Hanne Mertens

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hanne Hermine Mertens (* 13. April 1909 in Magdeburg; † zwischen 21. April und 23. April 1945[1] im KZ Neuengamme, Hamburg) war eine deutsche Schauspielerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stolperstein vor dem Haus Sierichstraße 66 in Winterhude.

Hanne Mertens, Tochter eines Rechtsanwaltes, hatte drei Geschwister. Sie beendete ihre Schullaufbahn 1928 an einem Berliner Mädchengymnasium. Danach ließ sie sich an der staatlichen akademischen Schauspielschule zu Berlin bis Oktober 1930 zur Schauspielerin ausbilden. Anschließend wirkte sie in kleinen Rollen am Berliner Staatstheater. Das erste Festengagement führte Mertens im August 1932 an die Städtischen Theater von Düsseldorf.[2] In Düsseldorf trat sie unter der Intendanz von Walter Bruno Iltz an der Seite der Kollegen Leo Askenasy, Ludwig Schmitz und Marieluise Claudius auf. Zwischenzeitlich nahm sie auch an den Marburger Festspielen teil.

In Berlin, wo die Künstlerin 1934 mit einer winzigen Rolle ihr Filmdebüt gab, wirkte Mertens am Theater am Nollendorfplatz und an der Volksbühne, wo man sie beispielsweise 1936 an der Seite von Heinrich George in Hermann Burtes Warbeck sah.[3] 1938 ging Mertens nach München, an die Kammerspiele des von Otto Falckenberg geleiteten Schauspielhauses. Zu ihren Kollegen dort zählten unter anderem O. E. Hasse, Heidemarie Hatheyer, Christian Kayßler, Hedwig Wangel und Carl Wery.

1943 folgte sie einem Ruf ans Thalia-Theater in Hamburg. Mertens, die bereits am 1. Mai 1933[4] der NSDAP beigetreten war, entwickelte sich im Laufe der Jahre von einer Mitläuferin zu einer erklärten Gegnerin des NS-Regimes.

Im Januar 1945 spöttelte sie auf einer Feier zunächst über die NSDAP und ihren „Führer“ und sang dann das Lied ‘Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei’, wobei sie den nachfolgenden Original-Halbsatz in ‘zuerst Hitler, dann die Partei’ umwandelte. Ein anwesender Gestapo-Mann verfasste daraufhin ein Memorandum, das er an seinen Vorgesetzten weitergab.[5] Am 5. Februar 1945 wurde Mertens auf Veranlassung des Leiters der Hamburger Gestapo, Oberregierungsrat Hans Wilhelm Blomberg,[5] wegen Wehrkraftzersetzung verhaftet und in das Frauengefängnis Fuhlsbüttel verbracht. Dort wurde sie in Dunkelhaft genommen und misshandelt.[2]

Angesichts der nahenden britischen Truppen verlegte man am 20. April 1945 die Schauspielerin, zusammen mit 70 weiteren „KoLa-Fu“-Häftlingen, in das KZ Neuengamme. Diese 71 mehrheitlich politischen Häftlinge, darunter 13 Frauen, waren auf einer Liquidationsliste vermerkt und wurden im dortigen Arrestbunker in den folgenden Nächten (21./22. und 22./23. April 1945) erhängt.[2]

Der Künstlerin zu Ehren wurde 1981 in Hamburg-Niendorf eine Straße in Hanne-Mertens-Weg umbenannt.[6] Am 22. April 1987 wurde eine Namenstafel am Mahnmal Tisch mit 12 Stühlen zu Ehren der Widerstandskämpfer in Hamburg-Niendorf angebracht. Am 19. Oktober 2007 wurde in Anwesenheit von Kultursenatorin Karin von Welck und der Schirmherrin des Projektes in Hamburg, Bischöfin Maria Jepsen, der 2000. Stolperstein[7][8] im Gedenken an das Schicksal von Mertens vor dem Thalia Theater enthüllt. Ein weiterer Stolperstein erinnert vor ihrem Wohnsitz in der Sierichstraße an die Künstlerin.[9]

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 248.
  • Gedenkbuch „Kola-Fu“ für die Opfer aus dem Konzentrationslager, Gestapogefängnis und KZ-Außenlager Fuhlsbüttel, hrsg. von KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Hamburg 1987.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. da der genaue Zeitpunkt ihrer Ermordung nicht überliefert ist, aber nachzulesen in den Gerichtsakten des Curiohausprozesses, divergieren die Angaben von Quelle zu Quelle
  2. a b c Stolpersteine Hamburg - Hanne Mertens
  3. Volksbuehne Berlin: Spielzeitchronik 1930 bis 1940 (Memento des Originals vom 25. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.volksbuehne-berlin.de
  4. Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 248 (Quelle: Reichsfilmkammerakte Mertens, Bundesarchiv Berlin).
  5. a b Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 248 (Quelle: KZ-Gedenkstätte Neuengamme).
  6. Gedenkbuch „Kola-Fu“ für die Opfer aus dem Konzentrationslager, Gestapogefängnis und KZ-Außenlager Fuhlsbüttel, hrsg. von KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Hamburg 1987
  7. 2000ster Stolperstein in Hamburg auf www.hagalil.com
  8. Bild vom 13. August 2010
  9. Bild vom 7. Juli 2010

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]