Hans Georg Karl Anton von Ribbeck

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Stolperstein für Hans-Georg Karl Anton von Ribbeck in Ribbeck (2017)

Hans Georg Karl Anton von Ribbeck (* 5. Juli 1880 in Bagow; † 15. Februar 1945 im KZ Sachsenhausen)[1] war ein deutscher Gutsbesitzer und Gegner des NS-Regimes.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ribbeck stammt aus einer alten Gutsbesitzerfamilie mit gleichnamigem Stammsitz Ribbeck bei Nauen. Er wurde als Urenkel und Sohn von brandenburgischen Gutsherren und Offizieren geboren, die Familie gehört zum mittelmärkischen Uradel. Sein Vater, der Leutnant Henning von Ribbeck (1856–1896), hatte die Rittergüter Ribbeck und Bagow als Eigentum. Seine Mutter Adelheid war eine geborene von Krosigk-Hohenerxleben (1859–1927).

Die Schulzeit erlebte er auf der Ritterakademie Brandenburg.[2] Danach folgte die Militärzeit beim Magdeburgischen Husaren-Regiment Nr. 10 der Preußischen Armee als Leutnant. Im Ersten Weltkrieg wurde Ribbeck Rittmeister der Reserve, lernte zuvor Landwirtschaft.[3] Hans von Ribbeck-Ribbeck war über vier Jahrzehnte Gutsherr auf Ribbeck mit Bagow im damaligen Kreis Westhavelland.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans von Ribbeck heiratete 1906 in Ribbeck[4] Marie-Agnes Freiin von Schele (1880–1967), Tochter des Generalleutnants Friedrich von Schele und der Emma Freiin von Hammerstein-Equord, die als Witwe in Ribbeck lebte.[5] Mit Marie-Agnes hatte er zwei Töchter und drei Söhne. Lebensmittelpunkt war das Herrenhaus Ribbeck, welches er sechzehnjährig im Minorat früh erbte und dann baulich erneuern ließ.

Gutsbesitzer im Widerstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ribbeck übernahm 1896[6] das Rittergut Ribbeck, etwas später noch 1904 in der Nähe den alten Nebensitz Bagow. Der Umfang der Besitzungen blieb von 1896 bis 1929 konstant, gesamt 2460 ha.[7] Hans von Ribbeck-Ribbeck war Kirchenpatron in beiden Gemeinden. Früh trat er dem Johanniterorden ein. Ribbeck wurde dort 1916 Ehrenritter und 1925 Rechtsritter, außerdem Mitglied der Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft.[8] Die genealogische Fachliteratur umschreibt seine Person als konservativ, er war Mitglied im Stahlhelm. Ribbeck trat nicht in die SA über und wurde während des 30. Juni 1934 kurz verhaftet.[9] In der längst gleichgeschalteten Deutschen Adelsgenossenschaft war er aber mit seiner Frau und den Brüdern Mitglied. Seine zweite Verhaftung, mit dem Forschungsstand[10] von Kurt Finker, am 18. April 1944 führte dann in den Tod. Er kam ins KZ Sachsenhausen. Nach allen Forschungen und dem Totenbuch der dortigen Gedenkstätte ist sein Todestag der 15. Februar 1945. Zur Verhaftung kam es wegen einer Denunziation.[11] Unabhängig der formellen Enteignungen nach 1944 und 1947 war als Erbe auf Ribbeck der Sohn Henning bestimmt, für Bagow sein Bruder Hans-Georg von Ribbeck.

Am 11. Juni 2013 wurde für Hans Georg Karl Anton von Ribbeck am Schloss Ribbeck ein Stolperstein verlegt.

