Großstadtschmetterling

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Film
Titel Großstadtschmetterling
Produktionsland Deutschland, Großbritannien
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1929
Länge 7 Akte, 2452 Meter, bei 24 BpS 90 Minuten
Stab
Regie Richard Eichberg
Drehbuch Adolf Lantz, nach einer Textvorlage von Hans Kyser
Produktion Richard Eichberg-Film GmbH, Berlin; British International Pictures (BIP), London
Musik Max Pflugmacher (Kinomusik)
Kamera Otto Baecker, Heinrich Gärtner
Besetzung

Großstadtschmetterling ist ein deutsch-britischer Spielfilm von Richard Eichberg aus den Jahren 1928/29. In dem stummen Drama waren die chinesisch-amerikanische Schauspielerin Anna May Wong, die deutschen Darsteller Alexander Granach und Louis Lerch und der Ungar Szöke Szakall in Hauptrollen zu sehen.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film spielt in der Pariser Bohème. Der brutale und skrupellose Clown Coco liebt die schöne chinesische Tänzerin Mah und stellt ihr nach. Als Coco einen Akrobaten tötet, lenkt er den Verdacht auf Mah; diese findet Zuflucht bei dem in einem Dachatelier lebenden russischen Maler Kusmin und wird sein Modell. Als sie bei der Bank einen Scheck für Kusmin einlösen soll, folgt Coco ihr, und als sie sich weigert, mit ihm zu gehen, nimmt er ihr das Geld ab. Da Coco gedroht hat, Kusmin zu töten, falls sie den Diebstahl verrät, kann sie sich Kusmin gegenüber nicht offenbaren. Kusmin hält sie daher selbst für die Diebin und wirft sie hinaus. Erst nach vielen weiteren Verwicklungen kann Mah Coco entlarven, das Geld wiederbeschaffen und Kusmin mit Hilfe des Baron Neuve über den wahren Sachverhalt aufklären. Endlich von Schuld reingewaschen, verschwindet sie trotz des Angebots von Kusmin und seiner neuen Geliebten, mit ihnen zu leben, in der Menge: „Ich gehöre nicht zu euch.“

Produktion und Kinoauswertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Großstadtschmetterling“ war eine deutsch-britische Gemeinschaftsproduktion der Richard Eichberg-Film GmbH, Berlin und der British International Pictures (BIP), London. Die photographische Leitung hatte Heinrich Gärtner, assistiert von Otto Baecker. Das Bühnenbild schufen Willi A. Herrmann und Werner Schlichting. Aufnahmeleiter war Arthur Teuber. Die Kinoauswertung übernahm die Süd-Film AG.

„Großstadtschmetterling“ entstand zwischen Dezember 1928 und Februar 1929 in den UFA Ateliers Neubabelsberg mit Außenaufnahmen in Paris, Nizza und Monte Carlo. Der Film lag am 23. März 1929 der Reichsfilmzensur vor, die ihm unter der Nummer B 22046 Jugendverbot erteilte.

Nach „Schmutziges Geld“ war „Großstadtschmetterling“ Eichbergs zweite Zusammenarbeit mit Anna May Wong; 1930 sollte der Tonfilm „Hai-Tang. Der Weg zur Schande“ folgen. Der Film hatte verschiedene Alternativtitel, wie „City Butterfly“, „Pavement Butterfly“ (in Deutschland „Asphaltschmetterling“[1]), „Die Fremde“ (Arbeitstitel) und „Ballade einer Liebe“ (Untertitel).

Die Uraufführung fand am 10. April 1929 in Berlin im Universum-Kino[2] statt, wo Komponist Pflugmacher als Gastdirigent das Kinoorchester leitete,[3] und im Titania-Palast. Dort dirigierte Hans Heinrich Dransmann das Orchester.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film verdankt seine Bedeutung vor allem der chinesisch-amerikanischen Hauptdarstellerin Anna May Wong, die in Hollywood aufgrund ihrer chinesischen Abstammung auf Rollen festgelegt war, die ganz den landestypischen chinesischen Stereotypen entsprachen. In einer europäischen Produktion wie dieser konnte Wong hingegen ihre ganze Schauspielkunst[4] in einer Rolle zeigen, die Chinesen weder diffamierte noch so klischeehaft überzeichnete, wie dies in ihren amerikanischen Filmen normalerweise der Fall war.

