Greenockit

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Greenockit
Greenockit aus der Tsumeb Mine, Namibia – Bildgröße 1 mm
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Gnk[1]

Andere Namen
Chemische Formel CdS[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze – Metallsulfide, M : S = 1 : 1 (und ähnliche)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/B.06
II/C.13-030

2.CB.45
02.08.07.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol dihexagonal-pyramidal; 6mm
Raumgruppe P63mc (Nr. 186)Vorlage:Raumgruppe/186
Gitterparameter a = 4,14 Å; c = 6,71 Å[4]
Formeleinheiten Z = 2[4]
Zwillingsbildung häufig Mehrlinge, Zwillingsebene {1122}[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 bis 3,5[3]
Dichte (g/cm3) gemessen: 4,82; berechnet: 4,824[3]
Spaltbarkeit unvollkommen nach {0001}, deutlich nach {1122}>[3]
Bruch; Tenazität muschelig
Farbe bräunlich, gelb, grünlich, orange, rot
Strichfarbe gelborange bis ziegelrot
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Glanz Diamantglanz bis Harzglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 2,529[5]
nε = 2,506[5]
Doppelbrechung δ = 0,023[5]
Optischer Charakter einachsig negativ (einachsig positiv bei Wellenlängen von Rot bis Blaugrün)
Pleochroismus schwach
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löst sich in Salzsäure unter Abgabe von Schwefelwasserstoffgas auf
Besondere Merkmale gelbe bis orangefarbene Fluoreszenz

Greenockit (veraltet Cadmiumblende) ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung CdS, ist also chemisch gesehen ein Cadmiumsulfid.

Greenockit findet sich meist in Form erdiger, pulvriger oder krustiger Überzüge, bildet aber selten auch kleine, hemimorphe, pyramidenförmige Kristalle bis etwa drei Zentimeter Größe aus. Die durchscheinenden bis undurchsichtigen Kristalle sind je nach Fremdbeimengung von gelboranger bis ziegelroter Farbe und weisen auf der Oberfläche einen harz- bis diamantähnlichen Glanz auf.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Greenockit ist nach Charles Cathcart, 2. Earl Cathcart benannt, damals besser bekannt als Lord Greenock, auf dessen Land das Mineral 1840 erstmals gefunden wurde. Als genaue Typlokalität gilt der Bishopton Tunnel bei Bishopton (Renfrewshire) in Schottland.

Erstmals beschrieben wurde Greenockit 1840 durch Robert Jameson (1774–1854), die chemische Analyse wurde von Arthur Connell durchgeführt.[6]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Greenockit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit [dem Stoffmengenverhältnis] Metall : Schwefel, Selen, Tellur = 1 : 1“, wo er zusammen mit Cadmoselit, Hexastannit (diskreditiert), Rhodostannit und Wurtzit die „Wurtzit-Reihe“ mit der System-Nr. II/B.06 bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/C.13-30. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te ≈ 1 : 1“, wo Greenockit zusammen mit Cadmoselit, Buseckit, Rambergit und Wurzit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.[7]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Greenockit ebenfalls in die Abteilung der „Metallsulfide mit dem Stoffmengenverhältnis M  : S = 1 : 1 (und ähnliche)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Zink (Zn), Eisen (Fe), Kupfer (Cu), Silber (Ag) usw.“ zu finden ist, wo es zusammen mit Cadmoselit, Rambergit und Wurzit die „Wurtzitgruppe“ mit der System-Nr. 2.CB.45 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Greenockit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er ebenfalls der „Wurtzitgruppe (Hexagonal: P63mc)“ mit der System-Nr. 02.08.07 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=1:1“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Atomare Struktur von Greenockit

Greenockit kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P63mc (Raumgruppen-Nr. 186)Vorlage:Raumgruppe/186 mit den Gitterparametern a = 4,14 Å und c = 6,71 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Die Kristallstruktur von Greenockit entspricht der von Wurtzit, setzt sich also CdS4-Tetraedern zusammen. Jeweils ein Cadmiumatom ist von vier Schwefelatomen umgeben und umgekehrt. Die miteinander verbundenen Tetraeder sind in hexagonaler Anordnung geschichtet.

Modifikationen und Varietäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Greenockit ist eine von zwei Modifikationen des Cadmiumsulfids. Die zweite ist der kubisch kristallisierende Hawleyit.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Greenockit ist ein typisches Sekundärmineral, bildet sich also durch Verwitterung oder Metamorphose unter anderem aus Sphalerit und überzieht dieses krustig. Massive Verkrustung sind auch in Hohlräumen vulkanischer Gesteine zu finden. Begleitminerale sind vor allem Calcit, Galenit, Prehnit, Sphalerit und verschiedene Zeolithe. Als pyramidenförmige Kristalle mit sechsseitiger Grundfläche bildet es sich vor allem auf Erzgängen.

Als eher seltene Mineralbildung kann Greenockit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Als bekannt gelten bisher (Stand 2015) rund 600 Fundorte.[9]

Fundorte sind unter anderem Llallagua in Bolivien, Příbram in Tschechien, die Tsumeb Mine in Namibia, der Bleiberg in Österreich, Renfrew in Schottland, die Empire Mines im Joplin Field, Jasper Co., Missouri, sowie weitere Gruben im Tri-State-District (Missouri, Oklahoma, Kansas) in den USA.[10]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Greenockit ist zwar neben Monteponit und Otavit ein wichtiges Cadmiummineral, jedoch sind die Mineralfunde trotz des Gehaltes von 77,8 % Cadmium zu gering, um als Erz zu dienen. Cadmium erhält man als Nebenprodukt bei der Zink-Gewinnung.

Es wurde vermutet, aber bisher nicht bewiesen, dass Greenockit schon vor 2000 Jahren als Pigment verwendet worden ist.[11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 30.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Greenockite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2022. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2022, abgerufen am 11. November 2022 (englisch).
  3. a b c d Greenockite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 49 kB; abgerufen am 11. November 2022]).
  4. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 82 (englisch).
  5. a b c Greenockite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 11. November 2022 (englisch).
  6. Robert Jameson: Notice of greenockite, a new mineral species of the order blende. In: The Edinburgh New Philosophical Journal. Band 28, 1840, S. 390–292 (rruff.info [PDF; 227 kB; abgerufen am 11. November 2022]).
  7. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 11. November 2022 (englisch).
  9. Localities for Greenockite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 11. November 2022 (englisch).
  10. Fundortliste für Greenockit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 11. November 2022.
  11. Cadmiumfarben. (PDF 514 KB) Kremer Pigmente, 25. Januar 2021, abgerufen am 11. November 2022.