Die Nachfahren leben heute wieder im Ort und haben sich 1999 in einem Vergleich mit den Behörden verständigt, auch weil rechtlich nicht zu klären war, ob Hans Georg Karl Anton von Ribbeck durch seine Inhaftierung die Verfügungsgewalt über seine Güter verlor oder nicht, und im Grundbuch keine Eintragung über eine frühere Enteignung vor 1945 vollzogen wurde.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser. 1918. Justus Perthes, Gotha 1918, S. 725 ff., Textarchiv – Internet Archive
  • Gerd Gnewuch, Hasso Lancelle: Geschichte der Familie von Ribbeck – ein Beitrag zur brandenburgischen Landesgeschichte. Herausgegeben im Auftrag der Familie, Dietrich von Ribbeck, Friedrich-Carl von Ribbeck, Bonn 1984, S. 115 f.
  • Walter v. Hueck, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. A (Uradel/ vor 1400 nobilitiert) 1969. A. Band IX, Band 43 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv e. V. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1969, S. 337–340. ISSN 0435-2408.
  • Renate, Henning und Hans-Georg von Ribbeck: Hans von Ribbeck, Marie – Agnes von Ribbeck Freiin von Schele 1880––1980. Manuskript A 5, Privatdruck im Selbstverlag, 1980, S. 80 (nicht in DNB und KIT erfasst).
  • Udo Geiseler: Ribbeck. in: Almut Andreae, Udo Geiseler (Hrsg.): Die Herrenhäuser des Havellandes. Eine Dokumentation ihrer Geschichte bis in die Gegenwart. Lukas Verlag, Berlin 2001, S. 255–259. ISBN 3-931836-59-2.
  • Christine Scheiter: Familie von Ribbeck auf Ribbeck im Havellande. Die genealogische Darstellung der Familie und eine baugeschichtliche Betrachtung des Herrenhauses. GRIN Verlag, München 2009, ISBN 978-3-640-30343-4.
  • Friedrich-Carl und Ute von Ribbeck: Auf Marschbefehl meiner Ahnen. In: Martina Schellhorn, Oliver Mark: Heimat verpflichtet. Märkische Adlige – eine Bilanz nach 20 Jahren. 2. Auflage mit überarbeiteter Chronik. Gestaltung Bauersfeld, Druck Arnold Großbeeren, Hrsg. und Selbstverlag Brandenburgische Landeszentrale für Politische Bildung, Potsdam 2012, S. 168–177. ISBN 978-3-932502-60-6.
  • Ribbeck, Landkreis Havelland. In: Schlösser und Gärten der Mark. Heft 113, 4. veränderte Auflage. Deutsche Gesellschaft e. V., Berlin 2019, ISBN 978-3-941675-16-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Günter Morsch, Astrid Ley, Winfried Meyer, Hans Coppi, Frauke Kerstens, Iris Schwarz: Totenbuch KZ Sachsenhausen 1936–1945. Hrsg.: Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, Oranienburg. Ribbeck, Hans von, Häftlingsnummer 83647. Sachsenhausen, Oranienburg 15. Februar 1945, S. 1 (stiftung-bg.de [abgerufen am 6. Juli 2022]).
  2. Otto Heine: Ritter-Akademie zu Brandenburg a. H. XXXIX. Bericht über das Schuljahr von Ostern 1894 bis Ostern 1895. 1895. Progr. No. 68 Auflage. IV. Statistische Mitteilungen. D. Schülerverzeichnis (vom 1. Februar 1895), Ober-Tertia. Gustav Matthes, Brandenburg a. H. 1895, S. 22 (uni-duesseldorf.de).
  3. Siegfried von Boehn, Wolfgang von Loebell: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. Teil. Fortsetzung und Ergänzung 2., 1914–1945. Mit einer Gedenktafel der Opfer des 2. Weltkrieges. Hrsg.: Karl von Oppen, Otto Graf Lambsdorff, Gerhard Hannemann. Zöglingsnummer: 1576. Gerhard Heinrigs, Köln 1971, DNB 720252679, S. 44.
  4. Herold Verein zu Berlin (Hrsg.): Der Deutsche Herold. Zeitschrift für Wappen-, Siegel-und Familienkunde. 1906. XXXVII Auflage. Familien-Nachrichten, Nr. 12. Carl Heymanns Verlag, Berlin Dezember 1896, S. 202 (google.de).
  5. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. 1910. 60. Auflage. Justus Perthes, Gotha 13. November 1909, S. 304 (Textarchiv – Internet Archive).
  6. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Schüler-und Alumnatsverzeichnis. I von IV, 1894. von Ribbeck, Hans Georg Karl Anton-Zögling-RA-No. 1576. Selbstverlag. Gedruckt in der Buchdruckerei P. Riemann, Belzig, Ludwigslust 1913, DNB 361143532, S. 362 (staatsbibliothek-berlin.de).
  7. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band VII. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. In: Mit Unterstützung von Staats- und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. 4. Auflage. Letzte Ausgabe-Niekammer-Reihe. Verlag Niekammer’s Adreßbücher, Leipzig 1929, S. 137–141 (martin-opitz-bibliothek.de).
  8. Liste der Mitglieder der Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft des Johanniterordens 1935. Eigenverlag, Berlin, Potsdam 1. Mai 1935, S. 53 (kit.edu).
  9. Kurt Finker: Eine adlige Familie in Umbruchszeiten. Das Schicksal der Familie von Ribbeck im Havelland (1933–1947). In: Kurt Adamy, Kristina Hübener (Hrsg.): Adel und Staatsverwaltung in Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert. Ein historischer Vergleich. Potsdamer Historische Studien, Band 2. De Gruyter, Berlin / Boston 2014, ISBN 978-3-05-002825-5, S. 219–231 (google.de – Reprint, Online-Ressource, Original 1996).
  10. Kurt Finker (Hrsg.): Zwischen Integration und Legitimation. Der antifaschistische Widerstandskampf in Geschichtsbild und Geschichtsschreibung der DDR. Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen, Leipzig 1999, ISBN 3-932725-91-3, S. 163 (google.de).
  11. Barbara Mansfield: Wir sind nicht besser, aber anders. Deutscher Adel in der Nachkriegszeit und in der Bundesrepublik Deutschland. Sein Selbstverständnis unter besonderer Berücksichtigung des Geschlechtes derer von Arnim. 2. Online Auflage. Books on Demand, Norderstedt 2021, ISBN 978-3-7534-6354-4, S. 77–81 (google.de).