Hans Maier (Politiker, 1931)

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Hans Maier (April 2012)

Hans Maier (* 18. Juni 1931 in Freiburg im Breisgau) ist ein deutscher Politikwissenschaftler, Publizist und Politiker (CSU). Er war unter anderem Staatsminister.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausbildung und Beruf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans Maier wuchs im bäuerlichen katholischen Milieu auf. Nach seinen Angaben hielt sich seine Familie vom Nationalsozialismus fern. Bei einem Luftangriff auf Freiburg am 27. November 1944 seien er und seine Schwester verschüttet worden, Nachbarn hätten die beiden ausgegraben und ihnen somit das Leben gerettet.[1]

Nach seinem Abitur am Freiburger Berthold-Gymnasium studierte Hans Maier in Freiburg, München und Paris Geschichte, Germanistik, Romanistik und Philosophie. 1956 legte er das Staatsexamen für das höhere Lehramt ab und promovierte 1957 zum Thema Revolution und Kirche. Studien zur Entstehungsgeschichte der christlichen Demokratie in Frankreich.

1962 habilitierte er sich als Schüler von Arnold Bergstraesser und wurde nach mehreren Rufen im selben Jahr Professor für politische Wissenschaft am Geschwister-Scholl-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Er wird der Freiburger Schule der Politikwissenschaft zugerechnet. Er wurde in der Politikwissenschaft unter anderem durch seine Publikationen zum Thema Politische Religion bekannt.

Von 1988 bis zu seiner Emeritierung 1999 übernahm er den Guardini-Lehrstuhl für Christliche Weltanschauung, Religions- und Kulturtheorie an der LMU München.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans Maier (erste Reihe links) bei der Fronleichnamsprozession 1971 in der Münchner Ludwigstraße
1976: Hans Maier (rechts) zeichnet Journalisten aus

Von 1970 bis 1986 war Hans Maier bayerischer Kultusminister. Im Kabinett wurde ihm 1986 immer wieder vorgehalten, "er unternehme zuwenig gegen »linke« Lehrer - zum Beispiel gegen Pädagogen, die auf Unterschriftenlisten einen Verzicht auf die Atomenergie und die WAA in Wackersdorf gefordert hatten".[2]

In den ersten Jahren seiner Amtszeit gehörte er weder dem Landtag noch der CSU an. 1978 wurde er für den Stimmkreis Günzburg in den Bayerischen Landtag gewählt, dem er bis zu seiner Mandatsniederlegung am 31. Dezember 1987 angehörte. Als der damalige Ministerpräsident Franz Josef Strauß nach der Landtagswahl 1986 das Kultusministerium in zwei Ressorts, Unterricht und Kultus einerseits und Wissenschaft und Kunst andererseits, aufteilte, trat Maier von seinem Amt zurück.

Engagement als Katholik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1976 bis 1988 war Maier Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, dem er auch später viele weitere Jahre angehörte.

Maier kritisierte den Ende der 1990er Jahre unter anderem von Joseph Ratzinger (2005–2013 Papst Benedikt XVI.) betriebenen Ausstieg der Kirche aus der Schwangerenkonfliktberatung und engagierte sich für Donum vitae. Er kritisierte Papst Benedikt auch in seiner im Jahr 2011 veröffentlichten Autobiografie (siehe #Schriften), die er unter anderem in den Katholischen Akademien Berlin, Köln und Hamburg vorstellte. Als er das Buch in Regensburg vorstellen wollte, verbot der Bischof von Regensburg Gerhard Ludwig Müller ein Auftreten Maiers in kirchlichen Räumen des Bistums.[3][4]

Weitere Tätigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans Maier beim Gottesdienst an der Orgel

Im Jahr 1970 gehörte Hans Maier zum engsten Gründerkreis des Bundes Freiheit der Wissenschaft: Gemeinsam mit Richard Löwenthal und Hermann Lübbe formulierte er den Gründungsaufruf.[5]

Von 1985 bis 1988 war Hans Maier Präsident des Deutschen Bühnenvereins. Zudem war er Mitherausgeber der Wochenzeitung Rheinischer Merkur.

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maier lebt in München. Er ist seit 1962 verheiratet und hat sechs Töchter.[6] Maier ist passionierter Organist.

Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitgliedschaften in Akademien

Ehrendoktortitel

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(chronologisch)

  • Revolution und Kirche, Studien zur Frühgeschichte der christlichen Demokratie 1789–1850, Freiburg 1959. 1965. 1973
  • Thomas von Aquin. Paderborn 1961
  • Politische Wissenschaft in Deutschland. Aufsätze zur Lehrtradition und Bildungspraxis, München 1969.
  • Kritik der Politischen Theologie. Einsiedeln 1970
  • Demokratie in der Kirche. Möglichkeiten und Grenzen. Mit Joseph Ratzinger. (1970, auch französisch, spanisch, portugiesisch, italienisch, polnisch), Neuauflage: Matthias-Grünewald, Lahn, Limburg 2000, ISBN 3-7867-8348-9.
  • Politische Religionen – Die totalitären Regime und das Christentum. Herder, Freiburg im Breisgau 1995, ISBN 3-451-04414-5.
  • Gesammelte Schriften. Beck, München 2006–2010:
  • Böse Jahre, gute Jahre. Ein Leben 1931 ff. Autobiographie. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-61285-5.
  • Die christliche Zeitrechnung. Ihre Geschichte – ihre Bedeutung. Herder, Freiburg im Breisgau 2013, ISBN 978-3-451-06397-8.
  • Die Orgel. Kleine Geschichte eines großen Instruments. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-69758-6.
  • Deutschland. Wegmarken seiner Geschichte. C.H. Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-76453-0.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ahmet Cavuldak (Hrsg.): Hans Maier. Werk und Wirken in Wissenschaft und Politik. Nomos, Baden-Baden 2021, ISBN 978-3-8487-7164-6.
  • Horst Möller: Hans Maier zum 90. Geburtstag. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 69 (2021), Heft 3, S. 549–557.
  • Thomas Noetzel: Hans Maier – Traditionsbestände des summum bonum. In: Hans Karl Rupp, Thomas Noetzel (Hrsg.): Macht, Freiheit, Demokratie. Band 2: Die zweite Generation der westdeutschen Politikwissenschaft. Schüren Verlag, Marburg 1994, S. 99–110.
  • Heinrich Oberreuter: Verantwortung in Gesellschaft, Staat und Kirche: Hans Maier. In: Hans-Rüdiger Schwab (Hrsg.): Eigensinn und Bindung. Katholische Intellektuelle im 20. Jahrhundert. Butzon & Bercker, Kevelaer 2009, S. 615–630.
  • Hans Otto Seitschek (Hrsg.): Christ und Zeit. Hans Maier zum 75. Geburtstag. Symposion an der Ludwig-Maximilians-Universität München am 17. Juni 2006. Akademischer Verlag, München 2007.
  • Hans Otto Seitschek: Hans Maier (geboren 1931). In: Eckhard Jesse, Sebastian Liebold (Hrsg.): Deutsche Politikwissenschaftler – Werk und Wirkung. Von Abendroth bis Zellentin. Nomos, Baden-Baden 2014, S. 525–537.
  • Theo Stammen, Heinrich Oberreuter, Paul Mikat (Hrsg.): Politik – Bildung – Religion. Hans Maier zum 65. Geburtstag. Schöningh, Paderborn u. a. 1996.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hans Maier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ich habe eigentlich genug Hoffnung gespeichert sz.de, 17. Juni 2021.
  2. Handlicher und spritziger - Bayerns Ministerpräsident Strauß wollte eigentlich »kein Massensterben« veranstalten - nun hat er doch das halbe Kabinett um- oder neubesetzt. - (Der Spiegel vom 2. November 1986)
  3. Papst Franziskus verunsichert die deutschen Bischöfe.
  4. Mike Szymanski: Der unversöhnliche Hirte. In: sueddeutsche.de. 16. Mai 2011, abgerufen am 22. Oktober 2022.
  5. Gründungsaufruf von 1970.
  6. Literarische Gesellschaft Gräfelfing (Memento vom 19. April 2014 im Internet Archive)
  7. Liste der Träger des Ehrenrings der Stadt Bamberg.
  8. Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesanzeiger. Jg. 25, Nr. 43, 9. März 1973..
  9. Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesanzeiger. Jg. 30, Nr. 194, 13. Oktober 1978.
  10. AAS 82 (1990), n. 4, p. 409.
  11. Alfred Selmaier: Erschöpft sich Europa wirklich im Euro? 15 Jahre Bürgerinitiative zur Förderung der Humanistischen Bildung in Bayern: III. Laudatio. In: Forum Classicum 41, 1, 1998, S. 8–9.
  12. Webseite der Bayerischen Volksstiftung.