3. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 70 (englisch).
  4. David Barthelmy: Godlevskite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 7. Dezember 2022 (englisch).
  5. a b c d Godlevskite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 51 kB; abgerufen am 7. Dezember 2022]).
  6. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 319.
  7. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  8. Godlevskite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 7. Dezember 2022 (englisch).
  9. Localities for Godlevskite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 7. Dezember 2022 (englisch).
  10. Fundortliste für Godlevskit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 7. Dezember 2022.