Hans Gronewald

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hans Gronewald

Johannes Gronewald (genannt Hans; * 9. Juni 1893 in Buisdorf; † 9. August 1972 in Osnabrück) war ein deutscher Politiker (NSDAP). Er war Mitglied des Reichstages, Mitglied des Landtages und Landrat.

Leben und Beruf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johannes Gronewald, der sich selbst Hans nannte, musste nach dem Tod seiner Mutter vorzeitig das Gymnasium in Bonn verlassen, um eine dreijährige Lehrzeit als Medizinaldrogist zu absolvieren. Nach einer Tätigkeit als reisender Kaufmann wurde er Filialleiter einer Apotheke in Osnabrück. Vom Mai 1915 bis November 1918 nahm er als Frontkämpfer in Frankreich am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg nahm er seinen alten Beruf wieder auf. 1933 wurde er im Zuge der Gleichschaltung zum Regierungsrat bei der Bezirksregierung in Osnabrück berufen. Dort war er für die Bereiche Preisregulierung und Nahrungsmittelpolizei eingesetzt. 1934 kam Gronewald als NSDAP-Kreisleiter nach Leer, für einige Monate amtierte er zugleich als kommissarischer Kreisleiter in Aurich. Im April 1935 wurde er hauptamtlicher Landrat des Kreises Aschendorf-Hümmling, zunächst kommissarisch, seit 1936 endgültig. Hier amtierte Gronewald formal bis zum 8. Mai 1945 und gab sich gegenüber dem fanatischen NSDAP-Kreisleiter Gerhard Buscher (1891–1971) als mäßigende Kraft. Seit 1942 war Gronewald kommissarisch zeitweilig auch Meppener Landrat.

Der NS-Aktivist war bis Oktober 1945 in Esterwegen, dann bis Dezember 1946 in Fallingbostel interniert. Seine Rückkehr nach Aschendorf/Ems löste heftige, aber vergebliche Proteste aus. 1949 war Gronewald Mitangeklagter in einem Prozess in Osnabrück um die Zerstörung der jüdischen Bethäuser in Sögel und Werlte. Nach dem Ende der Internierung war Gronewald Reisevertreter, bis er Anfang 1956 in den Ruhestand trat.

Politische Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gronewald trat 1923 bzw. erneut nach der Aufhebung des zwischenzeitlichen Parteiverbots zum 1. September 1925 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 16.029).[1] Vorher war er bereits im Stahlhelm organisiert gewesen. Zunächst die rechte Hand des Osnabrücker NSDAP-Bezirksleiters Otto Marxer (1896–1942), wurde er im Mai 1929 zum stellvertretenden Bezirksführer und im September 1930 selbst zum Führer der NSDAP im Regierungsbezirk Osnabrück ernannt. Gronewald fungierte im November 1930 außerdem als Kreisleiter des Kreises Wittlage, den man aber bald dem Bezirk Osnabrück-Land eingliederte. Im April 1932 wurde Gronewald ebenso wie im März 1933 in den Preußischen Landtag gewählt, dem er bis zur Auflösung angehörte. Im März 1933 zog er zugleich in das Osnabrücker Bürgervorsteher-Kollegium (= Stadtrat) ein. Im November 1933 kam der weithin bekannte NS-Aktivist in den gleichgeschalteten Reichstag. Sein Amt als Gauinspekteur in der NSDAP verlor er 1934. Überdies stufte man ihn zur „Reichstagswahl“ von 1936 auf einen aussichtslosen Listenplatz zurück, offensichtliches Zeichen seines Bedeutungsverlustes innerhalb der Partei, wobei er wohl im Machtkampf zwischen Gauleiter Carl Röver und dem Osnabrücker Regierungspräsidenten Bernhard Eggers zwischen die Fronten geraten war.

In namentlicher Abstimmung wurde Hans Gronewald in der Ratssitzung vom 2. April 1946 das ihm zuerteilte Ehrenbürgerrecht aberkannt.[2]

Nach Aufhebung des politischen Betätigungsverbots kandidierte Gronewald zur niedersächsischen Landtagswahl von 1955 für die Deutsche Partei. Von April 1961 bis September 1964 gehörte er für die Deutsche Partei dem Rat der Stadt Aschendorf an.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Deutsches Biographisches Archiv NF Mikrofiche Nr. 482, S. 271–274.
  • Herrmann A. L. Degener, Degeners Wer ist’s. 10. Ausgabe 1935, Berlin 1935, S. 542.
  • Handbuch für den Preußischen Landtag. Ausgabe für die 4. Wahlperiode (von 1932 ab). Hrsg. von E. Kienast, Berlin 1932, S. 435.
  • Handbuch für den Preußischen Landtag. Ausgabe für die 5. Wahlperiode (von 1933 ab). Hrsg. von E. Kienast, Berlin 1933, S. 327.
  • Wilfried Hinrichs, Die emsländische Presse unter dem Hakenkreuz. Selbstanpassung und Resistenz im katholischen Milieu, in: Emsland/Bentheim. Beiträge zur Geschichte Bd. 6. Hrsg. von der Emsländischen Landschaft für die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim, Sögel 1990, S. 7–253, S. 103–104.
  • Helmut Lensing, Zum Konflikt zwischen Nationalsozialismus und Kirche im Emsland bis zur Lingener Blockhütten-Affäre 1935, in: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.), Emsländische Geschichte Bd. 3, Bremen 1993, S. 125–154.
  • Helmut Lensing, Die nationalsozialistische Gleichschaltung der Landwirtschaft im Emsland und der Grafschaft Bentheim, in: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.), Emsländische Geschichte Bd. 4, Bremen 1994, S. 43–123.
  • Helmut Lensing, Art. Gronewald, Johannes, in: Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte (Hrsg.), Emsländische Geschichte Bd. 6, Dohren 1997, S. 222–225.
  • Martin Löning, Die Durchsetzung nationalsozialistischer Herrschaft im Emsland (1933–1935), in: Emsland/Bentheim. Beiträge zur Geschichte Bd. 12. Hrsg. von der Emsländischen Landschaft für die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim, Sögel 1996, S. 7–353.
  • Michael Rademacher, Die Kreisleiter der NSDAP im Gau Weser-Ems, Marburg 2005, besonders S. 409.
  • Hubert Rinklake, Katholisches Milieu und Nationalsozialismus – Traditionelle Verhaltensweisen und gesellschaftlicher Umbruch im Emsland vom Ende des Kaiserreiches bis zur Bundesrepublik. Diss. phil. Göttingen 1991, S. 186–189.
  • Dieter Simon, Aschendorf im Dritten Reich, in: Gerd Steinwascher (Hrsg.), Geschichte der Stadt Aschendorf, 173–192, S. 182–183.
  • Gerd Steinwascher (Bearbeiter), Gestapo Osnabrück meldet. .. Polizei- und Regierungsberichte aus dem Regierungsbezirk Osnabrück aus den Jahren 1933 bis 1936 (= Osnabrücker Geschichtsquellen und Forschungen Bd. 36), Osnabrück 1995, S. 11, 27–28, 360, 365, 383.
  • Erich Stockhorst: 5000 Köpfe. Wer war was im 3. Reich. 2. Auflage. Arndt-Verlag, Kiel 1985, ISBN 3-88741-117-X, S. 165.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/12061276
  2. Stadt Osnabrück: Ehrenbürger. In: osnabrueck.de. Stadt Osnabrück – Der Oberbürgermeister, abgerufen am 24. Juni 2019.