Der Film wurde besprochen in:[5]

  • F.W. [d. i. Fritz Walter] im Berliner Börsen-Courier. Nr. 168, 11. April 1929
  • Ernst Blaß im Berliner Tageblatt. Nr. 176, 14. April 1929
  • Hans Sahl in Der Montag Morgen. Nr. 15, 15. April 1929
  • -den. [d. i. Hermann Linden] in der Frankfurter Zeitung. Nr. 331, 4. Mai 1929

Max Pflugmachers Filmmusik wurde besprochen von

  • -r. [d. i. Ernst Jäger] im Film-Kurier. Nr. 86, 11. April 1929

Wiederaufführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Rahmen der Stummfilmkonzerte wurde der Film am 9. September 2009 im Berliner Kino Babylon, begleitet von Stephan von Bothmer, gezeigt.[6]

Das kommunale Nürnberger “Filmhaus” Kino zeigte den Film am 12. Mai 2013 begleitet durch Dr. Dieter Meyer am Flügel.[7]

Bei den Bonner Stummfilmtagen 2023 wurde die neu restaurierte Kopie des Deutschen Filmmuseums (DFF) am 10. August 2023 mit dem Aljoscha Zimmermann Ensemble zur Aufführung gebracht. Der Film konnte auch für 2 Tage als Stream abgerufen werden.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Herbert Birett: Stummfilmmusik. Materialsammlung. Deutsche Kinemathek, Berlin 1970.
  • Anthony B. Chan: Perpetually Cool: The Many Lives of Anna May Wong (1905–1961) (= The Scarecrow Filmmakers Series. Band 103). Verlag Scarecrow Press, 2007, ISBN 978-0-8108-5909-8, S. 49 u. 296.
  • Gero Gandert: 1929 – Der Film der Weimarer Republik. Verlag Walter de Gruyter, 2011, ISBN 978-3-11-085261-5, S. 262f. Nr. 72.
  • Graham Russell Gao Hodges: Anna May Wong. From Laundryman's Daughter to Hollywood Legend. Palgrave Macmillan, New York NY u. a. 2004, ISBN 0-312-29319-4, S. 97 f.
  • Albert Klein: Alexander Granach: fast verwehte Spuren (= Reihe Deutsche Vergangenheit. Band 110). Verlag Hentrich, 1994, ISBN 3-89468-108-X, S. 91–92, 209.
  • Gerhard Lamprecht: Deutsche Stummfilme. Band 9: 1927–1931. Dt. Kinemathek, Berlin um 1967, DNB 457340444, S. 541 u. 746.
  • Michael Wedel: Kolportage, Kitsch und Können: das Kino des Richard Eichberg (= Filmblatt / Filmblatt-Schriften. Band 5). Verlag CineGraph Babelsberg, 2007, ISBN 978-3-936774-05-4, S. 116.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abbildungen:

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. vgl. Chan S. 49.
  2. Auch „Luxor-Palast“; Halensee-Palast. 1927/28 von Erich Mendelsohn mit 1791 Plätzen gebaut. Vgl. berlin.de
  3. Birett, Stummfilmmusik S. 140.
  4. vgl. Fritz Walter im Börsen-Courier: „Anna Mae Wongs Kunst freilich ist seit diesem Film noch gewachsen. Sie gibt jetzt - über die Faszinationskraft ihrer Erscheinung und ihres asiatischen Wesens hinaus - auch ihre bisher stärkste schauspielerische Leistung.“
  5. Angaben nach Gandert, 1929, S. 262–264.
  6. bothmer-music Tournee. Abgerufen am 22. August 2023.
  7. vgl. Programm Filmhaus 05/13, (PDF)
  8. Stummfilmtage Bonn 2023. Abgerufen am 15. August 2023.